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Bargeld in Europa schützen jetzt: Die Wahlfreiheit, mit Banknoten und Münzen zu bezahlen, droht Stück für Stück zu verschwinden. Zahlreiche Prominente rufen nun zum Schutz des Bargelds auf. Wir haben die Chance, unsere gedruckte Freiheit europaweit abzusichern. Ich bin Co-Initiator. Bitte macht mit und unterschreibt die Petition!

03.11.24, Geplanter Freihandel schadet Landwirten: Das Mercosur-Freihandelsabkommen (mit Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay) könnte in Kürze zum Abschluss kommen. Darauf drängt der designierte EU-Handelskommissar, wie das ›Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt‹ berichtet. Kleine wie große Bauernverbände sind alarmiert, genauso aber auch Umweltorganisationen. In Frankreich kündigen Landwirte bereits wieder Proteste an, heißt es im ›Schweizer Bauer‹. Vorgesehen ist etwa der erleichterte Import von tiefgefrorenem Rindfleisch und Hähnchen. Das könnte den Marktpreis in Europa drücken und damit regionalen Erzeugern schaden – vor allem solchen, die keine Massenware produzieren und etwas besser auf die Tiere Acht geben.

02.11.24, Alles Geld für die Großen: Der Staat hilft kleinen bäuerlichen Familienbetrieben? Pustekuchen. Innerhalb von 15 Jahren wurde in der Europäischen Union jede dritte Landwirtschaft aufgegeben. Vor allem kleine Erzeuger steigen aus. Zwischen 2013 und 2021 gingen 99 Prozent der EU-Agrarsubventionen an die größeren Landwirtschaften. Wer viel Fläche bewirtschaftet – zum Beispiel Konzerne, die sich in ostdeutsche Bauernbetriebe einkaufen –, bekommt viel Geld. Wer sich näher mit den Agrarzahlungen beschäftigen möchte, kann in den Registern auf FarmSubsidy.org oder bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft recherchieren.

31.10.24, Die Schweiz behält ihren 1000-Franken-Schein: Die wertvollste Banknote der Welt, der 1000-Franken-Schein, wird auch in den 2030er Jahren verfügbar sein, wenn die Schweizer Nationalbank eine neue Geldscheinserie mit Darstellungen von Berggipfeln in Umlauf bringen wird. Die Europäische Zentralbank dagegen gibt die Banknote mit dem höchsten Wert, den Fünfhunderter, bereits seit 2018 nicht mehr aus. Er besitzt aber weiterhin den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels. Das ist der Grund dafür, dass im Euroraum keine Barzahlungsverbote unterhalb 500 Euro existieren. In Griechenland müssen Beträge ab 500 Euro zwingend digital beglichen werden.

30.10.24, Vermeidbare Ursachen von Dürre: Nach Daten des Geografen Stefan Schwarzer wurde ein Viertel der deutschen Landwirtschaftsfläche künstlich trockengelegt, etwa durch Entwässerungsgräben und den Einbau wasserabführender Bodenschichten. In Dürrezeiten fallen uns solche Maßnahmen auf die Füße. Wasser sollte nicht unnötig fortgelenkt werden in die Bäche, Flüsse und ins Meer. Wasser muss so lang als möglich auf dem Grundstück bleiben, zum Beispiel konzentriert in Teichen. So kann es den Boden durch Versickerung auch in Trockenzeiten nähren.

29.10.24, Zocker zocken Zocker ab: Deutschlands größter Agrarhandelskonzern, die Baywa AG, hat fünf Milliarden Schulden angehäuft. Das Unternehmen kauft Landwirten ihre Erzeugnisse ab, insbesondere in Bayern. Das ist der ursprüngliche Unternehmenszweck und davon ist die Baywa nicht in Schieflage geraten. Die Ursache liegt im kreditfinanzierten weltweiten Expansionskurs, wie die ›Bauernstimme‹ analysiert. Laut nicht namentlich genannten Kritikern, zitiert in der Zeitung ›Merkur‹, haben Beratungsgesellschaften wie Roland Berger »vor mehr als zehn Jahren selbst mit Nachdruck« zur Expansion geraten. Das Sanierungsgutachten gab die Baywa dieses Jahr bei Roland Berger in Auftrag. Insidern zufolge kostete das acht Millionen Euro. Die Berater eines weiteren Unternehmens erhalten laut derselben Quelle für ihre Tätigkeit aktuell bis zu 600.000 Euro pro Woche. Nach Analyse der ›Bauernstimme‹ macht der Agrarkonzern die meisten Verluste derzeit in der Sparte der erneuerbaren Energien (Windkraft, Solarparks). Für die vielen Landwirte, die Baywa beliefern, ist die Lage existenziell.

28.10.24, USA mischen sich in Landwirtschaftspolitik ein: 2020 stellte die EU-Kommission ihre Idee vor, den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft innerhalb von 10 Jahren zu halbieren. Gegen die ökologischen Pläne aus Brüssel organisierte die US-Regierung Widerstand. Sie setzte dabei auf PR-Firmen. Das zeigen geheime Dokumente, die der französischen Zeitung ›Le Monde‹ vorliegen. Parallel enthüllte der ›Guardian‹, dass die US-Entwicklungshilfebehörde USAID private Organisationen damit betraut, die Einführung von Gentechnik in Afrika und Asien zu befördern. (Anmerkung: Bei der Abschaffung des Bargelds als Zahlungsmittel geht USAID ganz ähnlich vor. In Indien versuchte die Regierungsbehörde mithilfe einer Nichtregierungsorganisation, »alltägliche Einkäufe bargeldlos zu machen«. Das Land ist mit seinen 1,5 Milliarden Einwohnern eine Goldgrube für Kartenunternehmen.) Fazit: Die USA erobern das Ausland durch US-Finanzdienstleistungsfirmen und US-Agrarkonzerne. So stellen sie Kontrolle her über die Wirtschaft anderer Länder. Wer kein Bargeld hat, muss die Angebote der Banken und Zahlungsdienstleister nutzen. Wer kein vermehrungsfähiges Standort-angepasstes Saatgut besitzt, muss auf Gedeih und Verderb gentechnisch veränderte, nicht vermehrungsfähige Saaten von Großkonzernen kaufen – nebst Pestiziden, versteht sich, denn die Sorten sind für die industrielle Landwirtschaft gezüchtet und kommen mit natürlichen Bedingungen schlecht zurecht.

25.10.24, Leben macht lebendig: Wo im grauen Stadtviertel sich drei Keimlinge durch den Asphalt bohren, da entsteht eine Oase aus Bäumen. Wenn der Mensch das doch nur zuließe: Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Grünflächen Depressionen, Stress und Angst vermindern. Aber Leben fördert auch neues Leben: Natur in der Wohnumgebung ist statistisch mit einem besseren Geburtsgewicht und weniger Frühgeburten verbunden.

24.10.24, Friedenspolitik auf Landesebene: Wenn die Zivilbevölkerungen Deutschlands und Russlands miteinander Freundschaft leben, würden die Regierungen kaum Krieg gegeneinander führen können. Es liegt durchaus in der Macht der Bundesländer, etwas gegen die Eskalationsspirale und für ein friedliches Zusammenleben zu tun. Erste Ideen dazu finden sich auf dem Medium ›Geld und mehr‹ von Norbert Häring.

23.10.24, Ringen um den Platz an der Sonne: Die Verdrängung der Landwirtschaft hat sich in Bayern beschleunigt. Statistisch wurden im Jahr 2023 über 12 Hektar Freiflächen (gut 17 Fußballfelder) Tag für Tag in Siedlungs- und Verkehrsgebiet überführt. Ein Drittel davon entfällt auf neue Solarparks. Photovoltaikanlagen-Betreiber bezahlen den Eigentümern von Äckern und Wiesen gut und gerne das Zehnfache des üblichen Pachtpreises. Landwirte können da schlecht mitbieten. Natürlich gibt es nicht endlos Bedarf an Strom. Und heute dienen neun Prozent der Landwirtschaftsflächen bereits zur Biogaserzeugung, während der Flächenbedarf zur Erzeugung derselben Menge Energie bei Photovoltaik zumindest vor Ort geringer ausfällt. Biogasanlagen werden oft von Landwirten selbst betrieben; bei großen Photovoltaikanlagen ist das nicht der Fall. Fragwürdig erscheint es, wenn Bayern staatseigene Ackerflächen plötzlich für die Nutzung als Solarpark ausschreibt. So geschehen 2023 in Oberbayern.

22.10.24, Niederlande denkt über Annahmepflicht für Bargeld nach: In der Niederlande können Unternehmen Bargeld problemlos ablehnen und sie machen davon zunehmend Gebrauch: Nach Daten der Nationalbank lehnten im Jahr 2023 ganze 16 Prozent der Apotheken Bargeld ab. 2021 waren es noch 10 Prozent. Nun diskutieren Parlament und Finanzminister, bestimmte Unternehmen auf die Akzeptanz von Bargeld zu verpflichten. An welchen Orten sich der Bürger in Zukunft wieder darauf verlassen kann, dass Banknoten und Münzen angenommen werden, steht noch nicht fest.

21.10.24, Landesmedienanstalt rudert zurück: Das Online-Magazin Multipolar muss nicht wie gefordert vier von der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen beanstandete journalistische Beiträge umschreiben. Die Medienanstalt hatte dem Magazin mangelnde Recherche vorgeworfen und bei vier Texten zum Thema Corona eine Ergänzung um bestimmte Informationen verlangt, die das beim Leser entstehende Gesamtbild verwässert hätten. Multipolar wies den Vorwurf zurück und unterstrich in einem Brief an die Behörde die beanstandeten Aussagen mit weiteren Indizien. Die Medienanstalt rudert nun zurück und fordert stattdessen, dass Multipolar seine ergänzenden Belege in drei von vier Texten einfügt. Seit dem Jahr 2020 sind die Landesmedienanstalten mit der Fachaufsicht über journalistische Arbeiten beauftragt.

19.10.24, Nachtfahrverbot für Rasenmäher: Igel sind nachtaktiv und geraten laufend unter die Räder. Um die Tiere vor tödlichen Schnittverletzungen zu schützen, verbietet die Stadt Köln als erste große Kommune seit dem 1. Oktober 2024 den Einsatz von Mährobotern in der Zeit eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang bis zum nächsten Morgen, eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang.

18.10.24, Landwirte fürchten Bauwut: Die Bundesregierung will den Siedlungsneubau beschleunigen. Dazu sollen die üblichen Planungsvorgaben in ›Gemeinden mit angespanntem Wohnungsmarkt‹ umgangen werden können. In Baden-Württemberg beträfe das 89 von 1101 Orten, insbesondere die großen Städte. Voraussetzung wäre die Zustimmung der Kommune. Wohnungsbauunternehmen geht das nicht weit genug. Dagegen befürchtet der Bauernverband AbL »weitere Preisanstiege für Landwirtschaftsflächen«. Schon heute würden aufgrund des (wirtschaftlichen) Drucks täglich sieben Höfe aufgegeben. Auch der Deutsche Mieterbund und Umweltschutzorganisationen kritisieren den Plan der Bundesregierung.

17.10.24, Strommarkt dreht durch: Am stürmischen 13. Oktober 2024 wurden 767.536 Megawattstunden Windstrom produziert, zehn Mal mehr als eine Woche zuvor. In der Folge lag der Strompreis während 16 Stunden im negativen Bereich – laut ›Agrar heute‹ ein Rekord. Da Speichermöglichkeiten fehlen, kann der Strom nicht genutzt werden. Wo er dennoch eingespeist wird, droht Netzüberlastung. Wer liefert, zahlt drauf, damit ein anderer die Energie abnimmt.

16.10.24, So geht Wahlkampf: Mit den Stimmen der CDU beschloss der Bundesrat im Frühjahr 2024 das Ende der Agrardieselförderung. Die Maßnahme war von der Ampel-Regierung angestoßen worden und hatte Bauernproteste ausgelöst. Rund 20 Cent pro Liter Diesel betrug der Zuschuss; das summierte sich für einen Landwirt schnell auf ein paar Tausend Euro im Jahr. Am 9. Oktober 2024 kündigte CDU-Chef Friedrich Merz an, nach der kommenden Bundestagswahl die Abschaffung rückgängig zu machen, berichtet ›Agrar heute‹.

15.10.24, Die Nebenwirkungen der Obrigkeitshörigkeit: 19 Prozent der gegen das Coronavirus Geimpften hatten nach der Injektion mit Beschwerden zu tun. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Neuen Osnabrücker Zeitung hervor. Acht Prozent suchten in der Folge einen Arzt auf, vier Prozent ließen sich ihre Beschwerden bestätigen. Das deckt sich mit den Angaben des entlassenen Vorstands der Krankenkasse BKK ProVita, Andreas Schöfbeck. Der Manager ging davon aus, dass »circa 4–5 Prozent der geimpften Menschen wegen Impfnebenwirkungen in ärztlicher Behandlung waren«. Laut Forsa-Umfrage ließen sich 90 Prozent der Erwachsenen impfen. Karl Lauterbach hatte die Corona-Impfung 2021 und 2022 immer wieder als »nebenwirkungsfrei« oder »mehr oder weniger nebenwirkungsfrei« bezeichnet.

14.10.24, Fliegen statt Schwalben: »Der Lebensmitteleinzelhandel will Hygieneregeln durchsetzen, die aber dem Artenschutz widersprechen«, kritisiert die Landwirtschaftszeitung ›Agrar heute‹. Es geht um die Rauchschwalben. Die Vögel leben in jedem guten alten Kuhstall. Und sie halten den Rindern Fliegen und Mücken vom Leib. Zehntausende dieser Insekten verfüttern die Eltern ihren Jungen. Doch die Standards, die Supermarktketten Landwirten auferlegen, verlangen nach etwas anderem. Schwalben unerwünscht.

12.10.24, Beihilfe zur Zensur: Was sagen die Medien dazu, wenn der Staat eine private Organisation beauftragt, Hass und Fake News im Internet an die Behörden zu melden? Der Journalist und Historiker Helge Buttkereit schloss sein Studium einst mit einer Arbeit zur Zensur in Leipzig Anfang des 19. Jahrhunderts ab und fasst in einem aktuellen Beitrag zusammen, was die Medien zu dem Versuch zu sagen haben, staatliche Kontrolle über die Meinungsäußerung im Internet zu etablieren.

11.10.24, Handzahme Naturschützer: Seit gut 250 Jahren nimmt die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten in der freien Natur ab. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Sterben beschleunigt. Lebensräume gingen verloren und die landwirtschaftliche Nutzung wurde intensiviert. Unter der grünen Bundesregierung hat sich wenig zum Besseren gewendet, im Gegenteil: Die Naturfreunde Matthias Schreiber und Johanna Romberg kritisieren in einem Artikel für den ›Freitag‹, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck den Natur- und Artenschutz »zur Hauptbremse der Energiewende erklärt« und ihn »mit neuen Gesetzen so gründlich demontiert« habe »wie keiner seiner Amtsvorgänger«. Die Autoren verlangen von den führenden Naturschutzverbänden, sich von der grünen Partei abzunabeln und den Fokus auf ihr Kernthema zu legen. Mit zusammen 1,5 Millionen Mitgliedern hätten sie das Potenzial, politisch etwas zu bewegen. Wie das gelingen könnte, erklären die Autoren in ihrem Beitrag im ›Freitag‹.

10.10.24, Landwirtschaft beeinflusst das Mikrobiom: Das menschliche Darmmikrobiom wirkt sich auf neuronale Vorgänge im Gehirn aus und steuert das Immunsystem. Erkrankungen des Körpers, auch Depressionen, spiegeln sich in der Zusammensetzung des Mikrobioms wider. Interessant, dass biologisch angebaute Äpfel eine günstigere mikrobielle Zusammensetzung aufweisen, umso mehr, wo nun die Forschung zeigt, dass die Bakterien auf und in Lebensmitteln sich im Darmmikrobiom erfolgreich ansiedeln. In einem Apfel sind 100 Millionen Bakterienzellen nachweisbar.

09.10.24, Bildungsfreiheit auf dem Rückzug: In Deutschland herrscht eine strenge Schulbesuchspflicht. Viele Länder in Europa gehen mit der Frage ganz anders um. In der Regel ist auch Hausunterricht möglich. Großbritannien schreibt dafür keinen Lehrplan vor. Doch der Trend geht in den letzten Jahren in eine restriktive Richtung. Im Herbst 2020 unternahm Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Anstrengungen, den Heimunterricht zu verbieten. Die Gesetze wurden verschärft. In der Corona-Zeit nahm die Zahl der Hausschüler in Österreich stark zu. Der Staat führte daraufhin strengere Regeln ein. Im Schweizer Kanton Schaffhausen dürfen nur noch Lehrpersonen Heimunterricht erteilen. Die Änderung wurde 2023 vom Stimmvolk abgesegnet.

08.10.24, Pilze retten Bienen: Die schlechte Gesundheit der Honigbienen war in den letzten 20 Jahren immer wieder Thema in den Medien. Im Winter sterben viele Bienenvölker und die Imker bemühen sich, ihre Völker im Frühjahr wieder zu vermehren. Zahlreiche Kulturpflanzen würden nur einen Bruchteil der gewohnten Ernte liefern, wenn Honigbienen nicht die Blüten bestäuben würden. Die Schweizer Bienenschutzorganisation ›Free the bees‹ hat neue Erkenntnisse zur mangelnden Vitalität der Honigbienen. So zeigt sich, dass die Biene auf Pilze angewiesen ist: zur Entgiftung des Körpers und zur normalen Funktion des Immunsystems.
Bienen sind jedoch durch die Landwirtschaft Fungiziden ausgesetzt, also Pilzvernichtungsmitteln, die beim Anbau von Kulturpflanzen ausgebracht werden. Außerdem kommen Bienen mit Säuren in Berührung. Die Imker arbeiten mit Ameisensäure und Oxalsäure, um Varroamilben in den Brutwaben abzutöten. In der Mitte dieser Waben reifen die Bienenlarven heran. In den äußeren Zellen reift das Bienenbrot, hergestellt aus Blütenpollen. Die Bienen ernähren sich davon. Wenn die Säure die Reife des Bienenbrots nicht beeinträchtigt haben sollte, dann dürfte sie aber das Verdauungssystem der Biene stören, ebenso wie die Pilzvernichtungsmittel aus der Landwirtschaft. Doch die Biene ist bei der Verdauung von Bienenbrot auf Pilze angewiesen. Wenn die Verdauung korrekt funktioniert, steigt die Coumarsäure im Körper an. Sie ist notwendig für die normale Funktion eines Enzymsystems mit den Namen P-450. Dieses System wird gebraucht für die »Entgiftung toxischer Verbindungen« und für das »Funktionieren der Immunität«.

07.10.24, Die Abkehr vom Bargeld führt ins Chaos: Es ist bequem, mit Karte zu bezahlen – so lange, bis jemand den Stecker zieht. Zuletzt streikte in Deutschland am 12. September 2024 jedes vierte Kartenterminal. Doch das ist nur ein Ereignis unter vielen auf einer Reise ins digitale Chaos: Ein Kartenzahlungsausfall in Fast-Food-Restaurants führte zu kuriosen Szenen vor den WC-Anlagen. Eine bundesweite Störung der digitalen Zahlungssysteme am Tag vor Heiligabend endete in Tumulten an der Kasse. Mehr zum Thema gibt es von mir in der Berliner Zeitung.

05.10.24, Ministerpräsidenten Woidke und Kretschmer fordern mehr Diplomatie: Die Regierungschefs von Brandenburg und Sachsen, Dietmar Woidke und Michael Kretschmer, sowie der CDU-Landeschef in Thüringen, Mario Voigt, sprechen sich in einem Gastbeitrag in der FAZ für mehr diplomatische Bemühungen Deutschlands zur Beendigung des Ukrainekriegs aus. Alle drei diskutieren derzeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht über mögliche Regierungskoalitionen auf Landesebene. Der Gastbeitrag erschien am 3. Oktober 2024. Am selben Tag sprach Peter Gauweiler auf einer Friedensdemonstration in Berlin: »Nicht das Waffenmanagement, sondern das wechselseitige Bemühen, die Waffen niederzulegen«, sei jetzt »die Aufgabe der deutschen Politik«, so der CSU-Politiker. Auch Sahra Wagenknecht zählte zu den Rednern. Kommentar: Es wäre schön, wenn sich viele Politiker an die Worte Gustav Heinemanns anlässlich seines Amtsantritts als Bundespräsident im Jahr 1969 erinnerten: »Ich sehe als Erstes die Verpflichtung, dem Frieden zu dienen. Nicht der Krieg ist der Ernstfall, in dem der Mann sich zu bewähren habe, wie meine Generation in der kaiserlichen Zeit auf den Schulbänken lernte, sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben.«

04.10.24, Assange als politischer Gefangener anerkannt: Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hat den Journalisten Julian Assange als politischen Gefangenen eingestuft. 65 Vertreter stimmten für den Beschluss bei 31 Gegenstimmen und 23 Enthaltungen. Dem Gremium gehören Parlamentarier aus insgesamt 46 Ländern an.

02.10.24, Assange ist ein freier Mann unter Auflagen: Der Journalist und Wikileaks-Gründer Julian Assange saß mehrere Jahre in einer kleinen Gefängniszelle in London. Er hätte an die USA ausgeliefert werden sollen, weil er daran beteiligt war, geheime Informationen über die Folter in Guantanamo und Kriegsverbrechen in Afghanistan und im Irak ans Licht zu bringen. Mitte 2024 kam er frei, nachdem er einen Deal mit den USA eingegangen war. Er musste sich der Spionage schuldig bekennen und kam in Anrechnung seiner Jahre in Auslieferungshaft auf freien Fuß. Am 1. Oktober 2023 äußerte sich Assange erstmals öffentlich, und zwar vor einem Ausschuss der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. Assange sagte, er habe sich des Journalismus schuldig bekannt. Zu den Auflagen seiner Freilassung zähle, dass er keinen Informationsfreiheitsantrag stellen dürfe, um das Handeln der USA in seinem Fall aufzuklären. Ebenso dürfe er nicht gerichtlich überprüfen lassen, was ihm widerfuhr.

01.10.24, Bei der Bahn beginnt der Ausstieg aus dem Automatenverkauf: 2018 kam ein internes Papier der Deutschen Bahn ans Licht. »Realisierung des Ausstiegs aus dem Automatenverkauf«, hieß es darin unmissverständlich. Die Bahn beschwichtigte: Es gebe »keinen Beschluss«. Doch jetzt, sechs Jahre später, macht das Staatsunternehmen ernst. Im Raum Dresden nimmt die Bahn sechs Automaten testweise außer Betrieb. Die Fahrgäste sehen sich genötigt, mit dem Smartphone zu bezahlen. Seit Ende 2023 bereits können Sparpreistickets deutschlandweit nicht mehr am Automat erworben werden. Auch hier versucht die Bahn, ihre Kunden zur Nutzung von digitalen und datenschutzfeindlichen Programmen zu bewegen.

30.09.24, Smartphone-Zwang für Fünftklässler: In Bayern bezahlt der Staat Kindern ein Ticket, wenn der Schulweg drei Kilometer übersteigt. Hannes Erhard ist Vater von zwei schulpflichtigen Kindern und seit Monaten im Streit mit dem Landratsamt und der Bayerischen Regiobahn, der Grund: Die Behörden stellen anstatt einer ausgedruckten Fahrkarte nur noch das Deutschlandticket bereit. Und das ist rein digital.

28.09.24, Weggesperrt und Konten gekündigt: Angehörige der Bundeswehr sind gezwungen, mehrere Impfungen über sich ergehen zu lassen. Bis Mai 2024 galt das auch für die Corona-Impfung. Der Oberfeldwebel Alexander Bittner verweigerte sich. Er bekam eine Geldstrafe und sechs Monate auf Bewährung. Bittner, von seiner Unschuld überzeugt, bezahlte nicht. Seit dem 16. September 2024 sitzt er deshalb in einem Gefängnis in Bayern fest. Nach Informationen von Multipolar wurden der Familie jetzt mehrere Konten durch die Deutsche Kreditbank (DKB) gekündigt. Die DKB ist eine Tochtergesellschaft der staatlichen Bayerischen Landesbank. Folglich schränkt hier der Staat den Zugang zu elementaren Finanzdienstleistungen ein. Über das Phänomen der Kontokündigungen schrieb ich im Juni dieses Jahres auf Multipolar (auch zu lesen in der Neuen Osnabrücker Zeitung). Zwei Kontokündigungen durch die DKB waren mir damals bereits bekannt. Ein weiterer ist erst wenige Wochen alt: Dem Politiker Sascha Schlösser kündigte die Bank zwei Tage nach dessen Wahl in den Thüringer Landtag am 3. September 2024 zwei Konten.

27.09.24, Windräder statt Natur: Der Bundestag beriet am gestrigen Donnerstag (26. September) erstmals einen Gesetzesentwurf der Bundesregierung zum beschleunigten Ausbau von Windkraft und Solarenergie. Der Naturschutzbund NABU kritisiert das Vorhaben. Nach seinen Informationen sollen alle ausgewiesenen Windenergiegebiete zukünftig Beschleunigungsgebiete werden. Dort würde die Umweltverträglichkeitsprüfung, die Artenschutzprüfung, die FFH-Verträglichkeitsprüfung und eine wasserrechtliche Prüfung entfallen. Eine Änderung gebe es außerdem für die Gemeinden: Sie hätten bislang selbst entscheiden können, ob auf ihrem Gebiet Solarparks gebaut werden dürfen. In Zukunft wäre das nicht mehr der Fall.

26.09.24, Bundesregierung beschließt Liberalisierung von Nutzhanf: Das Bundeskabinett hat am gestrigen Mittwoch (25. September) einen Gesetzesentwurf zur Liberalisierung von Nutzhanf beschlossen. Das teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Für Hanf gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten: Die Fasern dienen als Dämmstoff oder zur Herstellung von Stoffen und Kleidungsstücken. Aus den Samen entstehen nahrhafte Lebensmittel. Bislang ist der Anbau von Nutzhanf trotz geringem Gehalt an rauscherzeugendem THC streng reguliert und mit rechtlichen Risiken verbunden. Für Berufslandwirte soll das Gesetz Erleichterungen bringen. Der Bundestag muss noch zustimmen.

25.09.24, Abkehr von der industriellen Landwirtschaft: Uganda geht eigene Wege. Präsident Museveni verhinderte die Zulassung von Gentechnik. Der Monsanto-Konzern verließ daraufhin das Land. In den Schulgärten wachsen biologische Lebensmittel. Und die gestiegenen Weizenpreise haben Uganda nicht in den Hunger gestürzt. Traditionelle Nahrungspflanzen sichern die Ernährung – und sind gesünder. Agrarökologie statt industrielle Landwirtschaft ist angesagt. Doch vor ein paar Jahren ging in Uganda noch alles in eine andere Richtung. Wie es zu der Wende kam, davon erzählt eine Reportage in der Zeitschrift Weltsichten.

24.09.24, Die Verdunkelung des Himmels: Großbritannien will 68 Millionen Euro für die Forschung zu solarem Geoengineering bereitstellen. Das berichtete der Focus am gestrigen Montag (23. September). Beim solaren Geoengineering werden Substanzen in die Atmosphäre eingebracht. Sie reflektieren einen Teil des Sonnenlichts zurück in den Weltraum. Im Ergebnis soll das planetare Klima abkühlen. Bereits im Februar 2024 diskutierte die UN-Umweltversammlung über das Verfahren. Kommentar: Forscher aus China schreiben: »Man geht davon aus, dass der blaue Himmel die körperliche Aktivität im Freien und die soziale Interaktion fördert, den Arbeitsdruck und den Lebensstress mindert und das Glücksgefühl der Menschen steigert.« Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Die Sonne verdunkeln? Ein Wahnsinn.

23.09.24, Gemüsebau unter Druck: Der Mensch braucht frische Lebensmittel. Zwei Drittel des Gemüses auf deutschen Tellern ist allerdings Importware. Die Gärtnereien stehen unter Druck. Nach Informationen der Initiative ›Wir Garten‹ steigen die Produktionskosten schneller als der Marktwert des Gemüses. Viele Betriebe finden keinen Nachfolger. 2023 gab es lediglich 159 Auszubildende im Gemüsebau. Die Initiative kritisiert, dass die Aussagen der Regierung über den Wert einer pflanzlich betonten Ernährung mit hohem Anteil an saisonalem und regionalem Gemüse (Ernährungsstrategie der Bundesregierung) oder die Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten (Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2023) im Kontrast zur tatsächlichen Agrarpolitik stünden. Die Initiative hat einen Werkzeugkoffer voll Informationen zum Aufbau einer Gärtnerei und zur Betriebsführung frei ins Internet gestellt.

21.09.24, Schweden zeigt, was zu tun ist, damit in den Geschäften auch in Zukunft bar bezahlt werden kann: Die Nationalbank von Schweden fordert »sofortige Maßnahmen, um den Zugang zu Kleingeld« für Einzelhändler zu gewährleisten. Weil die Banken kaum noch Bargelddienstleistungen in ihren Filialen anbieten, ist nicht nur der Zugang zu Wechselgeld eingeschränkt: Der Einzelhandel hat auch Probleme bei der Einzahlung seiner Tageseinnahmen. So kritisiert die Nationalbank, dass die aufgestellten Einzahlautomaten oft zu wenig Bargeld annehmen. Soll heißen: Bringt der Einzelhändler zu viel Geld, muss er einen Teil wieder mitnehmen oder einen zweiten Automaten suchen. Die Maßnahmen sind nach Ansicht der Nationalbank notwendig, um die Bereitschaft der Händler zu stärken, Bargeld zu akzeptieren. Deutschland erlebt gerade die Anfänge der Bargeld-Verdrängung: Innerhalb von sechs Jahren wurde jede dritte Bankfiliale geschlossen. Der Handelsverband beklagte deshalb im Mai 2024 zunehmende Probleme, Wechselgeld zu besorgen und Bargeld einzuzahlen. Kommentar: Wenn der deutsche Gesetzgeber vermeiden will, dass wie in Schweden immer mehr Geschäfte Bargeld ablehnen, dann muss er jetzt handeln.

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Aktuelle Beiträge

Raus aus der Bildungsfalle

Grafik zur Symbolisierung. Lizenz: Bild von Persblik / Pixabay / Bild beschnitten.

Rezension | 23.10.2024

Raus aus der Bildungsfalle

Ein Sozialwissenschaftler sucht Wege aus der Bildungsfalle und setzt dabei auf einen starken Staat. Wie denkt darüber ein junger Journalist, der das Schulsystem verließ, noch ehe es das Gesetz erlaubte? Von Hakon von Holst.

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Bundesbank beteiligt sich an Verdrängung des Bargelds

Grafik zeigt die Stadt Frankfurt. Lizenz: Bild von Leonhard Niederwimmer / Pixabay / Bild beschnitten.

Artikel | 01.10.2024

Bundesbank beteiligt sich an Verdrängung des Bargelds

Die Deutsche Bundesbank will mittelfristig ein Viertel ihrer verbliebenen Filialen schließen. Das könnte die Akzeptanz von Bargeld im Einzelhandel weiter vermindern. Trotzdem beharrt die Bundesbank auf ihrem Plan, auch gegen interne Kritik. Von Hakon von Holst.

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25.08.2023, Versöhnung im Land der Verbannung: »Fern im Osten, am tiefsten See der Welt, spielte eine Geschichte der Versöhnung – erst vor wenigen Jahren. Was kann den Kriegen in aller Welt ein Ende setzen? Hier kommt ein Beispiel, aus dem sich schöpfen lässt.«

31.10.2022, Goldener Oktober: »Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst …«

21.03.2021, Tips für alle, die neu im Garten sind: »Gestern, der 20. März, ist das Sommerhalbjahr angebrochen. Allen angehenden Gärtnern möchte ich aus diesem Anlass einige Hinweise geben …«

02.09.2018, Fassung einer Kluftquelle im Lungau: »Im Mai haben wir am Krameterhof wieder eine Quelle gefasst und ich habe die Möglichkeit genutzt und ein paar Bilder gemacht …«

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27.12.2021, Woher Hast und Eile kommen: »Ein Blick auf den Terminkalender: keine Verpflichtungen heute, Gott sei Dank. Und trotzdem macht sich Unruhe breit. Woher kommt das? Wann stellt sich Ruhe ein?«

21.12.2021, Erinnerung an das Gute.

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06.10.2023, Geschlossene Gesellschaft: wie unbotmäßige junge Journalisten draußen gehalten werden …

25.08.2023, Versöhnung im Land der Verbannung: »Fern im Osten, am tiefsten See der Welt, spielte eine Geschichte der Versöhnung – erst vor wenigen Jahren. Was kann den Kriegen in aller Welt ein Ende setzen? Hier kommt ein Beispiel, aus dem sich schöpfen lässt.«

27.07.2023, Voll, aber nicht satt: »Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen?«

05.02.2023, Das Ammoniakproblem: »Neue Vorschriften fürs Düngen, denn Gülle soll nicht mehr stinken. Moderne Maschinen müssen her. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen …«

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Hier finden Sie ein Archiv aller meiner Texte zum Thema »Zukunft des Bargelds«

31.10.2022, Goldener Oktober: Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst …«

20.09.2021, Ein Weihnachtslied: »Kahl stehen die Lärchen am Waldesrand, am Boden zerstreut hat sich ihr goldnes Gewand; erkaltet, erstarrt ist die weite Flur …«

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Kranz im Herbst

Aus Früchten und Blütenständen entsteht ein buntes Geflecht ohne künstliche Hilfsmittel.

Vor langer Zeit fertigte ich einen Adventskranz aus Tannenreis. Ein Strohring gab die Basis und Draht diente zum Binden. Auf diese Hilfsmittel wollte ich nun verzichten und probierte aus. Meine Grundlage sollte ein Ring aus Brennnesseln werden. Ich streifte die stechenden Blätter herunter und flocht aus drei Ruten eine Litze …

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Versöhnung im Land der Verbannung

Die sibirische Seele erzählt nicht nur von der Zwangsumsiedlung der Wolgadeutschen, sondern auch die Geschichte, wie Deutsche und Russen am Baikalsee wieder zueinander gefunden haben.

Bildlizenz: Foto »Lake Baikal« von Sergey Gabdurakhmanov / CC BY 2.0 / Foto beschnitten.

Vor 300 Jahren erkundeten deutsche Forscher die Weiten hinter dem Ural: Sibirien. Ein Land von unendlicher Schönheit. Doch auch ein Begriff für Kälte und Zwangsarbeit. Fern im Osten, am tiefsten See der Welt, spielte eine Geschichte der Versöhnung – erst vor wenigen Jahren. Was kann den Kriegen in aller Welt ein Ende setzen? Hier kommt ein Beispiel, aus dem sich schöpfen lässt.

Die deutsch-russischen Beziehungen reichen weit zurück. Zar Peter der Große (1672 bis 1725) suchte regelmäßig die Nemezkaja sloboda auf, ein Ausländerquartier vor Moskau. Hier lebten vor allem Deutsche – und hier fand er seine erste Geliebte: Anna Mons. Später verlegte der Herrscher die russische Hauptstadt an die Ostsee. Zehntausende Zwangsarbeiter errichteten Sankt Petersburg auf Sumpfgebiet. Vor seinem Tod gründete Peter an diesem Ort die Russische Akademie der Wissenschaften. Zu ihrem ersten Präsidenten bestimmte er seinen Leibarzt Laurentius Blumentrost. Muttersprache der meisten an die Akademie berufenen Wissenschaftler war Deutsch.

Zu ihnen zählte auch Johann Georg Gmelin, geboren in der schwäbischen Universitätsstadt Tübingen. Mit 21 Jahren wurde er zum Professor für Chemie und Naturgeschichte ernannt – an der Akademie der Wissenschaften in Russland. Zwei Jahre später, 1731, reiste er im Auftrag der Zarin und zusammen mit dem Historiker Gerhard Friedrich Müller Richtung Sibirien. In den folgenden zehn Jahren erforschte er den asiatischen Landesteil Russlands: seine Geographie, Tier- und Pflanzenwelt, Bodenschätze, die lokale Wirtschaft und die Lebensweise der Einheimischen.

Im Fernen Osten durchwanderte Gmelin die Wälder der Dahurischen Lärche. Zu seinen Ehren nennen die Botaniker diesen Baum Larix gmelinii. Das Gehölz ist bis hinauf zum Nördlichen Eismeer verbreitet, übersteht Temperaturen von minus 70 Grad Celsius. Im Süden erreicht es die Ufer des Baikalsees. Hier stand Gmelin im Jahr 1735. Die Gegend ist ein eigener Kosmos: Sie beheimatet die einzige Süßwasserrobbe der Welt. Die meisten Seebewohner trifft man nirgendwo sonst – der Baikal gehört zu den ältesten Seen auf der Erde. Im Mittel ist er 50 Kilometer breit und grob 650 Kilometer lang, also einmal Luftlinie München – Rostock. Den größten See Österreichs und Deutschlands, den Bodensee, könnte man ausleeren und 500 Mal wiederbefüllen – allein mit dem Wasser aus dem Baikal.

Bildlizenz: Foto »Nerpa (Pusa sibirica)« von Sergey Gabdurakhmanov / CC BY 2.0.

Wir sprechen vom reichsten Süßwassersee der Welt. An den Wassermassen aus allen Flüssen der Erde und allen nicht salzigen Seen hält der Baikal mehr als ein Fünftel. Mit 1642 Metern ist er der tiefste See überhaupt. Und dennoch ragen 27 Inseln aus seinen Wassern. Eine von ihnen trägt den Namen Olchon. Um die Fischproduktion auszuweiten, wurde hier 1938 die Siedlung Chuschir gegründet. Wenig später zogen über 200 Männer in den fernen Krieg. Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland kehrte weniger als die Hälfte von ihnen lebend in die junge Ortschaft zurück. Ende der 1990er, als die Sowjetunion zusammengebrochen war, bot sich folgendes Bild: Ein Dorf mit 1000 Erwachsenen und 200 Kindern. Strom aus der Steckdose – das gab es nur gelegentlich, und niemand brauchte einen Gedanken an ein Handy zu verschwenden. Fließendes Wasser aus der Leitung? Unbekannt.

Die Filmemacher Susanne Becker und Bernd Reufels wählten diesen Platz für ein Experiment aus – im Auftrag des ZDF. Zwei deutsche Familien sollten nach Chuschir umsiedeln. Auf jede wartete ein Holzhäuschen mit Gemüsegarten und Vieh. Für das Wagnis existierte kein Drehbuch. Das Leben selbst würde die Geschichte schreiben, beobachtet von der Kamera, festgehalten in dem Film »Sternflüstern«. Von flüsternden Sternen spricht man dort auf Olchon, wenn der Atem zu Eis gefriert und leise klingend zu Boden fällt. Doch so kalt empfing die Familien ihre neue Heimat nicht.

Mit wenig Gepäck erreichen die Abenteurer die Insel zu Schiff. Anfang September 2003 geht es an Land. Die Deutschen erwartet der ausklingende Sommer. Familie Möchel findet endlich ihr Zuhause. Vor der Holzhütte entfaltet sich ein herrliches Seepanorama. Die Meteorologin Ljudmila will gleich ihre deutschen Nachbarn kennenlernen – die sprechen keinen Brocken Russisch. Für die Kinder ist das nicht weiter schlimm. Die vier Töchter schließen bald Freundschaft mit Ljudmilas Sohn Aljoscha. Seine Mutter zeigt den Bayern, wie die Kuh gemolken wird. Außerdem müssen sie lernen, den Ofen zu feuern, um etwas Warmes auf den Teller zu bekommen. Die Familie begreift, was es bedeutet, wenn das Überleben vom eigenen Garten, von kreativen Einfällen und guten Freunden abhängt.

Aljoscha wirkt nachdenklich. Der Vater soll ein Trinker gewesen sein; für seinen Sohn konnte er wenig tun. Erst vor Wochen verließ er Frau und Kind, um mit einer anderen zu leben. Bei Herrn Möchel reift ein Plan: Am Ufer liegt ein kaputtes Motorboot. Er treibt im Dorf Wachstuch auf, bei Nikita fragt er nach Scharnieren, Drahtseil und Holz. Etwas Deutsch und Englisch spricht dieser blondhaarige Geschäftsmann. Nikitas unternehmerischer Verstand schaltet schnell, als er erfährt, dass Herr Möchel Schreiner von Beruf ist. Er bietet ihm an, beim Bau der orthodoxen Kirche zu helfen, um das Material abzubezahlen. Und schon steht der Familienvater aus Bayern hoch oben auf dem Dach. Unangeseilt streicht er mit Helfern die Kirchenkuppeln blau.

Es sind die letzten milden Tage des Jahres, als das Segelboot fertig wird. Aljoscha verlässt der Mut. Schon so viele Fischer wurden auf dem Baikal von Stürmen überrascht, sind gekentert und ertrunken. Doch er nimmt sich ein Herz und fährt mit dem Deutschen hinaus aufs Wasser. Aljoscha beginnt, auf dem Boot zu tanzen; der Wind bringt die beiden zu neuen Ufern.

Der russische Winter kommt unerwartet, auch für Familie Klapproth aus dem Harz. Anfang Oktober fallen über Nacht 15 Zentimeter Schnee. Tochter Jenny begutachtet die Wäsche auf der Leine: steifgefroren. Von nun an überlegt sich jeder zweimal, ob er vors Haus tritt. Daran führt kein Weg vorbei. Die Kuh brüllt, weil das Euter drückt, oder umgekehrt: Die Blase meldet, dass es Zeit wäre, das Plumpsklo aufzusuchen. Trinkwasser schöpfen die Menschen immerzu aus dem Baikal. Der Herd ist die einzige Wärmequelle im Haus. Wenn es am Holz mangelt und das Feuer nachts erlischt, muss der Frühstücksbrei aus Eisplatten gekocht werden. Der See jedenfalls ist rein: Die Sichtweite unter Wasser soll bis zu 40 Meter betragen. Friert der Baikal zu, bilden sich wunderschöne Mosaikmuster.

Bildlizenz: Foto »Baikal« von Sergey Pesterev / CC BY-SA 2.0 / Foto beschnitten.

Das Leben auf Olchon verändert die Familien wie auch die Menschen, die nicht auf der Leinwand in Erscheinung treten. Der Kameramann vom ZDF kommt auf neue Gedanken: »Es gibt keinen Fernseher, es gibt kein Telefon. Und das alles lässt einen ganz allmählich ruhig werden.« Selbst bei den Einheimischen tut sich etwas. Klapproths wohnen mitten im Dorf. Ihre Nachbarn heißen Michail und Maria. Der Kontakt war freundlich, aber anfangs von Zurückhaltung geprägt. Tochter Jenny machte sich nichts daraus. Sie lief oft zu den beiden betagten Russen. Mit der Zeit entstand ein Austausch zum gegenseitigen Nutzen.

Beim gemeinsamen Abendessen bricht bei Michail das Eis. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 ließen Abermillionen Russen ihr Leben. Im selben Jahr wurde die Wolgadeutsche Republik in Sowjetrussland aufgelöst. Hunderttausende Russlanddeutsche wurden zwangsumgesiedelt, viele davon nach Sibirien. Michail war sechs Jahre alt, als sein Vater im Krieg gegen die Deutschen starb. Das hatte ihn geprägt. Klapproths verstehen kein Russisch, doch nun sagt Michail: »Uns ist es schlecht gegangen und euch ist es schlecht gegangen; lassen wir das Vergangene Geschichte sein.«

Beim Abschied im Januar 2004 fließen viele Tränen. Michail hätte seine junge Nachbarin gern für immer behalten. Vater René sei für ihn wie ein Sohn gewesen, Mutter Kerstin wie eine Tochter und Jenny wie eine Enkelin. Der Film »Sternflüstern« wurde in den folgenden Wochen in Etappen im Zweiten Deutschen Fernsehen gezeigt, erreichte ein Millionenpublikum. Heute würde er neue Aufmerksamkeit verdienen.

Das Verbindende entzieht den Konflikten den Boden. Am fernen Baikal in Sibirien zeigt sich: Auch zwei verfeindete Völker können die Gräben zwischen einander überwinden, gemeinsam Herausforderungen angehen und sich eine Hilfe sein. Und vielleicht, vielleicht könnten sie auch miteinander über eine gute Zukunft nachdenken und beginnen, sie zu erschaffen. Zumindest könnten sie darüber Lieder schreiben oder einfach zusammen musizieren, wie es die Menschen am Baikalsee im Winter mit gefrorenen Eisplatten tun.

Dieser Text von Hakon von Holst erschien in der Serie »Russlands Schätze« auf Manova. Weiterführendes zum Thema:

(1) DVD »Sternflüstern – Das Sibirien-Abenteuer«. Laufzeit 174 Minuten, Erstausstrahlung 2004. EAN 4028032065206.

(2) Susanne Dieterich: Württemberg und Russland. Geschichte einer Beziehung. Leinfelden-Echterdingen: DRW-Verlag 1994. ISBN 978-3-87181-243-9.

(3) Johann Georg Gmelin: Reise durch Sibirien. Göttingen: Abraham Vandenhoeck 1751/1752. Insgesamt vier Bände. In digitaler Form hier: https://vital.lib.tsu.ru/vital/access/manager/Repository?f0=sm_creator%3A%22Gmelin%2C+Johann+Georg%22

(4) Gerhard Friedrich Müller (Reisegefährte Gmelins): Sammlung Rußischer Geschichte. Erster Theil. Offenbach am Main: Ulrich Weiß 1777. Insgesamt neun Bände. In digitaler Form hier: https://www.digitale-sammlungen.de/de/search?query=%28%22Sammlung+Ru%C3%9Fischer+Geschichte%22%29

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Erinnerung an das Gute

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Ich wünsche allen Menschen auf diesem Wege einen fröhlichen Tag. Von jetzt an und auch in der Zukunft. Wer Freude daran hat, kann sich all die guten Wörter ausdrucken:

Es ist auch möglich, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um sich an weitere Wörter und Worte zu erinnern. Es gibt Kraft. Und vielleicht ist der Wunsch da, diese Freude mit anderen Menschen zu teilen. Per E-Mail zum Beispiel. Oder ganz direkt.

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Voll, aber nicht satt

Ob in Deutschland, Italien oder anderswo: Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen? Diese Frage hat mich zu einem Interview mit einer Expertin für Nahrungsqualität inspiriert. Weiterlesen bei Medien plus

Neue Regeln beim Düngen: Landwirte in Nöten

Ein Bericht von mir in der Zeitung zu einem landwirtschaftlichen Thema: Gülle soll weniger stinken. Moderne Maschinen müssen her – um die Düngeverordnung zu erfüllen. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen. Ein Besuch bei den Wurzeln unserer Nahrungsmittel. Und ein Hinweis auf Alternativen im Umgang mit dem Ammoniakproblem. Weiterlesen in der Berliner Zeitung →

Goldener Oktober

Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst. Das Ohr vernimmt ein tiefes Brummen von links: Hummelköniginnen tauchen ihren Rüssel in den süßen Nektar der Braunelle. Mit seinem kräftigen Lila zieht der Lippenblütler auch Wanderers Auge in seinen Bann. Vor allem jetzt, wo die Vegetation in einem Strohfeuer verschmilzt, um dem weißen Winter Platz zu schaffen.

Wer sich etwas Zeit nimmt, der spürt dieses verbindende Element allen Seins. Dem ewigen Ruf der Schönheit folgend geht die Natur in den Schlaf über. In den tiefsten Nächten träumt sie dann unter dem Sternenhimmel von … »Tiitütüü!«, unterbricht ein Vogel. Der Geist kehrt in die Gegenwart zurück.

Die Flugfauna äußert sich zaghafter im fortgeschrittenen Jahr. Die fröhlichen Lieder sind ausgeklungen. Dafür schenkt die Sonne Wärme. Und Marienkäfer landen auf Arm und Bein. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn … So viele Punkte auf dem Panzer – man kann sie gar nicht zählen, eh das Insekt seine roten Flügel wieder ausgebreitet hat.

Erneut fährt der Wind durchs Haar. Ein Konfettiregen löst sich aus dem Dach der Buche. Im Lichtstrahl Helios’ segeln die Blätter zu Tausenden hernieder. Schützend legt sich das Laub auf die Erde. Der Mantel unter den Füßen knistert beim Durchwaten.

Vor dem tiefblauen Himmel richten die Bäume ihre rot-goldenen Kronen in die Lüfte. Espe und Salweide bleiben länger grün. Es ist eine Szene wie aus dem Bilderbuch … Plötzlich fallen Regentropfen. Hoch oben zieht eine dunkle Wolke vorüber. Die Sonne scheint weiter. Ein Waldbad im Oktober ist immer eine Erfrischung.

Woher Hast und Eile kommen

Ein Blick auf den Terminkalender: keine Verpflichtungen heute, Gott sei Dank. Und trotzdem macht sich Unruhe breit. Woher kommt das? Wann stellt sich Ruhe ein?

Der zweite Weihnachtsfeiertag wollte zügig zu Ende gehen. Ich blickte konzentriert auf die Flammen im Ofen. Sie hatten das Scheit Holz fest im Griff. Mich hatte etwas anderes im Griff: das, was morgen sein wird. Was das sein möge, wusste ich selbst noch nicht. »Ich muss vorwärtskommen«, das diktierte der Kopf.

Die Welt da draußen dreht sich immer schneller; die Erde nicht: Die Sonne geht weiterhin jeden Morgen auf, stoisch, unbeirrt. Gütig blickt sie auf ihre Kinder, streichelt sie mit ihren Strahlen. Was sie wohl denkt, wenn sie all die Menschen betrachtet? Die Leute eilen und fliehen – doch vor was?

Ich merkte: Die Rastlosigkeit verengt wie ein Schmerz meinen Brustraum. Was sagte dieses Gefühl? Ich ging ihm nach und konnte es für meinen Verstand übersetzen:

Es muss schnell gehen. Du verlierst Zeit. Du vergeudest Zeit. Tue mehr Dinge, wo du in deinem Schaffen mit der Seele aufgehst.

Ein wenig Stille und Ruhe machte sich in mir breit. Ja, mein Kopf diktiert mir unablässig Notwendigkeiten, Aufgaben – angeblich wichtig, um Ziele zu erreichen. Ich bin immer am Werden. Ich bin der Erfüllungsgehilfe für große Pläne. Wann lebe ich?

Das Recht des Stärkeren

Was ist Freiheit, was bedeutet Gemeinwohl? Die in unserer Gesellschaft verbreiteten Vorstellungen scheinen Gegensätze darzustellen. Wir überprüfen sie, indem wir größere Zeiträume der menschlichen Existenz anschauen und in einen anderen Teil der Welt reisen: in einen finsteren Wald, den Lebensraum zweier Völker. Möge das Licht ins Dunkel bringen! Weiterlesen

Ein Weihnachtslied

Kahl stehen die Lärchen am Waldesrand,
Am Boden zerstreut hat sich ihr goldnes Gewand;
Erkaltet, erstarrt ist die weite Flur,
Als stünde sie still, die Weltenuhr.

Im Nebel verliert sich das dürre Geäst;
Abnoba¹ aus dem Haine schläft tief und fest.
Oben in den Kronen siehst du Eiskristalle blinken,
Während die Zweige unter ihrer Last herniedersinken.

Pralle blaue Schlehen in einem fort,
Tiefrote Hagebutten da und dort!
Und leise zieht der Winter ein
Mit den ersten zarten Flöckelein.

***

Beglückt reichen wir uns die Hände sacht:
Das Land hat sich verwandelt über Nacht.
Wunderbar ist die Natur, liebes Kind;
Zauberhaft der Schnee, so leicht und lind!

Kannst du sehen, wovon wir träumen –
Siehst du die Bilder von blühenden Säumen?
Hör nur das Summen, das Plätschern, das Lachen,
Wie sie ein Feuer in der Seele entfachen!

Du darfst der Biene deine Wünsche sagen –
Welche Blüten sollen Früchte tragen? –
Und für dich sprießen die schönsten Kräuter
Wie auch die entzückendsten Sträucher.

***

Und an einem warmen Orte
Hast du durchschritten die Pforte …
Das Licht erblickt in der tiefsten Nacht
Und so viel Freude mitgebracht.

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