Kurz notiert
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Bargeld in Europa schützen jetzt: Die Wahlfreiheit, mit Banknoten und Münzen zu bezahlen, droht Stück für Stück zu verschwinden. Zahlreiche Prominente rufen nun zum Schutz des Bargelds auf. Wir haben die Chance, unsere gedruckte Freiheit europaweit abzusichern. Ich bin Co-Initiator. Bitte macht mit und unterschreibt die Petition!
07.12.24, Eine unglaubliche Begründung für die Annulierung einer demokratischen Wahl: Bei den Präsidentschaftswahlen in Rumänien am 24. November lag Călin Georgescu mit 22 Prozent der Stimmen vorn. Der Parteilose spricht sich unter anderem gegen eine Unterstützung der ukraininischen Seite im Krieg gegen Russland aus. Das US-Außenministerium drohte am 4. Dezember, dass eine Abwendung Rumäniens von den westlichen Allianzen »schwerwiegende negative Auswirkungen auf die sicherheitspolitische Zusammenarbeit der USA mit Rumänien« haben werde. Am 6. Dezember hob das Verfassungsgericht Rumäniens die Wahlen auf. Es geht um die Einflussnahme auf die Meinungsbildung durch automatisierte Vorgänge in sozialen Netzwerken mit Finanzierung aus unbekannten Quellen. In dem Beschluss findet sich eine erstaunliche Begründung:
»Der Gerichtshof stellt fest, dass die Art und Weise, in der das Wahlverfahren für die Wahl des rumänischen Präsidenten im Jahr 2024 durchgeführt wurde, die freie Meinungsäußerung der Bürger beeinträchtigt hat. Die Freiheit der Wähler, sich eine Meinung zu bilden, schließt das Recht ein, richtig informiert zu werden, bevor sie eine Entscheidung treffen.«
Kommentar: Das ist eine seltsame, anti-aufklärerische Argumentation. Ein Mensch hat die Fähigkeit, zu erkennen, dass er im Denken beeinflusst wird. Der Staat sollte Umstände fördern, unter denen Menschen kritischen Geist entwickeln. Der Gerichtshof geht davon aus, dass man richtig oder falsch informiert werden kann und dass er beurteilen könnte, was richtig und was falsch ist. Das nimmt sich nur ein totalitärer Staat heraus. Wenn ein Mensch vor einer Wahl nur mit Informationen versorgt werden darf, die der Staat für richtig erkennt, wird es nie wieder gültige Wahlen geben oder aber alle Bürger müssen vier Wochen vor dem Wahltermin von ihren Mitmenschen und von anderen Informationsquellen, die Fehlinformationen verbreiten könnten, isoliert werden. Der Staat hat aber für die Meinungsfreiheit zu garantieren und gerade das verbietet ihm, die Meinungsbildung in seinem Sinne zu lenken, indem er den Zugang zu Meinungen und anderen Informationen beschränkt.
notizen-2023-2024/#071224-554
06.12.24, Krieg belastet deutsche Kinder psychisch: 23 Prozent der Kinder leiden derzeit unter Angstsymptomen, 22 Prozent geben psychische Probleme an. Das geht aus einer repräsentativen Befragung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hervor. Zwischen Oktober/November 2023 und Oktober 2024 stieg der Anteil der Kinder, die von mäßigen, mittelschweren und großen Sorgen vor Krieg berichten, von 56 auf 72 Prozent. Die Wirtschaftskrise beschäftigt 62 Prozent der Kinder (plus 12 Prozentpunkte). Wie das UKE am 4. Dezember mitteilte, geben etwa fünf Prozent mehr Kinder und Jugendliche »eine schlechte psychische Gesundheit« an als vor Corona.
notizen-2023-2024/#061224-552
05.12.24, Greenwashing, das darf nur die Rüstungsindustrie: Im März trat eine EU-Richtlinie gegen Greenwashing in Kraft. Nun müssen die EU-Länder dafür sorgen, dass kommerzielle Werbung mit Begriffen wie ›nachhaltig‹, ›ökologisch‹ oder ›recyclebar‹ unterbleibt, sofern nicht strenge Kriterien erfüllt sind. Wenn es aber um ›nachhaltige‹ Wertpapierfonds geht, so könnten sich dahinter bald auch Aktien von Rüstungskonzernen verstecken. Der Plan der EU-Kommission: Mehr Geld in die Waffenbranche lenken.
notizen-2023-2024/#051224-309
05.12.24, Bargeld auf dem Weg in die Schweizer Verfassung: Die Schweizer Regierung will Bargeld ins höchste Gesetz schreiben. Wichtige Grundvoraussetzungen dafür, dass Banknoten und Münzen als Zahlungsmittel genutzt werden können, sollen aber nicht von der Verfassung garantiert werden. Das Parlament kann den Vorschlag der Regierung am 18. Dezember korrigieren. Wenn Sie Schweizer Bürger sind und das unterstützen möchten, können Sie sich bis zum 7. Dezember an einer Petition beteiligen.
notizen-2023-2024/#051224-472
04.12.24, Politische Justiz in Deutschland: Die Staatsanwaltschaften unterliegen in Deutschland den Weisungen der Justizminister. Im Fall Michael Ballweg gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die Landesregierung von Baden-Württemberg Einfluss auf die Arbeit der Staatsanwälte nahm. Zumindest aber ist klar, dass sich die Regierung ständig im Bilde befand über die grotesken Ermittlungen und nichts dagegen unternahm. Thomas Moser beleuchtet in einem Artikel für das Overton-Magazin das Vorgehen gegen einen Menschen, der dem Staat in der Coronazeit äußerst unbequem war.
notizen-2023-2024/#041224-119
03.12.24, Kunstfraß mit Gütesiegel: Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ist bekannt für ihre goldenen, silbernen und bronzenen Lebensmittel-Gütesiegel. Im November organisierte sie eine Messeausstellung zum Thema »alternative Proteine«. In Zukunft seien intelligente Strategien einer »technologiebasierten Nahrungsmittelproduktion« gefragt, heißt es auf der Internetseite der DLG. Die Organisation beschäftigt sich mittlerweile mit gentechnisch im Labor erzeugter Milch und lobt sich dafür, dass eine Präsentationsfläche für die »automatisierte Produktion von Insekten als hochwertiges Proteinfuttermittel direkt auf dem landwirtschaftlichen Betrieb« auf der Messe in Hannover »großen Zuspruch« gefunden habe. Die DLG arbeitet eng mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) zusammen. Mit diesem und einer Organisation der Maschinenindustrie hat die Gesellschaft »ein Konzept entwickelt, wie Hindernisse bei der Digitalisierung der Landwirtschaft aus dem Weg geräumt« werden können, liest man auf der Webseite des DBV. In letzter Konsequenz bedeutet das, sich an einer Entwicklung zu beteiligen, die teure Technik zum Standard macht und Landwirte als Kreditnehmer zum Sklaven auf dem eigenen Hof. Lobbyarbeit für die Großen macht die DLG auch in Sachen Saatgut. Gemeinsam mit Vertretern der Saatgutindustrie und zuständiger Behörden (unter anderem das Bundessortenamt) wendet sich die Gesellschaft dagegen, dass Bauern wieder das Recht zurückerhalten, eigens geerntetes Saatgut freier Sorten zu verkaufen. (Pikanterweise ist der DLG-Präsident laut einem Bericht von 2016 selbst ein großer Saatguterzeuger.)
notizen-2023-2024/#031224-268
02.12.24, Recht auf analoges Leben in die Verfassung geschrieben: Der Westschweizer Kanton Neuenburg schreibt die »digitale Integrität« in die Verfassung. In einer Volksabstimmung am 24. November stimmten 92 Prozent dafür, das »Recht, nicht überwacht, vermessen oder analysiert zu werden, das Recht auf ein Offline-Leben sowie das Recht, vergessen zu werden«, ins höchste Gesetz aufzunehmen. Im Kanton Zürich ist eine vergleichbare Volksinitiative zustande gekommen. Man darf gespannt sein, wie die Zürcher abstimmen werden.
notizen-2023-2024/#021224-512
29.11.24, Den Mensch zwischen den Fronten sieht man nicht: Es gibt keine verlässlichen Zahlen, wie viele Menschenleben der Krieg in der Ukraine kostet. Nach ukrainischen Angaben wurden in den ersten beiden Kriegsjahren 414.000 russische Soldaten getötet oder verwundet. Der russische Verteidigungsminister nannte für denselben Zeitraum 444.000 Tote und Verletzte auf ukrainischer Seite. Die Sozialministerin der Ukraine, Oksana Zholnovych, sagte, in den ersten anderthalb Kriegsjahren sei die Zahl der Behinderten in ihrem Land um 300.000 angestiegen.
Der US-Präsident hat der Ukraine vor wenigen Tagen erlaubt, US-Raketen gegen Ziele in Russland einzusetzen. Darüber berichteten die Medien am 18. November. Die Spitzenkandidaten von drei deutschen Parteien drängen ebenfalls auf eine weitere Eskalation des Konflikts. FDP-Chef Christian Lindner schrieb am 19. November: »Taurus muss jetzt geliefert werden. Der Kanzler warnte immer vor Alleingängen. Jetzt steht er isoliert da. USA und andere gehen voran. Deutschland muss folgen.« Robert Habeck, Kanzlerkandidat der Grünen, sagte am 17. November, er würde Olaf Scholz’ Entscheidung gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern revidieren. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz forderte am 16. Oktober, die »Reichweitenbegrenzung für die Waffen, die die Ukraine hat«, aufzuheben. »Das geht so nicht weiter, und wenn Putin das nicht akzeptiert, dann muss der nächste Schritt erfolgen und ihm gesagt werden: Wenn er nicht innerhalb von 24 Stunden aufhört, die Zivilbevölkerung in der Ukraine zu bombardieren, dann müssen aus der Bundesrepublik Deutschland auch Taurus-Marschflugkörper geliefert werden, um die Nachschubwege zu zerstören, die dieses Regime nutzt …«
Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am 21. November: »Wir sehen uns berechtigt, unsere Waffen gegen Militäreinrichtungen derjenigen Länder anzuwenden, die es zulassen, ihre Waffen gegen unsere Einrichtungen einzusetzen, und im Falle einer Eskalation aggressiver Handlungen werden wir entschlossen und spiegelbildlich reagieren …«
notizen-2023-2024/#291124-108
28.11.24, Deutschland fühlt sich depressiv und unterdrückt: 24 Prozent der Bürger haben in der Vergangenheit die Diagnose Depression erhalten. Das geht aus einer repräsentativen Befragung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention hervor, veröffentlicht am 25. November. Nach Daten der Barmer-Krankenkasse wird immer mehr jungen Menschen eine Depression diagnostiziert. Weitere Zahlen über den Zustand der Gesellschaft: 47 Prozent glauben, man könne seine politische Meinung frei sagen, 41 Prozent denken, man müsse vorsichtig sein (repräsentative Untersuchung für 2024 von Media Tenor und dem Institut für Demoskopie Allensbach). 1990 sagten noch 78 Prozent, man könne frei reden. Zu den Zukunftsaussichten: 81 Prozent der 12- bis 25-Jährigen sorgen sich vor einem Krieg in Europa (repräsentative Befragung von Shell, 2024). 78 Prozent der 18- bis 39-Jährigen versteht, wenn »in Zeiten wie diesen« Menschen »zögern, Kinder zu bekommen« (repräsentative Umfrage der Allianz-Foundation, 2023). Die Zustimmung zur »Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert«, ist auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2006: 42,3 Prozent in Gesamtdeutschland und 29,7 Prozent in Ostdeutschland stimmen mit der Demokratie überein, wie sie sich in der Bundesrepublik gestaltet (Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 unter Mitverantwortung der Heinrich-Böll-Stiftung und der Otto-Brenner-Stiftung).
notizen-2023-2024/#281124-802
27.11.24, 1600 Wölfe in Deutschland nachgewiesen: In der Bundesrepublik leben mindestens 200 Wolfsrudel und insgesamt 1600 Wölfe. Diese Zahlen veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz am gestrigen Dienstag. Auf der einen Seite hat der Wolf einen angestammten Platz in der Schöpfung. Er kontrolliert zum Beispiel den Bestand an Rotwild. Gibt es zu viele Rehe, kann sich der Wald schlecht verjüngen, weil die Tiere mit Vorliebe an den Triebspitzen von Jungbäumen fressen. Bei Förstern sinken daher die Kosten für Zaunmaterial, wenn sich der Wolf ausbreitet. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr unerwartete nächtliche Überfälle bei Landwirten und privaten Nutztierhaltern. In den Herdenschutz fließen jetzt Millionen.
notizen-2023-2024/#271124-142
26.11.24, Die wilde Honigbiene ist nicht ausgestorben: Im Rahmen des Projekts ›Swiss BeeMapping‹ wurden in der Schweiz im Laufe der letzten Jahre 350 wildlebende Bienenvölker dokumentiert. Etwa 10 bis 20 Prozent der Kolonien überleben den Winter. Die wildlebenden Honigbienen lernen, mit sich verändernden Umweltbedingungen zurechtzukommen, und geben ihre Erfahrungen (oder ihre Gene) auch an bewirtschaftete Bienenvölker weiter. Somit spielen sie eine wichtige Rolle für den Fortbestand der Honigbiene. Schätzungsweise leben in Europa fünf Millionen wilde Völker.
notizen-2023-2024/#261124-329
Aktuelle Beiträge
Raus aus der Bildungsfalle
Grafik zur Symbolisierung. Lizenz: Bild von Persblik / Pixabay / Bild beschnitten.
Rezension | 23.10.2024
Raus aus der Bildungsfalle
Ein Sozialwissenschaftler sucht Wege aus der Bildungsfalle und setzt dabei auf einen starken Staat. Wie denkt darüber ein junger Journalist, der das Schulsystem verließ, noch ehe es das Gesetz erlaubte? Von Hakon von Holst.
Bundesbank beteiligt sich an Verdrängung des Bargelds
Grafik zeigt die Stadt Frankfurt. Lizenz: Bild von Leonhard Niederwimmer / Pixabay / Bild beschnitten.
Artikel | 01.10.2024
Bundesbank beteiligt sich an Verdrängung des Bargelds
Die Deutsche Bundesbank will mittelfristig ein Viertel ihrer verbliebenen Filialen schließen. Das könnte die Akzeptanz von Bargeld im Einzelhandel weiter vermindern. Trotzdem beharrt die Bundesbank auf ihrem Plan, auch gegen interne Kritik. Von Hakon von Holst.
Externe Publikationen
Externe Publikationen
04.12.2024, Artikel, »Bargeld auf dem Weg in die Schweizer Verfassung«
18.11.2024, Bericht, »Warten auf den Kipppunkt«
16.11.2024, Vortrag, »Bargeld für die Welt von morgen«
03.11.2024, Artikel, »Wie die US-Regierung ihren Agrarchemie-Konzernen hilft, Europa und die Welt zu erobern«
24.10.2024, Kommentar, »Wie Landesregierungen mit mehr als Worten zum Friedenserhalt beitragen können«
22.10.2024, Artikel, »Nahverkehr hängt Senioren und Kinder ab«
22.10.2024, Rezension, »Raus aus der Bildungsfalle«
07.10.2024, Artikel, »Alles nur noch digital? Warum wir unser Bargeld schützen sollten«
06.09.2024, Artikel, »Wie die öffentliche Hand das Bargeld abschafft«
04.09.2024, Artikel, »Nahverkehr ohne Bargeld: Ein Spinnennetz der Überwachung« (auch in der BLZ vom 09.09.24 auf Seite 3)
24.06.2024, Artikel, »Der lautlose Angriff auf oppositionelle Medien« (gekürzte Fassung in der NOZ, im GA, in den ON und im neuen Format Tag 7)
Vortrag in Prag
Bildlizenz: © Pete Jones / Auflösung komprimiert.
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Jüngste Beiträge nach Rubrik
Falls Sie die Literatur lieben, sehen Sie sich meine Leseempfehlungen für Dezember 2024 an!
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Was wird aus dem genetischen Kulturerbe?
Viele alte Sorten sind von den Feldern verschwunden. Mit einer Rechtsreform soll die Vielfalt zurückkehren, doch das erklärte Ziel könnte die EU-Kommission deutlich verfehlen. Wie steht es um Menschen, die sich dem Erhalt alter Sorten widmen? Weiterlesen auf Multipolar →
Kranz im Herbst
Vor langer Zeit fertigte ich einen Adventskranz aus Tannenreis. Ein Strohring gab die Basis und Draht diente zum Binden. Auf diese Hilfsmittel wollte ich nun verzichten und probierte aus. Meine Grundlage sollte ein Ring aus Brennnesseln werden. Ich streifte die stechenden Blätter herunter und flocht aus drei Ruten eine Litze …
Versöhnung im Land der Verbannung
Die deutsch-russischen Beziehungen reichen weit zurück. Zar Peter der Große (1672 bis 1725) suchte regelmäßig die Nemezkaja sloboda auf, ein Ausländerquartier vor Moskau. Hier lebten vor allem Deutsche – und hier fand er seine erste Geliebte: Anna Mons. Später verlegte der Herrscher die russische Hauptstadt an die Ostsee. Zehntausende Zwangsarbeiter errichteten Sankt Petersburg auf Sumpfgebiet. Vor seinem Tod gründete Peter an diesem Ort die Russische Akademie der Wissenschaften. Zu ihrem ersten Präsidenten bestimmte er seinen Leibarzt Laurentius Blumentrost. Muttersprache der meisten an die Akademie berufenen Wissenschaftler war Deutsch.
Zu ihnen zählte auch Johann Georg Gmelin, geboren in der schwäbischen Universitätsstadt Tübingen. Mit 21 Jahren wurde er zum Professor für Chemie und Naturgeschichte ernannt – an der Akademie der Wissenschaften in Russland. Zwei Jahre später, 1731, reiste er im Auftrag der Zarin und zusammen mit dem Historiker Gerhard Friedrich Müller Richtung Sibirien. In den folgenden zehn Jahren erforschte er den asiatischen Landesteil Russlands: seine Geographie, Tier- und Pflanzenwelt, Bodenschätze, die lokale Wirtschaft und die Lebensweise der Einheimischen.
Im Fernen Osten durchwanderte Gmelin die Wälder der Dahurischen Lärche. Zu seinen Ehren nennen die Botaniker diesen Baum Larix gmelinii. Das Gehölz ist bis hinauf zum Nördlichen Eismeer verbreitet, übersteht Temperaturen von minus 70 Grad Celsius. Im Süden erreicht es die Ufer des Baikalsees. Hier stand Gmelin im Jahr 1735. Die Gegend ist ein eigener Kosmos: Sie beheimatet die einzige Süßwasserrobbe der Welt. Die meisten Seebewohner trifft man nirgendwo sonst – der Baikal gehört zu den ältesten Seen auf der Erde. Im Mittel ist er 50 Kilometer breit und grob 650 Kilometer lang, also einmal Luftlinie München – Rostock. Den größten See Österreichs und Deutschlands, den Bodensee, könnte man ausleeren und 500 Mal wiederbefüllen – allein mit dem Wasser aus dem Baikal.
Bildlizenz: Foto »Nerpa (Pusa sibirica)« von Sergey Gabdurakhmanov / CC BY 2.0.
Wir sprechen vom reichsten Süßwassersee der Welt. An den Wassermassen aus allen Flüssen der Erde und allen nicht salzigen Seen hält der Baikal mehr als ein Fünftel. Mit 1642 Metern ist er der tiefste See überhaupt. Und dennoch ragen 27 Inseln aus seinen Wassern. Eine von ihnen trägt den Namen Olchon. Um die Fischproduktion auszuweiten, wurde hier 1938 die Siedlung Chuschir gegründet. Wenig später zogen über 200 Männer in den fernen Krieg. Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland kehrte weniger als die Hälfte von ihnen lebend in die junge Ortschaft zurück. Ende der 1990er, als die Sowjetunion zusammengebrochen war, bot sich folgendes Bild: Ein Dorf mit 1000 Erwachsenen und 200 Kindern. Strom aus der Steckdose – das gab es nur gelegentlich, und niemand brauchte einen Gedanken an ein Handy zu verschwenden. Fließendes Wasser aus der Leitung? Unbekannt.
Die Filmemacher Susanne Becker und Bernd Reufels wählten diesen Platz für ein Experiment aus – im Auftrag des ZDF. Zwei deutsche Familien sollten nach Chuschir umsiedeln. Auf jede wartete ein Holzhäuschen mit Gemüsegarten und Vieh. Für das Wagnis existierte kein Drehbuch. Das Leben selbst würde die Geschichte schreiben, beobachtet von der Kamera, festgehalten in dem Film »Sternflüstern«. Von flüsternden Sternen spricht man dort auf Olchon, wenn der Atem zu Eis gefriert und leise klingend zu Boden fällt. Doch so kalt empfing die Familien ihre neue Heimat nicht.
Mit wenig Gepäck erreichen die Abenteurer die Insel zu Schiff. Anfang September 2003 geht es an Land. Die Deutschen erwartet der ausklingende Sommer. Familie Möchel findet endlich ihr Zuhause. Vor der Holzhütte entfaltet sich ein herrliches Seepanorama. Die Meteorologin Ljudmila will gleich ihre deutschen Nachbarn kennenlernen – die sprechen keinen Brocken Russisch. Für die Kinder ist das nicht weiter schlimm. Die vier Töchter schließen bald Freundschaft mit Ljudmilas Sohn Aljoscha. Seine Mutter zeigt den Bayern, wie die Kuh gemolken wird. Außerdem müssen sie lernen, den Ofen zu feuern, um etwas Warmes auf den Teller zu bekommen. Die Familie begreift, was es bedeutet, wenn das Überleben vom eigenen Garten, von kreativen Einfällen und guten Freunden abhängt.
Aljoscha wirkt nachdenklich. Der Vater soll ein Trinker gewesen sein; für seinen Sohn konnte er wenig tun. Erst vor Wochen verließ er Frau und Kind, um mit einer anderen zu leben. Bei Herrn Möchel reift ein Plan: Am Ufer liegt ein kaputtes Motorboot. Er treibt im Dorf Wachstuch auf, bei Nikita fragt er nach Scharnieren, Drahtseil und Holz. Etwas Deutsch und Englisch spricht dieser blondhaarige Geschäftsmann. Nikitas unternehmerischer Verstand schaltet schnell, als er erfährt, dass Herr Möchel Schreiner von Beruf ist. Er bietet ihm an, beim Bau der orthodoxen Kirche zu helfen, um das Material abzubezahlen. Und schon steht der Familienvater aus Bayern hoch oben auf dem Dach. Unangeseilt streicht er mit Helfern die Kirchenkuppeln blau.
Es sind die letzten milden Tage des Jahres, als das Segelboot fertig wird. Aljoscha verlässt der Mut. Schon so viele Fischer wurden auf dem Baikal von Stürmen überrascht, sind gekentert und ertrunken. Doch er nimmt sich ein Herz und fährt mit dem Deutschen hinaus aufs Wasser. Aljoscha beginnt, auf dem Boot zu tanzen; der Wind bringt die beiden zu neuen Ufern.
Der russische Winter kommt unerwartet, auch für Familie Klapproth aus dem Harz. Anfang Oktober fallen über Nacht 15 Zentimeter Schnee. Tochter Jenny begutachtet die Wäsche auf der Leine: steifgefroren. Von nun an überlegt sich jeder zweimal, ob er vors Haus tritt. Daran führt kein Weg vorbei. Die Kuh brüllt, weil das Euter drückt, oder umgekehrt: Die Blase meldet, dass es Zeit wäre, das Plumpsklo aufzusuchen. Trinkwasser schöpfen die Menschen immerzu aus dem Baikal. Der Herd ist die einzige Wärmequelle im Haus. Wenn es am Holz mangelt und das Feuer nachts erlischt, muss der Frühstücksbrei aus Eisplatten gekocht werden. Der See jedenfalls ist rein: Die Sichtweite unter Wasser soll bis zu 40 Meter betragen. Friert der Baikal zu, bilden sich wunderschöne Mosaikmuster.
Bildlizenz: Foto »Baikal« von Sergey Pesterev / CC BY-SA 2.0 / Foto beschnitten.
Das Leben auf Olchon verändert die Familien wie auch die Menschen, die nicht auf der Leinwand in Erscheinung treten. Der Kameramann vom ZDF kommt auf neue Gedanken: »Es gibt keinen Fernseher, es gibt kein Telefon. Und das alles lässt einen ganz allmählich ruhig werden.« Selbst bei den Einheimischen tut sich etwas. Klapproths wohnen mitten im Dorf. Ihre Nachbarn heißen Michail und Maria. Der Kontakt war freundlich, aber anfangs von Zurückhaltung geprägt. Tochter Jenny machte sich nichts daraus. Sie lief oft zu den beiden betagten Russen. Mit der Zeit entstand ein Austausch zum gegenseitigen Nutzen.
Beim gemeinsamen Abendessen bricht bei Michail das Eis. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 ließen Abermillionen Russen ihr Leben. Im selben Jahr wurde die Wolgadeutsche Republik in Sowjetrussland aufgelöst. Hunderttausende Russlanddeutsche wurden zwangsumgesiedelt, viele davon nach Sibirien. Michail war sechs Jahre alt, als sein Vater im Krieg gegen die Deutschen starb. Das hatte ihn geprägt. Klapproths verstehen kein Russisch, doch nun sagt Michail: »Uns ist es schlecht gegangen und euch ist es schlecht gegangen; lassen wir das Vergangene Geschichte sein.«
Beim Abschied im Januar 2004 fließen viele Tränen. Michail hätte seine junge Nachbarin gern für immer behalten. Vater René sei für ihn wie ein Sohn gewesen, Mutter Kerstin wie eine Tochter und Jenny wie eine Enkelin. Der Film »Sternflüstern« wurde in den folgenden Wochen in Etappen im Zweiten Deutschen Fernsehen gezeigt, erreichte ein Millionenpublikum. Heute würde er neue Aufmerksamkeit verdienen.
Das Verbindende entzieht den Konflikten den Boden. Am fernen Baikal in Sibirien zeigt sich: Auch zwei verfeindete Völker können die Gräben zwischen einander überwinden, gemeinsam Herausforderungen angehen und sich eine Hilfe sein. Und vielleicht, vielleicht könnten sie auch miteinander über eine gute Zukunft nachdenken und beginnen, sie zu erschaffen. Zumindest könnten sie darüber Lieder schreiben oder einfach zusammen musizieren, wie es die Menschen am Baikalsee im Winter mit gefrorenen Eisplatten tun.
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Erinnerung an das Gute
Liebe Freude Interesse Glück Glückseligkeit Freiheit Lebendigkeit Nächstenliebe Zuneigung Mitgefühl Inspiration Begeisterung Berührung Würde Erleuchtung Entfaltung Entdeckerfreude Zufriedenheit Empfindsamkeit Genügsamkeit Klarheit Schönheit Schöpfung Läuterung Widerstandskraft Kraft Frohlocken Einkehr Weitsicht Gelassenheit Ausgewogenheit Harmonie Überfluss Vielfalt Vielseitigkeit Hilfsbereitschaft Emsigkeit Vollkommenheit Fleiß Willenskraft Beseeltheit Intelligenz Verstehen Präsenz Beweglichkeit Humor Witz Durchdringung Mut Wagemut Übersicht Perspektive Zielstrebigkeit Orientiertheit Verbundenheit Verwurzelung Heimat Standfestigkeit Friedliebe Spontanität Wildheit Kultiviertheit Disziplin Selbstkontrolle Leben Lachen Entfesselung Zuversicht Beschwingtheit Neutralität Authentizität Ehrlichkeit Aufrichtigkeit Achtsamkeit Rücksicht Voraussicht Entspannung Wachstum Entwicklung Esprit Wonne Sonnigkeit Rechtschaffenheit Gewissen Feuer Erdung Überlegtheit Treue Vertrauen Eigenständigkeit Selbständigkeit Eigenverantwortung Verantwortung Strahlkraft Güte Dankbarkeit Hoffnung Charisma Bescheidenheit Demut Beständigkeit Natürlichkeit Zeitlosigkeit Sinn Besinnlichkeit Farbe Verlässlichkeit Wachheit Genauigkeit Heiterkeit Ausgeglichenheit Echtheit Wahrheit Wahrhaftigkeit Unschuld Kindlichkeit Reinheit Unbedarftheit Ordnung Fürsorge Besonnenheit Lebenskraft Großherzigkeit Herzlichkeit Weisheit Differenzierung Handlung Bewusstsein Segen Vergebung Versöhnung Brüderlichkeit Temperament Gestandenheit Wärme Gottvertrauen Dynamik Fülle Kooperation Zusammenwirken Liebevolles Schöpfen Ideenreichtum Rhythmus Fähigkeit Potenzial Strukturiertheit Synchronizität Synthese Horizont Reinigung Schutz Ausdauer Erweckung Wahlfreiheit Selbstbestimmung Unabhängigkeit Autonomie Geborgenheit Erquickung Seelenfrieden Labsal Würdigung Debatte Auseinandersetzen Freiraum Sanftheit Ermutigung Erneuerung Zukunftsorientiertheit Offenheit Standhaftigkeit Erhellung Erkennen Antrieb Rückgrat Großzügigkeit Tatendrang Menschlichkeit Beleuchtung Wahrheitssinn Wahrheitsstreben Freundschaft Väterlichkeit Barmherzigkeit Größe Intuition Verzeihung Konzentration Unendlichkeit Ewigkeit Fluss Ermunterung Respekt Wertschätzung Mütterlichkeit Licht Heilung Wunder Göttlichkeit Einsicht Menschenliebe Vernunft Freundlichkeit Erbarmen Originalität Eintracht Seligkeit Zärtlichkeit Behüten Geburt Rührung Austausch Sternstunde Maß Kreativität Zweisamkeit Aufatmen Juchzen Singen Linderung Lindheit Gabe Altehrwürdigkeit Aufbruch Eingebung Lebenslust Sonnenaufgang Sternenlicht Frieden Frohsinn Selbstlosigkeit Fürsprechen Begegnung Ausweg Trittsicherheit Anregung Lächeln Befreiung Erfrischung Wohlwollen Erlösung Warmherzigkeit Kommunikation Zuhören Gutes Sanftmut Unermüdlichkeit Beherztheit Getragensein Offenherzigkeit Leichtigkeit Klang Behutsamkeit Altruismus Herzinnigkeit Ergrünen Erblühen Fruchtbarkeit Bedacht Heilsein Klarsicht Zeithaben Tierliebe Niveau Milde Entgegenkommen Entzücken Verzicht Ernsthaftigkeit Vorsicht Überwindung Beflügeltsein Kinderliebe Herrlichkeit Seelenreichtum Echtes Sinnlichkeit Werte Tapferkeit Erinnerung Vorfreude Herz Gewissheit Gewissenhaftigkeit Teilnahme Mutterliebe Ausstrahlung Sorgfalt Fantasie Achtung Erfinderreichtum Verwirklichung Nachsicht Wahrheitsliebe Redlichkeit Freigiebigkeit Tatkraft Erfüllung Weihnachten
Ich wünsche allen Menschen auf diesem Wege einen fröhlichen Tag. Von jetzt an und auch in der Zukunft. Wer Freude daran hat, kann sich all die guten Wörter ausdrucken:
Es ist auch möglich, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um sich an weitere Wörter und Worte zu erinnern. Es gibt Kraft. Und vielleicht ist der Wunsch da, diese Freude mit anderen Menschen zu teilen. Per E-Mail zum Beispiel. Oder ganz direkt.
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Voll, aber nicht satt
Ob in Deutschland, Italien oder anderswo: Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen? Diese Frage hat mich zu einem Interview mit einer Expertin für Nahrungsqualität inspiriert. Weiterlesen bei Medien plus →
Neue Regeln beim Düngen: Landwirte in Nöten
Ein Bericht von mir in der Zeitung zu einem landwirtschaftlichen Thema: Gülle soll weniger stinken. Moderne Maschinen müssen her – um die Düngeverordnung zu erfüllen. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen. Ein Besuch bei den Wurzeln unserer Nahrungsmittel. Und ein Hinweis auf Alternativen im Umgang mit dem Ammoniakproblem. Weiterlesen in der Berliner Zeitung →
Goldener Oktober
Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst. Das Ohr vernimmt ein tiefes Brummen von links: Hummelköniginnen tauchen ihren Rüssel in den süßen Nektar der Braunelle. Mit seinem kräftigen Lila zieht der Lippenblütler auch Wanderers Auge in seinen Bann. Vor allem jetzt, wo die Vegetation in einem Strohfeuer verschmilzt, um dem weißen Winter Platz zu schaffen.
Wer sich etwas Zeit nimmt, der spürt dieses verbindende Element allen Seins. Dem ewigen Ruf der Schönheit folgend geht die Natur in den Schlaf über. In den tiefsten Nächten träumt sie dann unter dem Sternenhimmel von … »Tiitütüü!«, unterbricht ein Vogel. Der Geist kehrt in die Gegenwart zurück.
Die Flugfauna äußert sich zaghafter im fortgeschrittenen Jahr. Die fröhlichen Lieder sind ausgeklungen. Dafür schenkt die Sonne Wärme. Und Marienkäfer landen auf Arm und Bein. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn … So viele Punkte auf dem Panzer – man kann sie gar nicht zählen, eh das Insekt seine roten Flügel wieder ausgebreitet hat.
Erneut fährt der Wind durchs Haar. Ein Konfettiregen löst sich aus dem Dach der Buche. Im Lichtstrahl Helios’ segeln die Blätter zu Tausenden hernieder. Schützend legt sich das Laub auf die Erde. Der Mantel unter den Füßen knistert beim Durchwaten.
Vor dem tiefblauen Himmel richten die Bäume ihre rot-goldenen Kronen in die Lüfte. Espe und Salweide bleiben länger grün. Es ist eine Szene wie aus dem Bilderbuch … Plötzlich fallen Regentropfen. Hoch oben zieht eine dunkle Wolke vorüber. Die Sonne scheint weiter. Ein Waldbad im Oktober ist immer eine Erfrischung.
Woher Hast und Eile kommen
Ein Blick auf den Terminkalender: keine Verpflichtungen heute, Gott sei Dank. Und trotzdem macht sich Unruhe breit. Woher kommt das? Wann stellt sich Ruhe ein?
Der zweite Weihnachtsfeiertag wollte zügig zu Ende gehen. Ich blickte konzentriert auf die Flammen im Ofen. Sie hatten das Scheit Holz fest im Griff. Mich hatte etwas anderes im Griff: das, was morgen sein wird. Was das sein möge, wusste ich selbst noch nicht. »Ich muss vorwärtskommen«, das diktierte der Kopf.
Die Welt da draußen dreht sich immer schneller; die Erde nicht: Die Sonne geht weiterhin jeden Morgen auf, stoisch, unbeirrt. Gütig blickt sie auf ihre Kinder, streichelt sie mit ihren Strahlen. Was sie wohl denkt, wenn sie all die Menschen betrachtet? Die Leute eilen und fliehen – doch vor was?
Ich merkte: Die Rastlosigkeit verengt wie ein Schmerz meinen Brustraum. Was sagte dieses Gefühl? Ich ging ihm nach und konnte es für meinen Verstand übersetzen:
Es muss schnell gehen. Du verlierst Zeit. Du vergeudest Zeit. Tue mehr Dinge, wo du in deinem Schaffen mit der Seele aufgehst.
Ein wenig Stille und Ruhe machte sich in mir breit. Ja, mein Kopf diktiert mir unablässig Notwendigkeiten, Aufgaben – angeblich wichtig, um Ziele zu erreichen. Ich bin immer am Werden. Ich bin der Erfüllungsgehilfe für große Pläne. Wann lebe ich?
Das Recht des Stärkeren
Was ist Freiheit, was bedeutet Gemeinwohl? Die in unserer Gesellschaft verbreiteten Vorstellungen scheinen Gegensätze darzustellen. Wir überprüfen sie, indem wir größere Zeiträume der menschlichen Existenz anschauen und in einen anderen Teil der Welt reisen: in einen finsteren Wald, den Lebensraum zweier Völker. Möge das Licht ins Dunkel bringen! Weiterlesen
Ein Weihnachtslied
Kahl stehen die Lärchen am Waldesrand,
Am Boden zerstreut hat sich ihr goldnes Gewand;
Erkaltet, erstarrt ist die weite Flur,
Als stünde sie still, die Weltenuhr.
Im Nebel verliert sich das dürre Geäst;
Abnoba¹ aus dem Haine schläft tief und fest.
Oben in den Kronen siehst du Eiskristalle blinken,
Während die Zweige unter ihrer Last herniedersinken.
Pralle blaue Schlehen in einem fort,
Tiefrote Hagebutten da und dort!
Und leise zieht der Winter ein
Mit den ersten zarten Flöckelein.
***
Beglückt reichen wir uns die Hände sacht:
Das Land hat sich verwandelt über Nacht.
Wunderbar ist die Natur, liebes Kind;
Zauberhaft der Schnee, so leicht und lind!
Kannst du sehen, wovon wir träumen –
Siehst du die Bilder von blühenden Säumen?
Hör nur das Summen, das Plätschern, das Lachen,
Wie sie ein Feuer in der Seele entfachen!
Du darfst der Biene deine Wünsche sagen –
Welche Blüten sollen Früchte tragen? –
Und für dich sprießen die schönsten Kräuter
Wie auch die entzückendsten Sträucher.
***
Und an einem warmen Orte
Hast du durchschritten die Pforte …
Das Licht erblickt in der tiefsten Nacht
Und so viel Freude mitgebracht.