Das Recht des Stärkeren

Was ist Freiheit, was bedeutet Gemeinwohl? Die in unserer Gesellschaft verbreiteten Vorstellungen scheinen Gegensätze darzustellen. Wir überprüfen sie, indem wir größere Zeiträume der menschlichen Existenz anschauen und in einen anderen Teil der Welt reisen: in einen finsteren Wald, den Lebensraum zweier Völker. Möge das Licht ins Dunkel bringen! Weiterlesen

Ein Weihnachtslied

Kahl stehen die Lärchen am Waldesrand,
Am Boden zerstreut hat sich ihr goldnes Gewand;
Erkaltet, erstarrt ist die weite Flur,
Als stünde sie still, die Weltenuhr.

Im Nebel verliert sich das dürre Geäst;
Abnoba¹ aus dem Haine schläft tief und fest.
Oben in den Kronen siehst du Eiskristalle blinken,
Während die Zweige unter ihrer Last herniedersinken.

Pralle blaue Schlehen in einem fort,
Tiefrote Hagebutten da und dort!
Und leise zieht der Winter ein
Mit den ersten zarten Flöckelein.

***

Beglückt reichen wir uns die Hände sacht:
Das Land hat sich verwandelt über Nacht.
Wunderbar ist die Natur, liebes Kind;
Zauberhaft der Schnee, so leicht und lind!

Kannst du sehen, wovon wir träumen –
Siehst du die Bilder von blühenden Säumen?
Hör nur das Summen, das Plätschern, das Lachen,
Wie sie ein Feuer in der Seele entfachen!

Du darfst der Biene deine Wünsche sagen –
Welche Blüten sollen Früchte tragen? –
Und für dich sprießen die schönsten Kräuter
Gleich wie die entzückendsten Sträucher.

***

Und an einem warmen Orte
Hast du durchschritten die Pforte …
Das Licht erblickt in der tiefsten Nacht
Und so viel Freude mitgebracht.

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Kurz notiert

Kurz notiert

25.04.25, Warum unter der neuen Regierung noch mehr unabhängige Medien ihr Bankkonto verlieren könnten: Sowohl die Parteien der alten als auch der kommenden Bundesregierung vereinbarten im Koalitionsvertrag, den Launen einer internationalen Schattenmacht im Bereich der Geldwäsche-Bekämpfung entgegenzukommen. Warum spendenfinanzierte Medien und Journalisten darunter leiden werden, analysiere ich in einem Artikel auf der Internetseite des Wirtschaftsjournalisten Dr. Norbert Häring.
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24.04.25, Kritik an der Verdrängung des Bargelds zur besten Sendezeit: In der ARD-Sendung Plusminus wurde gestern Abend deutlich, dass das einzige freie, staatliche Zahlungsmittel in Gefahr ist. Großunternehmen wollen mit digitalen Zahlungsprozessen Kunden an sich binden und gewähren dafür Preisvorteile. Kapital schlagen sie nachher aus den Daten. Immer mehr Geschäfte lehnen Bargeld ab, während die Banken Geldautomaten abbauen. Auf dieser Basis hat Bargeld keine Überlebenschance, warnte mein Mitstreiter, der Geldumgangstrainer Hansjörg Stützle (Minute 6:00). Sogar die Better Than Cash Alliance (BTCA) wurde thematisiert, ein Zusammenschluss von Regierungen und Konzernen, der in Entwicklungsländern Barzahlungen zurückdrängen will. Die ARD-Sendung steht frei im Internet und wird nochmal am heutigen Donnerstag, 21:45 Uhr, ausgestrahlt sowie am Samstag, 15:30 Uhr. Hier behandele ich den Fernsehbeitrag ausführlicher.
notizen-2025/#240425-065

21.04.25, Frühling: Mag auch das Leben unter der menschlichen Kälte verwelkt sein, und doch: Unter dem Stein wächst eine Blume hervor und es wird Frühling. Mit ihren zarten Blüten versucht die Natur, den Menschen zu schönen Taten zu inspirieren. Hier geht es zur Fotostrecke.
notizen-2025/#210425-293

12.04.25, Warum der Kampf gegen Geldwäsche freien Medien schadet: In den vergangenen Jahren kündigten Banken immer mehr Journalisten und Medienunternehmen das Spendenkonto. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen der verengte Diskursraum nicht nur in Deutschland. Banken können Geschäftsbeziehungen wegen persönlicher Vorbehalte beenden oder aber aus Angst vor Reputationsproblemen. Zum anderen sind die Vorgaben in der Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung eine erhebliche Belastung. Bestimmte Kontonutzungsmuster verpflichten Banken, die Vorgänge aufzuklären. Dieser Aufwand ist bei 10 Euro Kontoführungsgebühren im Monat einfach nicht drin. Was das bedeutet, lesen Sie jetzt auf ›Multipolar‹.
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11.04.25, Recherche? Fehlanzeige!: Wenn die Medien ihre Kontrollfunktion nicht wahrnehmen, gehen die Dinge ihren Gang: Ab dem 26. März standen die internen Koalitionssondierungspapiere frei im Internet. Hat die Presse die Zeit genutzt, die Pläne der Parteien zu analysieren und ihre Auswirkung auf das Leben in Interviews und Berichten zu erörtern? Diese Frage beantworte ich in einer Kolumne anhand von drei Beispielen.
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10.04.25, Keine Gentechnik im Koalitionsvertrag: Nachtrag zu gestern: FragdenStaat hat den finalen Koalitionsvertrag veröffentlicht. Union und SPD haben demnach keine Vereinbarung in Sachen Gentechnik geschlossen.
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09.04.25, Gentechnik im Koalitionsgespräch: Eine zwingende Kennzeichnung aller Lebensmittel, die unter Beteiligung neuer Gentechnik-Verfahren erzeugt wurden: Das begehren 94 Prozent der Bevölkerung laut einer Umfrage des Bundesamtes für Naturschutz. Die Parteien richten sich da nicht unbedingt nach dem Bürgerwillen. 11 Landesregierungen forderten Ende März die Bundesregierung auf, von einer verpflichtenden Kennzeichnung Abstand zu nehmen. Darunter 9 Regierungen unter Beteiligung der SPD, 3 Regierungen unter Beteiligung der Grünen, 2 Regierungen mit dem BSW an Bord und eine mit den Linken. Auf Bundesebene dealen SPD und Union derzeit ihren Koalitionsvertrag aus. Einige Sondierungspapiere kamen am 26. und 27. März an die Öffentlichkeit. Einigkeit zwischen den Koalitionären bestand bis dato keine: Die SPD will am »Vorsorgeprinzip und der Kennzeichnungspflicht« festhalten. Die Union dagegen ist mit dem Passus nicht einverstanden, betrachtet Transparenz im Supermarkt also offensichtlich skeptisch.
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07.04.25, Die neue Digitalkampagne: Union und SPD wollen, dass Gewerbetreibende grundsätzlich mindestens einen digitalen Bezahlungsweg anbieten. Das Koalitionspapier der Arbeitsgruppe Finanzen tauchte am 26. März im Internet auf. Dort steht: »Wir setzen uns für echte Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr ein und wollen, dass grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden muss.«
Hintergrund ist laut einem Tagesschau-Bericht der Kampf gegen Steuerbetrug. Schon im Wahlprogramm der SPD hieß es, man wolle Umsatzsteuerbetrug in bargeldintensiven Branchen zurückdrängen. Die Partei setzt also darauf, dass der Bürger freiwillig mit seinen Daten bezahlt und auf ein Zahlungsmittel verzichtet, das ihm bessere Kontrolle über seine Ausgaben verleiht.
Für kleine Unternehmen, die nur Banknoten und Münzen annehmen, bedeutet der Digitalzwang Mehraufwand und Extrakosten. Wer möchte 50 Euro Miete im Monat für ein Kartenterminal zahlen? Daneben summieren sich Buchungsgebühren abhängig vom Umsatz. Ich zitiere aus einem meiner Artikel aus dem Jahr 2024:
»Bruno Gebhart hat das Kartenlesegerät abgeschafft. Schon vor fünf Jahren. In der Tübinger Altstadt verkauft er fair gehandelte Lebensmittel, Kerzen oder Postkarten. Dass Konzerne wie Mastercard und Visa ›Milliarden Reingewinne machen‹, ärgert Gebhart. Kreditkarten hatte er noch nie akzeptiert. Das Geschäft der beiden US-Unternehmen ist tatsächlich eines der profitabelsten der Welt: Der Gewinn entspricht rund 50 Prozent des Umsatzes. Bruno Gebhart arbeitet dagegen mit einer winzigen Handelsspanne: zwischen 5 und 15 Prozent bei fair gehandelten Waren. Was 1 Euro im Großhandel kostet, steht theoretisch für 1,10 Euro im Regal. Umso geringer war Gebharts Bereitschaft, ›50 oder 60 Euro‹ Monatsmiete für ein Kartenbezahlterminal aufzubringen und jedes Mal, wenn ein Kunde bargeldlos bezahlt, ›10 oder 15 Cent‹ an die Finanzbranche abzugeben.«
Auch deshalb schloss sich Gebhart der Initiative ›Tübingen zahlt bar‹ an. In immer mehr Städten gründen sich Unternehmergruppen für den Erhalt des Bargelds. Thomas Jörder arbeitet an dem Projekt ›Deutschland zahlt bar‹. Mit wenig Kreativität kam nun die Antwort von Visa, Mastercard, der Deutschen Bank und weiteren Finanzunternehmen: Am 25. März stellten sie die Kampagne ›Deutschland zahlt digital‹ vor. Als Botschafter fungiert der Aufsichtsratchef der Onlinebank N26, Marcus Mosen, ein erklärter Unterstützer der CDU unter Friedrich Merz. Er bemüht sich offen darum, das Ziel seiner Initiative in die Koalitionsarbeitsgruppen zu bringen. ›Deutschland zahlt digital‹ ist ein Angebot an kleine Einzelhändler. Wer das Kartenterminal aufstellt, bleibt ein Jahr lang von Kartengebühren befreit. Danach aber ist der Händler in der Abhängigkeit, weil der Kunde die Akzeptanz von Karten voraussetzt. Je mehr Händler abhängig sind, desto leichter kann die Finanzbranche ihre Gebühren erhöhen.
In der Koalitionsarbeitsgruppe arbeiten drei deutsche Finanzminister mit: Marcus Optendrenk (CDU, Nordrhein-Westfalen) und Doris Ahnen (SPD, Rheinland-Pfalz). Außerdem Jakob von Weizsäcker (SPD, Saarland). Dieser Politiker war 2019 bis 2022 Chefvolkswirt im Bundesfinanzministerium und anschließend kurzzeitig Geschäftsführer der Arbeitsgruppe Sicherheit und Finanzen für Pandemieprävention der G20-Nationen. Die G20 gründeten 2009 die Arbeitsgruppe ›Global Partnership for Financial Inclusion‹. Dort arbeiteten später Institutionen zusammen, die sich für die Ablösung des Bargelds durch digitale Zahlungen einsetzen: Dazu gehören die von der Bundesregierung finanzierte ›Better Than Cash Alliance‹, die ebenfalls von Berlin gesponserten Organisationen ›Alliance for Financial Inclusion‹ und ›Consultative Group to Assist the Poor‹ sowie die Weltbank.
notizen-2025/#070425-240

02.04.25, Verbraucherzentrale will sich für Recht auf Barzahlung einsetzen: Wer in den letzten zwölf Monaten vergeblich »in einem Geschäft, einem Restaurant oder in einer Behörde mit Bargeld zahlen« wollte, kann das jetzt der Verbraucherzentrale melden. Sie möchte, dass »Bargeld überall angenommen und als Zahlungsmittel akzeptiert wird«.
notizen-2025/#020425-797

28.03.25, Ungarische Regierung will Bargeldversorgung sicherstellen: In jeder Gemeinde ein Geldautomat: Die ungarische Regierung möchte den Zugang zu Bargeld auch auf dem Land sicherstellen. Das Finanzministerium erhält den Auftrag, bis zum 30. April einen Plan für die Umsetzung zu erarbeiten. Der Beschluss wurde am 19. März im Regierungsanzeiger veröffentlicht. Wie Bankmonitor.hu berichtet, verteilt sich ein großer Teil der 5140 Geldautomaten Ungarns auf die Regierungsmetropole und die Städte mit Rechten eines Verwaltungsbezirks. Die restlichen 2995 Bankomaten stehen in grob 3130 Gemeinden, wobei die größeren Orte sicherlich über mehrere Geräte verfügen, die kleineren über keinen einzigen. Das Nachrichtenportal 24.hu schreibt, die Banken seien außerdem verpflichtet worden, alle bestehenden Geldautomaten weiterhin zu bewirtschaften. Auch die Bargeldausgabe am Schalter müsse erhalten bleiben. Erst im Februar sprach sich der Fraktionsvorsitzende der regierenden Christlich-Demokratischen Volkspartei Ungarns, István Simicskó, dafür aus, die Verwendung von Bargeld im Grundgesetz zu verankern.
Die Oesterreichische Nationalbank stellt aktuell in Eigeninitiative 120 Bankomaten in unterversorgten Gemeinden auf (ich berichtete). 329 der 2100 Kommunen in der Alpenrepublik besitzen kein Gerät. In Deutschland verfügen 4781 von 11.000 Gemeinden über keinerlei Bargeldquelle.
Eine von mir mit initiierte Petition mit 127.000 Unterzeichnern fordert EU-Parlament und EU-Ministerrat auf, im ganzen Euro-Raum sicherzustellen, dass in jeder Kommune ab 1000 Einwohnern mindestens ein Geldautomat steht.
notizen-2025/#280325-908

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Tips für alle, die neu im Garten sind

Gestern, der 20. März, ist das Sommerhalbjahr angebrochen. Allen angehenden Gärtnern möchte ich aus diesem Anlass einige Hinweise geben:

An morgen denken

Denken wir nur an die Ernte im Herbst, könnten uns die eigenen Erwartungen bald enttäuschen. Am leichtesten gärtnert es sich, wenn wir die Zukunft im Blick halten. Was wir heute tun, tun wir für morgen.

Humus aufbauen

Auch wer vom Gärtnern träumt, aber noch keine Zeit dazu findet, kann heute die Saat für morgen legen:

Unser Planet Erde ist nur dank einer dünnen Haut ein blühendes Eden: Humus ist die Quelle dieser Fruchtbarkeit. Ist der Boden daran reich, färbt er sich dunkelbraun bis schwarz. Dann hat die Erde eine krümelige Struktur und bindet Wasser wunderbar.

Wenn die Fläche, auf der man eines Tages anbauen will, schon feststeht, kann man die Beete per Flächenkompostierung vorbereiten. Grüne, nährstoffreiche Dinge werden gemischt mit gehäckseltem faserigem und holzigem Material laufend dem Boden gefüttert. Die Schichthöhe sollte zu keinem Zeitpunkt eine Stärke überschreiten, bei der es aufgrund von Luftmangel zu Wärmebildung käme; 10cm könnten ein guter Richtwert sein. Es werden viele Würmer herbeieilen und mit ihren Helfern gemeinsam besten Kompost bereiten. Für größere Gärten würde sich Gehäckseltes von der Grünschnittannahmestelle anbieten sowie Gras. (Wenn es sich um feinen Rasenschnitt handelt, gut mischen mit anderem Material, damit sich nicht Hitze und Fäulnis darin entwickeln.)

Samen ziehen

Saatgut in Tütchen ist teuer. Solche geringen Portionen sind geschickt, wenn man Pflanzen vorzieht, nicht aber dann, wenn man direkt aussät:

Oft keimt der einzelne Same an der gewünschten Stelle nicht oder eine Schnecke grast ihn ab und es bleibt eine Lücke. Wenn der Boden nicht feinkrümelig ist, sondern eine grobe Struktur aufweist, weil ihm Humus fehlt, dann liegt der gesäte Samen mal zu tief, mal zu nah an der Oberfläche und ist damit unter Umständen verloren. Weiterlesen

Fassung einer Kluftquelle im Lungau

Letzten Herbst habe ich von einer Quellfassung in Niederösterreich berichtet. Einige Leser sagten, ihnen hätten da die Bilder gefehlt. Sie könnten sich nicht so gut vorstellen, was da eigentlich passiert. Im Mai haben wir am Krameterhof wieder eine Quelle gefasst und ich habe die Möglichkeit genutzt und ein paar Bilder gemacht.

So sieht die Kluftquelle aus.
Die Quelle wird nicht zur Trinkwasserversorgung benötigt. Wir haben sie gefasst, um das Wasser durch ein Rohr in den anliegenden Teich plätschern zu lassen. So bleibt im kalten Lungauer Winter ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei. Und die Bewegung reichert das Wasser mit Sauerstoff an.

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Am Wasser kann man alles messen

  • Diesen Aufsatz habe ich anlässlich dem Abschluss meines Lehrgangs zum Holzer’schen Permakulturpraktiker verfasst. Was ist das Verhältnis der Menschheit zu ihren Lebensgrundlagen Humus, Wasser und (Boden)fruchtbarkeit? Und wie könnte es in Zukunft aussehen? In diesem Artikel erwarten Sie unkonventionelle Gedanken.

Friedensreich Hundertwasser hat sich einmal gefragt, warum wir zwar Gott danken für unser täglich Brot, aber nicht beten, auf dass sich das, was durch den Magen ging, wieder in Erde umwandle. Was vor den Zeiten von Wassertoilette und Schwemmkanal war, ist gar nicht so einfach herauszufinden. Aufzeichnungen gibt es aus den Städten, aber dort lebte einmal nur ein Bruchteil der Bevölkerung. In den ländlichen Stadtteilen und auf dem Land hat es aber auf jeden Fall das Plumpsklo, mit oder ohne Abdichtung zum Boden hin, gegeben. Konnte die Flüssigkeit versickern, bot sich das Zweigrubensystem an: Ein Jahr lang hockte man über der linken Grube, im nächsten über der rechten. In dieser Zeit konnte der Grubeninhalt vom Vorjahr kompostieren, bevor er ausgeräumt wurde und alles von vorne begann. Wurde die Flüssigkeit aber daran gehindert, ihren Weg Richtung Grundwasser zu suchen, musste man regelmäßig Hand anlegen und das Unaussprechliche ausheben. Auch noch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts rückten auf dem Land Dienstleister an – man nannte sie liebevoll Scheißefahrer –, pumpten die Gruben leer und brachten alles auf die Felder. Außerdem soll es auch Abtritte über dem Saustall gegeben haben, wobei die Feststoffe von den Sauen gefressen wurden. Wo man aber den Bezug zur Natur gänzlich verloren hatte, hielten entsprechende Zustände Einzug:

»Das wunderschöne, romantische Bild von Wall und Wehrgang, von hohen Giebeln und gotischen Türmen ergänzte sich durch einen beispiellosen Schmutz. Die antiken Stadtwesen schwemmten wenigstens ihren Unrat weg, den mittelalterlichen fiel das aber nicht im entferntesten ein. Es gab zwar Gossen als eingetiefte Längsrinne in der Straßenmitte. Aber die mündeten nicht in unterirdische Ablaufkanäle, höchstens daß die eine oder andere einmal in die faulenden Gewässer des Stadtgrabens überfloß. Soweit Stadtbäche vorhanden waren, benützte man sie zum Trinken, Bleichen und Waschen, und die Gerber und Färber nahmen sie für sich in Anspruch. […] In dasselbe Wasser, das ein paar Gossen weiter für die Küche geschöpft wurde, warf man oft genug tote Hunde, Katzen und Schweine und Abhub aller Art hinein. Auch Nachttöpfe und Leibstühle wurden dorthin ausgegossen.«

Annie Francé-Harrar¹

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Quellfassung in Niederösterreich

Anfang Oktober war ich mit dem Lehrgang bei einer Familie in Niederösterreich zu Gast. Wir haben dort eine Quelle gefunden und gefasst. Im Folgenden eine Beschreibung, wie es uns gelang.

Wir standen auf der Hügelkuppe, schauten nach links, nach rechts – hier fällt der Regen, sickert ein, trennt sich und geht verschiedene Wege; das ist die Wasserscheide. Wir folgten dem Wasser talabwärts Richtung Süden, weil diese Seite des Hangs zum Hof gehört. Schwarzerlen, Eschen oder die Waldrebe verrieten uns, dass wir auf dem richtigen Pfad waren; sie zeigen Feuchtigkeit an. Wir hatten die Waldgrenze erreicht und stiegen in die Wälder ab. Bald schon stießen wir auf einen kleinen, wasserführenden Graben. War das Regenwasser? Wo kam das Rinnsal her? Und siehe da, es floss aus der Böschung heraus.

Am nächsten Tag wollten wir unsere Vermutung überprüfen, dem Wasser nachgraben. Ein kleiner Bagger hätte es auch getan, aber der 16 Tonnen schwere war eben schon vorhanden; er gehört zum Fuhrpark. Josef stand mit einer Schaufel im Graben, ein Lehrgangsteilnehmer lenkte den Bagger und die anderen blieben in sicherer Entfernung. Der Bagger wurde so positioniert, dass er einen sicheren Stand hatte, aber gleichzeitig so arbeitete, dass er nicht quer zum Hang Erdreich abtrug, sondern möglichst in den Hang grub. Dadurch wird die bergseitige Wand der Baugrube weniger belastet. Jetzt stach der Böschungslöffel in den Boden ein, reiste Jahrhunderte in die Vergangenheit, erhob sich wieder und türmte die Erdmassen an einem anderen Ort auf.

Josef suchte nach jeder Grabung mit der Schaufel nach dem Verbleib des Rinnsals und achtete mit peinlicher Genauigkeit darauf, dass die Erde immer auf der Höhe des Wassers abgegraben wurde und nicht tiefer. Immer wieder musste der Bagger das Bachbett nachziehen, damit Josef nicht im Sumpf verschwand.

Allmählich kamen wir tiefer in die Böschung hinein und entdeckten eine bläuliche Bodenschicht. Weiterlesen

Warum veredelt man Äpfel und woher stammt das Wort Permakultur?

Liebe Leser,

im Mai habe ich meinen Lehrgang am Krameterhof begonnen. Wir sind etwa 20 Leute aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Einmal im Monat kommen wir für vier Tage zusammen. Zu Beginn erzählte uns Josef Andreas – er ist der Sohn von Sepp Holzer und Leiter des Lehrgangs – über die Philosophie der Permakultur. Wir lernten etwas über Wälder, alte und moderne Waldnutzungsformen. Josef machte einen kleinen Rundgang mit uns und zeigte Teiche, Erdkeller und seine vielen Tiere. Danach beschäftigten wir uns zwei Tage mit Obst und lernten das Veredeln. Im Juni haben wir dann Pilze vermehrt, erfuhren über den Körperbau der Pflanzen (Pflanzenphysiologie), ihre Erkennungsmerkmale und welche Rückschlüsse sie auf die Bodenbeschaffenheit zulassen (Zeigerpflanzen). Außerdem besprachen wir die Bodenschichten (Geologie), wann Quellen austreten und wie man das Wasser auf dem eigenen Land sammelt und hält (Wasserretention). Am letzten Tag bauten wir auf großen Tischen ein maßstabsgetreues Modell aus sandiger Erde. Nach der Fertigstellung hatte jede Gruppe ein Abbild des Grundstücks vor sich und überlegte, wie man es gestalten und nutzen könnte.

Das Wort Permakultur

Woher kommt das Wort Permakultur? David Holmgren und der Australier Bill Mollison haben es in den 70er Jahren aus ›permanent agriculture‹ (dauerhafte Landwirtschaft) zusammengesetzt. Schon 1910 schrieb Cyril George Hopkins ein Buch mit dem Titel ›Soil Fertility and Permanent Agriculture‹ (Bodenfruchtbarkeit und dauerhafte Landwirtschaft). Franklin Hiram King veröffentlichte 1911 ›Farmers of Forty Centuries (or) Permanent Agriculture in China, Korea and Japan‹ (Bauern von 40 Jahrhunderten (oder) dauerhafte Landwirtschaft in China, Korea und Japan).

Für mich ist Kultur das, was daraus entsteht, wenn der Mensch eine Beziehung mit der Natur eingeht. Ob eine Kultur von Bestand sein kann, messe ich an den Honigbienen: sterben die Bienen, stirbt die Kultur. Was ich also hoffe am Krameterhof mitnehmen zu können, sind Impulse, wie man die Samen für eine neue, dauerhafte Kultur sät.

Die unbekannte Geschichte des Veredelns

Im Mai hat jeder von uns zwei Apfelbäume veredelt. Aber was ist Veredeln? Das ist, wenn man zwei Pflanzen oder Pflanzenteile miteinander verbindet und zum Verwachsen bringt. Aus zwei Bäumen wird einer, denn von nun an teilen sich beide den Saftstrom.

Nur warum veredelt man einen Apfel? Weiterlesen

Lebende Häuser und eine Führung über den Krameterhof

Liebe Leser,

in meinem zweiten Rundbrief berichte ich kurz vom Seminar am Krameterhof letzten Mai und einer Exkursion nach Nordhessen, wo ich Konstantin Kirsch traf, einen Entwickler lebender Häuser.

Auf dem Weg ins Salzburger Lungau hatte ich das Glück, ab München mit einem Kursteilnehmer fahren zu können. Bei guter Verkehrslage dauert die Fahrt dann noch grob 3,5 Stunden. Mitte Mai (nach den Eisheiligen) stagnierten die Temperaturen auf dem 1300m hoch gelegenen Hof einige Grade über null.

Bei der Ankunft herrschte bereits Hochbetrieb, denn die Teilnehmer des diesjährigen Lehrgangs hatten ihre Ausbildung gerade erst begonnen.

Josef Holzer führte uns über seinen 45 Hektar umfassenden Hof und ließ uns an seinem Verständnis der Permakultur, also der dauerhaften, beständigen, permanenten und nachhaltigen Kultur, teilhaben; sie basiere auf drei Säulen, erklärte er: die erste bestehe darin, die Natur zu beobachten und in eine landwirtschaftliche Kultur zu übersetzen; die zweite, darauf aufbauende besage, man müsse damit auskommen, was einem das Land gibt (Stoff- und Energiekreisläufe müssen folglich funktionieren) und die dritte stehe für die Verantwortung seinen Handlungen gegenüber. Hier heiße es, sich zu hinterfragen, Entwicklungen zu beobachten, Fehler zu erkennen und sich einzugestehen als auch dann etwas zu ändern. Weiterlesen