Kurz notiert

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Bargeld in Europa schützen jetzt: Die Wahlfreiheit, mit Banknoten und Münzen zu bezahlen, droht Stück für Stück zu verschwinden. Zahlreiche Prominente rufen nun zum Schutz des Bargelds auf. Wir haben die Chance, unsere gedruckte Freiheit europaweit abzusichern. Ich bin Co-Initiator. Bitte macht mit und unterschreibt die Petition!

10.10.24, Landwirtschaft beeinflusst das Mikrobiom: Das menschliche Darmmikrobiom wirkt sich auf neuronale Vorgänge im Gehirn aus und steuert das Immunsystem. Erkrankungen des Körpers, auch Depressionen, spiegeln sich in der Zusammensetzung des Mikrobioms wider. Interessant, dass biologisch angebaute Äpfel eine günstigere mikrobielle Zusammensetzung aufweisen, umso mehr, wo nun die Forschung zeigt, dass die Bakterien auf und in Lebensmitteln sich im Darmmikrobiom erfolgreich ansiedeln. In einem Apfel sind 100 Millionen Bakterienzellen nachweisbar.

09.10.24, Bildungsfreiheit auf dem Rückzug: In Deutschland herrscht eine strenge Schulbesuchspflicht. Viele Länder auf dem europäischen Kontinent gehen mit der Frage ganz anders um. In der Regel ist auch Hausunterricht möglich. Großbritannien schreibt dafür keinen Lehrplan vor. Doch der Trend geht in den letzten Jahren in eine restriktive Richtung. Im Herbst 2020 unternahm Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Anstrengungen, den Heimunterricht zu verbieten. Die Gesetze wurden verschärft. In der Corona-Zeit nahm die Zahl der Hausschüler in Österreich stark zu. Der Staat führte daraufhin strengere Regeln ein. Im Schweizer Kanton Schaffhausen dürfen nur noch Lehrpersonen Heimunterricht erteilen. Die Änderung wurde 2023 vom Stimmvolk abgesegnet.

08.10.24, Pilze retten Bienen: Die schlechte Gesundheit der Honigbienen war in den letzten 20 Jahren immer wieder Thema in den Medien. Im Winter sterben viele Bienenvölker und die Imker bemühen sich, ihre Völker im Frühjahr wieder zu vermehren. Zahlreiche Kulturpflanzen würden nur einen Bruchteil der gewohnten Ernte liefern, wenn Honigbienen nicht die Blüten bestäuben würden. Die Schweizer Bienenschutzorganisation ›Free the bees‹ hat einen spannenden Artikel übersetzt. Er verspricht neue Erkenntnisse zur mangelnden Vitalität der Honigbienen. So zeigt sich, dass die Biene auf Pilze angewiesen ist: zur Entgiftung des Körpers und zur normalen Funktion des Immunsystems.
Bienen sind jedoch durch die Landwirtschaft Fungiziden ausgesetzt, also Pilzvernichtungsmitteln, die zum Schutz von Kulturpflanzen ausgebracht werden. Darüber kommen Bienen mit Säuren in Berührung. Die Imker arbeiten mit Ameisensäure und Oxalsäure, um Varroamilben in den Brutwaben abzutöten. In der Mitte dieser Waben reifen die Bienenlarven heran. In den äußeren Zellen reift das Bienenbrot, hergestellt aus Blütenpollen. Die Bienen ernähren sich davon. Wenn die Säure die Reife des Bienenbrots nicht beeinträchtigt haben sollte, dann dürfte sie aber das Verdauungssystem der Biene stören, ebenso wie die Pilzvernichtungsmittel aus der Landwirtschaft. Doch die Biene ist bei der Verdauung von Bienenbrot auf Pilze angewiesen. Wenn die Verdauung korrekt funktioniert, steigt die Coumarsäure im Körper an. Sie ist notwendig für die normale Funktion eines Enzymsystems mit den Namen P-450. Dieses System wird gebraucht für die »Entgiftung toxischer Verbindungen« und für das »Funktionieren der Immunität«.

07.10.24, Die Abkehr vom Bargeld führt ins Chaos: Es ist bequem, mit Karte zu bezahlen – so lange, bis jemand den Stecker zieht. Zuletzt streikte in Deutschland am 12. September 2024 jedes vierte Kartenterminal. Doch das ist nur ein Ereignis unter vielen auf einer Reise ins digitale Chaos: Ein Kartenzahlungsausfall in Fast-Food-Restaurants führte zu kuriosen Szenen vor den WC-Anlagen. Eine bundesweite Störung der digitalen Zahlungssysteme am Tag vor Heiligabend endete in Tumulten an der Kasse. Mehr zum Thema gibt es von mir in der Berliner Zeitung.

05.10.24, Ministerpräsidenten Woidke und Kretschmer fordern mehr Diplomatie: Die Regierungschefs von Brandenburg und Sachsen, Dietmar Woidke und Michael Kretschmer, sowie der CDU-Landeschef in Thüringen, Mario Voigt, sprechen sich in einem Gastbeitrag in der FAZ für mehr diplomatische Bemühungen Deutschlands zur Beendigung des Ukrainekriegs aus. Alle drei diskutieren derzeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht über mögliche Regierungskoalitionen auf Landesebene. Der Gastbeitrag erschien am 3. Oktober 2024. Am selben Tag sprach Peter Gauweiler auf einer Friedensdemonstration in Berlin: »Nicht das Waffenmanagement, sondern das wechselseitige Bemühen, die Waffen niederzulegen«, sei jetzt »die Aufgabe der deutschen Politik«, so der CSU-Politiker. Auch Sahra Wagenknecht zählte zu den Rednern. Kommentar: Es wäre schön, wenn sich viele Politiker an die Worte Gustav Heinemanns anlässlich seines Amtsantritts als Bundespräsident im Jahr 1969 erinnerten: »Ich sehe als Erstes die Verpflichtung, dem Frieden zu dienen. Nicht der Krieg ist der Ernstfall, in dem der Mann sich zu bewähren habe, wie meine Generation in der kaiserlichen Zeit auf den Schulbänken lernte, sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben.«

04.10.24, Assange als politischer Gefangener anerkannt: Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hat den Journalisten Julian Assange als politischen Gefangenen eingestuft. 65 Vertreter stimmten für den Beschluss bei 31 Gegenstimmen und 23 Enthaltungen. Dem Gremium gehören Parlamentarier aus insgesamt 46 Ländern an.

02.10.24, Assange ist ein freier Mann unter Auflagen: Der Journalist und Wikileaks-Gründer Julian Assange saß mehrere Jahre in einer kleinen Gefängniszelle in London. Er hätte an die USA ausgeliefert werden sollen, weil er daran beteiligt war, geheime Informationen über die Folter in Guantanamo und Kriegsverbrechen in Afghanistan und im Irak ans Licht zu bringen. Mitte 2024 kam er frei, nachdem er einen Deal mit den USA eingegangen war. Er musste sich der Spionage schuldig bekennen und kam in Anrechnung seiner Jahre in Auslieferungshaft auf freien Fuß. Am 1. Oktober 2023 äußerte sich Assange erstmals öffentlich, und zwar vor einem Ausschuss der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. Assange sagte, er habe sich des Journalismus schuldig bekannt. Zu den Auflagen seiner Freilassung zähle, dass er keinen Informationsfreiheitsantrag stellen dürfe, um das Handeln der USA in seinem Fall aufzuklären. Ebenso dürfe er nicht gerichtlich überprüfen lassen, was ihm widerfuhr.

01.10.24, Bei der Bahn beginnt der Ausstieg aus dem Automatenverkauf: 2018 kam ein internes Papier der Deutschen Bahn ans Licht. »Realisierung des Ausstiegs aus dem Automatenverkauf«, hieß es darin unmissverständlich. Die Bahn beschwichtigte: Es gebe »keinen Beschluss«. Doch jetzt, sechs Jahre später, macht das Staatsunternehmen ernst. Im Raum Dresden nimmt die Bahn sechs Automaten testweise außer Betrieb. Die Fahrgäste sehen sich genötigt, mit dem Smartphone zu bezahlen. Seit Ende 2023 bereits können Sparpreistickets deutschlandweit nicht mehr am Automat erworben werden. Auch hier versucht die Bahn, ihre Kunden zur Nutzung von digitalen und datenschutzfeindlichen Programmen zu bewegen.

30.09.24, Smartphone-Zwang für Fünftklässler: In Bayern bezahlt der Staat Kindern ein Ticket, wenn der Schulweg drei Kilometer übersteigt. Hannes Erhard ist Vater von zwei schulpflichtigen Kindern und seit Monaten im Streit mit dem Landratsamt und der Bayerischen Regiobahn, der Grund: Die Behörden stellen anstatt einer ausgedruckten Fahrkarte nur noch das Deutschlandticket bereit. Und das ist rein digital.

28.09.24, Weggesperrt und Konten gekündigt: Angehörige der Bundeswehr sind gezwungen, mehrere Impfungen über sich ergehen zu lassen. Bis Mai 2024 galt das auch für die Corona-Impfung. Der Oberfeldwebel Alexander Bittner verweigerte sich. Er bekam eine Geldstrafe und sechs Monate auf Bewährung. Bittner, von seiner Unschuld überzeugt, bezahlte nicht. Seit dem 16. September 2024 sitzt er deshalb in einem Gefängnis in Bayern fest. Nach Informationen von Multipolar wurden der Familie jetzt mehrere Konten durch die Deutsche Kreditbank (DKB) gekündigt. Die DKB ist eine Tochtergesellschaft der staatlichen Bayerischen Landesbank. Folglich schränkt hier der Staat den Zugang zu elementaren Finanzdienstleistungen ein. Über das Phänomen der Kontokündigungen schrieb ich im Juni dieses Jahres auf Multipolar (auch zu lesen in der Neuen Osnabrücker Zeitung). Zwei Kontokündigungen durch die DKB waren mir damals bereits bekannt. Ein weiterer ist erst wenige Wochen alt: Dem Politiker Sascha Schlösser kündigte die Bank zwei Tage nach dessen Wahl in den Thüringer Landtag am 3. September 2024 zwei Konten.

27.09.24, Windräder statt Natur: Der Bundestag beriet am gestrigen Donnerstag (26. September) erstmals einen Gesetzesentwurf der Bundesregierung zum beschleunigten Ausbau von Windkraft und Solarenergie. Der Naturschutzbund NABU kritisiert das Vorhaben. Nach seinen Informationen sollen alle ausgewiesenen Windenergiegebiete zukünftig Beschleunigungsgebiete werden. Dort würde die Umweltverträglichkeitsprüfung, die Artenschutzprüfung, die FFH-Verträglichkeitsprüfung und eine wasserrechtliche Prüfung entfallen. Eine Änderung gebe es außerdem für die Gemeinden: Sie hätten bislang selbst entscheiden können, ob auf ihrem Gebiet Solarparks gebaut werden dürfen. In Zukunft wäre das nicht mehr der Fall.

26.09.24, Bundesregierung beschließt Liberalisierung von Nutzhanf: Das Bundeskabinett hat am gestrigen Mittwoch (25. September) einen Gesetzesentwurf zur Liberalisierung von Nutzhanf beschlossen. Das teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Für Hanf gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten: Die Fasern dienen als Dämmstoff oder zur Herstellung von Stoffen und Kleidungsstücken. Aus den Samen entstehen nahrhafte Lebensmittel. Bislang ist der Anbau von Nutzhanf trotz geringem Gehalt an rauscherzeugendem THC streng reguliert und mit rechtlichen Risiken verbunden. Für Berufslandwirte soll das Gesetz Erleichterungen bringen. Der Bundestag muss noch zustimmen.

25.09.24, Abkehr von der industriellen Landwirtschaft: Uganda geht eigene Wege. Präsident Museveni verhinderte die Zulassung von Gentechnik. Der Monsanto-Konzern verließ daraufhin das Land. In den Schulgärten wachsen biologische Lebensmittel. Und die gestiegenen Weizenpreise haben Uganda nicht in den Hunger gestürzt. Traditionelle Nahrungspflanzen sichern die Ernährung – und sind gesünder. Agrarökologie statt industrielle Landwirtschaft ist angesagt. Doch vor ein paar Jahren ging in Uganda noch alles in eine andere Richtung. Wie es zu der Wende kam, davon erzählt eine Reportage in der Zeitschrift Weltsichten.

24.09.24, Die Verdunkelung des Himmels: Großbritannien will 68 Millionen Euro für die Forschung zu solarem Geoengineering bereitstellen. Das berichtete der Focus am gestrigen Montag (23. September). Beim solaren Geoengineering werden Substanzen in die Atmosphäre eingebracht. Sie reflektieren einen Teil des Sonnenlichts zurück in den Weltraum. Im Ergebnis soll das planetare Klima abkühlen. Bereits im Februar 2024 diskutierte die UN-Umweltversammlung über das Verfahren. Kommentar: Forscher aus China schreiben: »Man geht davon aus, dass der blaue Himmel die körperliche Aktivität im Freien und die soziale Interaktion fördert, den Arbeitsdruck und den Lebensstress mindert und das Glücksgefühl der Menschen steigert.« Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Die Sonne verdunkeln? Ein Wahnsinn.

23.09.24, Gemüsebau unter Druck: Der Mensch braucht frische Lebensmittel. Zwei Drittel des Gemüses auf deutschen Tellern ist allerdings Importware. Die Gärtnereien stehen unter Druck. Nach Informationen der Initiative ›Wir Garten‹ steigen die Produktionskosten schneller als der Marktwert des Gemüses. Viele Betriebe finden keinen Nachfolger. 2023 gab es lediglich 159 Auszubildende im Gemüsebau. Die Initiative kritisiert, dass die Aussagen der Regierung über den Wert einer pflanzlich betonten Ernährung mit hohem Anteil an saisonalem und regionalem Gemüse (Ernährungsstrategie der Bundesregierung) oder die Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten (Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2023) im Kontrast zur tatsächlichen Agrarpolitik stünden. Die Initiative hat einen Werkzeugkoffer voll Informationen zum Aufbau einer Gärtnerei und zur Betriebsführung frei ins Internet gestellt.

21.09.24, Schweden zeigt, was zu tun ist, damit in den Geschäften auch in Zukunft bar bezahlt werden kann: Die Nationalbank von Schweden fordert »sofortige Maßnahmen, um den Zugang zu Kleingeld« für Einzelhändler zu gewährleisten. Weil die Banken kaum noch Bargelddienstleistungen in ihren Filialen anbieten, ist nicht nur der Zugang zu Wechselgeld eingeschränkt: Der Einzelhandel hat auch Probleme bei der Einzahlung seiner Tageseinnahmen. So kritisiert die Nationalbank, dass die aufgestellten Einzahlautomaten oft zu wenig Bargeld annehmen. Soll heißen: Bringt der Einzelhändler zu viel Geld, muss er einen Teil wieder mitnehmen oder einen zweiten Automaten suchen. Die Maßnahmen sind nach Ansicht der Nationalbank notwendig, um die Bereitschaft der Händler zu stärken, Bargeld zu akzeptieren. Deutschland erlebt gerade die Anfänge der Bargeld-Verdrängung: Innerhalb von sechs Jahren wurde jede dritte Bankfiliale geschlossen. Der Handelsverband beklagte deshalb im Mai 2024 zunehmende Probleme, Wechselgeld zu besorgen und Bargeld einzuzahlen. Kommentar: Wenn der deutsche Gesetzgeber vermeiden will, dass wie in Schweden immer mehr Geschäfte Bargeld ablehnen, dann muss er jetzt handeln.

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Tips für alle, die neu im Garten sind

Gestern, der 20. März, ist das Sommerhalbjahr angebrochen. Allen angehenden Gärtnern möchte ich aus diesem Anlass einige Hinweise geben:

An morgen denken

Denken wir nur an die Ernte im Herbst, könnten uns die eigenen Erwartungen bald enttäuschen. Am leichtesten gärtnert es sich, wenn wir die Zukunft im Blick halten. Was wir heute tun, tun wir für morgen.

Humus aufbauen

Auch wer vom Gärtnern träumt, aber noch keine Zeit dazu findet, kann heute die Saat für morgen legen:

Unser Planet Erde ist nur dank einer dünnen Haut ein blühendes Eden: Humus ist die Quelle dieser Fruchtbarkeit. Ist der Boden daran reich, färbt er sich dunkelbraun bis schwarz. Dann hat die Erde eine krümelige Struktur und bindet Wasser wunderbar.

Wenn die Fläche, auf der man eines Tages anbauen will, schon feststeht, kann man die Beete per Flächenkompostierung vorbereiten. Grüne, nährstoffreiche Dinge werden gemischt mit gehäckseltem faserigem und holzigem Material laufend dem Boden gefüttert. Die Schichthöhe sollte zu keinem Zeitpunkt eine Stärke überschreiten, bei der es aufgrund von Luftmangel zu Wärmebildung käme; 10cm könnten ein guter Richtwert sein. Es werden viele Würmer herbeieilen und mit ihren Helfern gemeinsam besten Kompost bereiten. Für größere Gärten würde sich Gehäckseltes von der Grünschnittannahmestelle anbieten sowie Gras. (Wenn es sich um feinen Rasenschnitt handelt, gut mischen mit anderem Material, damit sich nicht Hitze und Fäulnis darin entwickeln.)

Samen ziehen

Saatgut in Tütchen ist teuer. Solche geringen Portionen sind geschickt, wenn man Pflanzen vorzieht, nicht aber dann, wenn man direkt aussät:

Oft keimt der einzelne Same an der gewünschten Stelle nicht oder eine Schnecke grast ihn ab und es bleibt eine Lücke. Wenn der Boden nicht feinkrümelig ist, sondern eine grobe Struktur aufweist, weil ihm Humus fehlt, dann liegt der gesäte Samen mal zu tief, mal zu nah an der Oberfläche und ist damit unter Umständen verloren. Weiterlesen

Fassung einer Kluftquelle im Lungau

Letzten Herbst habe ich von einer Quellfassung in Niederösterreich berichtet. Einige Leser sagten, ihnen hätten da die Bilder gefehlt. Sie könnten sich nicht so gut vorstellen, was da eigentlich passiert. Im Mai haben wir am Krameterhof wieder eine Quelle gefasst und ich habe die Möglichkeit genutzt und ein paar Bilder gemacht.

So sieht die Kluftquelle aus.
Die Quelle wird nicht zur Trinkwasserversorgung benötigt. Wir haben sie gefasst, um das Wasser durch ein Rohr in den anliegenden Teich plätschern zu lassen. So bleibt im kalten Lungauer Winter ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei. Und die Bewegung reichert das Wasser mit Sauerstoff an.

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Am Wasser kann man alles messen

  • Diesen Aufsatz habe ich anlässlich dem Abschluss meines Lehrgangs zum Holzer’schen Permakulturpraktiker verfasst. Was ist das Verhältnis der Menschheit zu ihren Lebensgrundlagen Humus, Wasser und (Boden)fruchtbarkeit? Und wie könnte es in Zukunft aussehen? In diesem Artikel erwarten Sie unkonventionelle Gedanken.

Friedensreich Hundertwasser hat sich einmal gefragt, warum wir zwar Gott danken für unser täglich Brot, aber nicht beten, auf dass sich das, was durch den Magen ging, wieder in Erde umwandle. Was vor den Zeiten von Wassertoilette und Schwemmkanal war, ist gar nicht so einfach herauszufinden. Aufzeichnungen gibt es aus den Städten, aber dort lebte einmal nur ein Bruchteil der Bevölkerung. In den ländlichen Stadtteilen und auf dem Land hat es aber auf jeden Fall das Plumpsklo, mit oder ohne Abdichtung zum Boden hin, gegeben. Konnte die Flüssigkeit versickern, bot sich das Zweigrubensystem an: Ein Jahr lang hockte man über der linken Grube, im nächsten über der rechten. In dieser Zeit konnte der Grubeninhalt vom Vorjahr kompostieren, bevor er ausgeräumt wurde und alles von vorne begann. Wurde die Flüssigkeit aber daran gehindert, ihren Weg Richtung Grundwasser zu suchen, musste man regelmäßig Hand anlegen und das Unaussprechliche ausheben. Auch noch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts rückten auf dem Land Dienstleister an – man nannte sie liebevoll Scheißefahrer –, pumpten die Gruben leer und brachten alles auf die Felder. Außerdem soll es auch Abtritte über dem Saustall gegeben haben, wobei die Feststoffe von den Sauen gefressen wurden. Wo man aber den Bezug zur Natur gänzlich verloren hatte, hielten entsprechende Zustände Einzug:

»Das wunderschöne, romantische Bild von Wall und Wehrgang, von hohen Giebeln und gotischen Türmen ergänzte sich durch einen beispiellosen Schmutz. Die antiken Stadtwesen schwemmten wenigstens ihren Unrat weg, den mittelalterlichen fiel das aber nicht im entferntesten ein. Es gab zwar Gossen als eingetiefte Längsrinne in der Straßenmitte. Aber die mündeten nicht in unterirdische Ablaufkanäle, höchstens daß die eine oder andere einmal in die faulenden Gewässer des Stadtgrabens überfloß. Soweit Stadtbäche vorhanden waren, benützte man sie zum Trinken, Bleichen und Waschen, und die Gerber und Färber nahmen sie für sich in Anspruch. […] In dasselbe Wasser, das ein paar Gossen weiter für die Küche geschöpft wurde, warf man oft genug tote Hunde, Katzen und Schweine und Abhub aller Art hinein. Auch Nachttöpfe und Leibstühle wurden dorthin ausgegossen.«

Annie Francé-Harrar¹

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Quellfassung in Niederösterreich

Anfang Oktober war ich mit dem Lehrgang bei einer Familie in Niederösterreich zu Gast. Wir haben dort eine Quelle gefunden und gefasst. Im Folgenden eine Beschreibung, wie es uns gelang.

Wir standen auf der Hügelkuppe, schauten nach links, nach rechts – hier fällt der Regen, sickert ein, trennt sich und geht verschiedene Wege; das ist die Wasserscheide. Wir folgten dem Wasser talabwärts Richtung Süden, weil diese Seite des Hangs zum Hof gehört. Schwarzerlen, Eschen oder die Waldrebe verrieten uns, dass wir auf dem richtigen Pfad waren; sie zeigen Feuchtigkeit an. Wir hatten die Waldgrenze erreicht und stiegen in die Wälder ab. Bald schon stießen wir auf einen kleinen, wasserführenden Graben. War das Regenwasser? Wo kam das Rinnsal her? Und siehe da, es floss aus der Böschung heraus.

Am nächsten Tag wollten wir unsere Vermutung überprüfen, dem Wasser nachgraben. Ein kleiner Bagger hätte es auch getan, aber der 16 Tonnen schwere war eben schon vorhanden; er gehört zum Fuhrpark. Josef stand mit einer Schaufel im Graben, ein Lehrgangsteilnehmer lenkte den Bagger und die anderen blieben in sicherer Entfernung. Der Bagger wurde so positioniert, dass er einen sicheren Stand hatte, aber gleichzeitig so arbeitete, dass er nicht quer zum Hang Erdreich abtrug, sondern möglichst in den Hang grub. Dadurch wird die bergseitige Wand der Baugrube weniger belastet. Jetzt stach der Böschungslöffel in den Boden ein, reiste Jahrhunderte in die Vergangenheit, erhob sich wieder und türmte die Erdmassen an einem anderen Ort auf.

Josef suchte nach jeder Grabung mit der Schaufel nach dem Verbleib des Rinnsals und achtete mit peinlicher Genauigkeit darauf, dass die Erde immer auf der Höhe des Wassers abgegraben wurde und nicht tiefer. Immer wieder musste der Bagger das Bachbett nachziehen, damit Josef nicht im Sumpf verschwand.

Allmählich kamen wir tiefer in die Böschung hinein und entdeckten eine bläuliche Bodenschicht. Weiterlesen

Warum veredelt man Äpfel und woher stammt das Wort Permakultur?

Liebe Leser,

im Mai habe ich meinen Lehrgang am Krameterhof begonnen. Wir sind etwa 20 Leute aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Einmal im Monat kommen wir für vier Tage zusammen. Zu Beginn erzählte uns Josef Andreas – er ist der Sohn von Sepp Holzer und Leiter des Lehrgangs – über die Philosophie der Permakultur. Wir lernten etwas über Wälder, alte und moderne Waldnutzungsformen. Josef machte einen kleinen Rundgang mit uns und zeigte Teiche, Erdkeller und seine vielen Tiere. Danach beschäftigten wir uns zwei Tage mit Obst und lernten das Veredeln. Im Juni haben wir dann Pilze vermehrt, erfuhren über den Körperbau der Pflanzen (Pflanzenphysiologie), ihre Erkennungsmerkmale und welche Rückschlüsse sie auf die Bodenbeschaffenheit zulassen (Zeigerpflanzen). Außerdem besprachen wir die Bodenschichten (Geologie), wann Quellen austreten und wie man das Wasser auf dem eigenen Land sammelt und hält (Wasserretention). Am letzten Tag bauten wir auf großen Tischen ein maßstabsgetreues Modell aus sandiger Erde. Nach der Fertigstellung hatte jede Gruppe ein Abbild des Grundstücks vor sich und überlegte, wie man es gestalten und nutzen könnte.

Das Wort Permakultur

Woher kommt das Wort Permakultur? David Holmgren und der Australier Bill Mollison haben es in den 70er Jahren aus ›permanent agriculture‹ (dauerhafte Landwirtschaft) zusammengesetzt. Schon 1910 schrieb Cyril George Hopkins ein Buch mit dem Titel ›Soil Fertility and Permanent Agriculture‹ (Bodenfruchtbarkeit und dauerhafte Landwirtschaft). Franklin Hiram King veröffentlichte 1911 ›Farmers of Forty Centuries (or) Permanent Agriculture in China, Korea and Japan‹ (Bauern von 40 Jahrhunderten (oder) dauerhafte Landwirtschaft in China, Korea und Japan).

Für mich ist Kultur das, was daraus entsteht, wenn der Mensch eine Beziehung mit der Natur eingeht. Ob eine Kultur von Bestand sein kann, messe ich an den Honigbienen: sterben die Bienen, stirbt die Kultur. Was ich also hoffe am Krameterhof mitnehmen zu können, sind Impulse, wie man die Samen für eine neue, dauerhafte Kultur sät.

Die unbekannte Geschichte des Veredelns

Im Mai hat jeder von uns zwei Apfelbäume veredelt. Aber was ist Veredeln? Das ist, wenn man zwei Pflanzen oder Pflanzenteile miteinander verbindet und zum Verwachsen bringt. Aus zwei Bäumen wird einer, denn von nun an teilen sich beide den Saftstrom.

Nur warum veredelt man einen Apfel? Weiterlesen

Lebende Häuser und eine Führung über den Krameterhof

Liebe Leser,

in meinem zweiten Rundbrief berichte ich kurz vom Seminar am Krameterhof letzten Mai und einer Exkursion nach Nordhessen, wo ich Konstantin Kirsch traf, einen Entwickler lebender Häuser.

Auf dem Weg ins Salzburger Lungau hatte ich das Glück, ab München mit einem Kursteilnehmer fahren zu können. Bei guter Verkehrslage dauert die Fahrt dann noch grob 3,5 Stunden. Mitte Mai (nach den Eisheiligen) stagnierten die Temperaturen auf dem 1300m hoch gelegenen Hof einige Grade über null.

Bei der Ankunft herrschte bereits Hochbetrieb, denn die Teilnehmer des diesjährigen Lehrgangs hatten ihre Ausbildung gerade erst begonnen.

Josef Holzer führte uns über seinen 45 Hektar umfassenden Hof und ließ uns an seinem Verständnis der Permakultur, also der dauerhaften, beständigen, permanenten und nachhaltigen Kultur, teilhaben; sie basiere auf drei Säulen, erklärte er: die erste bestehe darin, die Natur zu beobachten und in eine landwirtschaftliche Kultur zu übersetzen; die zweite, darauf aufbauende besage, man müsse damit auskommen, was einem das Land gibt (Stoff- und Energiekreisläufe müssen folglich funktionieren) und die dritte stehe für die Verantwortung seinen Handlungen gegenüber. Hier heiße es, sich zu hinterfragen, Entwicklungen zu beobachten, Fehler zu erkennen und sich einzugestehen als auch dann etwas zu ändern. Weiterlesen

Ein Kurs mit Sepp Holzer

Anfang April hatte ich die Gelegenheit, Sepp Holzer im Rahmen eines dreitägigen Kurses selbst kennenzulernen. Wir, eine Gruppe von etwa 35 Teilnehmern, hörten Sepp, begingen mit ihm den Holzerhof als auch den Wildniskulturhof von Judith Anger, stellten Fragen und besprachen von uns mitgebrachte Projekte.

Die Führung über den Wildniskulturhof.
Die Führung über den Wildniskulturhof von Judith Anger.

Sepp, jetzt 73 Jahre alt, ist so gefragt, dass er nicht einmal nach Ende eines Seminares (Sonntagnachmittag) ruht: punkt 16:00 Uhr die nächste Besprechung, montagmorgens nach Deutschland … Trotzdem bewirtschaftet er zusammen mit seiner Gattin erfolgreich den fast zehn Hektar (100.000m²) großen Holzerhof. An einem Nordhang findet man mehrere Hundert Obstbäume, teils überwuchert von über 20 verschiedenen Weinsorten. Nichts wird hier geschnitten, gedüngt oder gespritzt. Das Tor zum Wald steht offen; das Wild hat Zugang zur Anlage – es ist genug für alle da. Weiterlesen

Krautfunding für meinen Lehrgang zum Holzer´schen Permakulturpraktiker

Ich habe dank vielen Unterstützern von Mai 2017 bis Mai 2018 am Lehrgang zum Holzer´schen Permakulturpraktiker teilnehmen können. Der krönende Abschluss war die Vorstellung meiner Projektarbeit: eine Trockentoilette in Kombination mit einem Bidet, benutzbar im Sitzen und in der Hocke. Einen Aufsatz darüber habe ich hier veröffentlicht. Im Sommerbrief 2017 und mit zwei Artikeln zur Quellfassung in Niederösterreich und im Lungau habe ich aus dem Lehrgang berichtet. Meine Intention, an der Ausbildung teilzunehmen, legte ich in einer Videobotschaft im Februar 2016 dar:

Ein Klick auf das Vorschaubild führt Sie zum Video auf Youtube. Dort gilt die Datenschutzerklärung von Google. Beachten Sie auch meine eigene.

Beispiel Wasser

Mit der Abholzung der Urwälder begann die Viehhaltung. Überweidung brach die Grasnarbe immer weiter auf, was zu Erosion führte. Der Boden trocknete aus, da er ungeschützt war. Auch vom Sommerregen profitierte er kaum noch, denn das Wasser sickerte nicht in den Boden hinein, nein, es nahm den fruchtbaren, doch zu Staub zerfallenen Humus mit und stürzte sich in die Flüsse. Mit der Zeit entstanden Spalten – die Erde bekam Risse. Selbst lange anhaltende Regenfälle im Winter konnten dieser Entwicklung nichts entgegensetzen. Zwar blühte die Landschaft dann für kurze Zeit, trocknete im Sommer aber wieder aus. Von diesem Phänomen, das Wüstenbildung genannt wird, sind große Teile Südeuropas betroffen.

Tamera vor dem Bau der Seen 2007.
Tamera vor dem Bau der Seen 2007. (Bild: Simon du Vinage)

In Tamera, Südportugal, leitete Sepp Holzer 2007 zum Bau dreier Seen an. Er nennt sie Wasserretentionsbecken. Sie sind ohne jegliche künstliche Hilfsmittel abgedichtet (dazu reicht der breite Lehmdamm an der engsten Stelle des Tales) und reinigen sich durch ihre stetige Bewegung (Wind) sowie mithilfe der Uferpflanzen selbst.

Uferpflanzen am Krameterhof
Die Ufervegetation trägt zur Stabilisierung bei und reinigt das Wasser. (Bild: Krameterhof)

Alle drei Seen füllten sich rasch und helfen seither mit, eine kleine Oase zu erschaffen.

Der See in Tamera im Frühjahr 2013.
Der See in Tamera im Frühjahr 2013. (Bild: Simon du Vinage)

Zur Philosophie der Permakultur: was Permakultur ist und was sie nicht ist

»Permakultur« (permanent agriculture) heißt dauerhafte Landwirtschaft. Und von Dauer ist nur, was im Gleichklang mit der Schöpfung ist. Darum …

  • werden in der Permakultur keine Elemente ausgeschlossen. Sonnen- und Mondkräfte, Wasser, Erde, Luft, Feuer … Alle wirken mit.
  • sollte eine Kultur die Erde nicht ausnutzen. In der Permakultur nimmt diese wieder ihren Platz als Mutter alles Lebendigen ein. Sie ist wirklich das Urweibliche selbst – die fruchtbare Erde, die die Grundlage für alles Gedeihen legt.
  • ist eine Permakultur von Beikräutern geprägt. Ich spreche bewusst von Beikräutern, denn es handelt sich nicht um Unkräuter. Kulturpflanzen leben in Symbiose mit den Wildpflanzen, sie unterstützen sich gegenseitig und profitieren voneinander.
  • werden in der Permakultur alle Wesen, Pflanzen, Tiere und Steine geachtet. Man gewährt ihnen Raum.
  • besteht eine Permakultur aus funktionierenden Kreisläufen.
  • richtet sich der Permakulturpraktiker nicht gegen die Natur, beutet sie nicht aus; im Gegenteil, schließlich gewinnen alle mehr, wenn es Tier und Pflanze gut geht.
  • kennt man in der Permakultur keine Schädlinge. Die Schuld an großen Ernteausfällen ist nicht Pilzen, Ungeziefer, Milben oder Wildschweinen zu geben. Schädlinge sind Warnungen der Natur, dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist.
  • setzt man auf Vielfalt statt Einfalt, denn gemeinsam geht es besser als einsam.
  • kann eine permanente Kultur nicht mehr so leicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Alle Elemente erfüllen nicht nur mehrere Funktionen, sondern werden auch von mehreren Elementen getragen.
Schweine auf dem Krameterhof.
Schweine auf dem Krameterhof. (Bild: Krameterhof)