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Kurz notiert

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28.03.25, Ungarische Regierung will Bargeldversorgung sicherstellen: In jeder Gemeinde ein Geldautomat: Die ungarische Regierung möchte den Zugang zu Bargeld auch auf dem Land sicherstellen. Das Finanzministerium erhält den Auftrag, bis zum 30. April einen Plan für die Umsetzung zu erarbeiten. Der Beschluss wurde am 19. März im Regierungsanzeiger veröffentlicht. Wie Bankmonitor.hu berichtet, verteilt sich ein großer Teil der 5140 Geldautomaten Ungarns auf die Regierungsmetropole und die Städte mit Rechten eines Verwaltungsbezirks. Die restlichen 2995 Bankomaten stehen in grob 3130 Gemeinden, wobei die größeren Orte sicherlich über mehrere Geräte verfügen, die kleineren über keinen einzigen. Das Nachrichtenportal 24.hu schreibt, die Banken seien außerdem verpflichtet worden, alle bestehenden Geldautomaten weiterhin zu bewirtschaften. Auch die Bargeldausgabe am Schalter müsse erhalten bleiben. Erst im Februar sprach sich der Fraktionsvorsitzende der regierenden Christlich-Demokratischen Volkspartei Ungarns, István Simicskó, dafür aus, die Verwendung von Bargeld im Grundgesetz zu verankern.
Die Oesterreichische Nationalbank stellt aktuell in Eigeninitiative 120 Bankomaten in unterversorgten Gemeinden auf (ich berichtete). 329 der 2100 Kommunen in der Alpenrepublik besitzen kein Gerät. In Deutschland verfügen 4781 von 11.000 Gemeinden über keinerlei Bargeldquelle.
Eine von mir mit initiierte Petition mit 127.000 Unterzeichnern fordert EU-Parlament und EU-Ministerrat auf, im ganzen Euro-Raum sicherzustellen, dass in jeder Kommune ab 1000 Einwohnern mindestens ein Geldautomat steht.
notizen-2025/#280325-908

27.03.25, Geburtsstunde der Gewalt: Übergriffe im Kreißsaal sind Alltag. Die Hebamme Eva Placzek wurde unfreiwillig Mittäterin. In ihrem Buch tritt sie für eine menschenwürdige Geburtshilfe ein. Meine ausführliche Rezension finden Sie hier.
notizen-2025/#270325-371

26.03.25, CDU-Austrittswelle: 20 CDU-Mitglieder aus Kühlungsborn im Landkreis Rostock haben ihren Austritt aus der Partei erklärt, berichtet der NDR am heutigen Mittwoch. Unter dem Kündigungsschreiben finden sich auch die Namen von vier der fünf amtierenden CDU-Gemeinderäte. Hier ein Auszug: »Jeder von uns ist aus bestimmten Überzeugungen und Grundwerten in die CDU eingetreten. Wenn jedoch grundlegende Punkte und rote Linien überschritten werden, die diese Werte zerstören, muss man zwangsläufig Konsequenzen ziehen. Dies tun wir hiermit und treten aus der Christlich-Demokratischen Union mit sofortiger Wirkung aus.« Die Schuldenbremse, heißt es weiter, sei die DNA der CDU gewesen.
Auch in anderen Regionen in Ostdeutschland, etwa im Landkreis Bautzen und in Eisenach, verlassen Mitglieder die Partei. In der Gemeinde Woldegk in Mecklenburg-Vorpommern besitzt die CDU bereits seit der Kommunalwahl 2024 keine offiziellen Vertreter mehr im Gemeinderat. Die CDU-Fraktion trat geschlossen als »Offene Liste Woldegk« an, weil der Grundsatz »Nie wieder Krieg« auf Bundesparteiebene »vergessen zu sein« schien.
notizen-2025/#260325-320

25.03.25, Faktenchecker im Propagandakrieg: Der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring analysiert in einem interessanten Artikel, wo die Grenzen zwischen Militär, Geheimdiensten und Faktencheck-Organisationen verschwimmen.
notizen-2025/#250325-003

20.03.25, Neues von Wirecard: Der Zahlungsdienstleister Wirecard ist ein Paradebeispiel dafür, dass Verbrecher in einer Welt ohne Bargeld keine Probleme hätten, Kapital zu beschaffen. Als Bank gewährte Wirecard Firmen in Asien Kredite in dreistelliger Höhe. Das Geld wurde nie zurückgezahlt, verschwand in unbekannten Kanälen. Wenn Geldinstitute Kredite vergeben, schreiben sie den Betrag einfach gut und erschaffen Geld aus dem Nichts – ein attraktives Geschäftsfeld auch für kriminelle Geister.
Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ist seit fünf Jahren zur Fahndung ausgeschrieben. ›LibyaPress‹ schrieb am 9. März, der Gesuchte baue in Libyen eine Privatarmee auf, und zwar für den russischen Geheimdienst. Eine 15.000 Mann starke Söldnergruppe soll die Flüchtlingsrouten durch Libyen kontrollieren. Russland nutze die Migration wie einen Wasserhahn, den man auf- und zudrehe, um mit Europa Zuckerbrot und Peitsche zu spielen. Libyen wurde 2011 von NATO-Ländern zerbombt. Seither versuchen zahllose Menschen aus dem südlicheren Afrika, mit Schlauchbooten das Mittelmeer zu überwinden und die italienische Küste zu erreichen. Zuvor hatte sie der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi daran gehindert. Er setzte Migration bereits als Druckmittel ein.
notizen-2025/#200325-935

19.03.25, Ich, Hebamme, Mittäterin: Gute Bedingungen für die Geburt, das darf man doch von einer hochentwickelten Zivilisation erwarten, oder? Eva Placzek zeigt in ihrem Buch ›Ich, Hebamme, Mittäterin‹ die Abgründe der modernen Geburtshilfe: Sie spricht von »kranken Wirtschaftsbetrieben«, die ihr Geld mit künstlichen Eingriffen in den Geburtsprozess verdienen. Von gestressten Hebammen, die am Ende des Tages erschrocken von sich selbst nach Hause gehen. Physische und verbale Gewalt gegen Mütter ist alltäglich, wie die Autorin aus erster Hand berichtet, dabei wisse die Forschung längst, was jedem einleuchten wird: Eine natürliche Geburt gelingt am besten, wenn die Gebärende Liebe und Geborgenheit empfindet.
notizen-2025/#190325-166

18.03.25, Rumänien: Wer EU und NATO ablehnt, darf nicht kandidieren: Das Zentrale Wahlbüro Rumäniens hat nach Călin Georgescu einen weiteren Bewerber für das Präsidentenamt von der Kandidatur ausgeschlossen: die Politikerin Diana Iovanovici-Șoșoacă. Sie reichte ihre Wahlunterlagen am 13. März ein. Am 15. März wurde ihre Kandidatur zurückgewiesen. Die Behörde bezieht sich auf ein Urteil des Verfassungsgerichts vom 5. Oktober 2024. Die Richter hatten Șoșoacă bereits im Herbst von den zwischenzeitlich annullierten Wahlen ausgeschlossen. Wie begründete das Gericht seine Entscheidung? Hier ein Auszug:
»Ende 2021 äußerte Frau Șoșoacă Drohungen gegen die nationale Sicherheit des rumänischen Staates, indem sie andeutete, Informationen liefern zu können, die dazu geeignet wären, die NATO und die Europäische Union zu destabilisieren. Darüber hinaus trug sie zur Verbreitung russischer Propaganda bei, indem sie die NATO diskreditierte, was Rumänien auf internationaler Ebene, insbesondere unter den westlichen Partnern, in eine schwierige Lage brachte.« Weiter heißt es: »Gleichzeitig setzte sich Frau Șoșoacă kontinuierlich für den Austritt Rumäniens aus der NATO ein, die sie als ›das aggressivste, aufhetzendste, gefährlichste und potenziell zerstörerischste Militärbündnis‹ bezeichnete.« Außerdem, heißt es, fordere sie den Austritt aus der Europäischen Union.
Vor dem Hintergrund ihrer kontroversen Aussagen befanden die Richter, dass »die Absichten von Frau Șoșoacă bezüglich des Austritts Rumäniens aus der NATO und der Europäischen Union im Widerspruch zum Wortlaut und Geist der Verfassung des rumänischen Staates« stehen, die »in den Artikeln 148 und 149 die Bedeutung des Beitritts Rumäniens zur Europäischen Union und zur NATO betont. Diese eindeutig verfassungswidrige Haltung hätte daher vom Zentralen Wahlbüro bei der Entscheidung über die Zulassung ihrer Kandidatur berücksichtigt werden können und müssen.«
Der in Umfragen führende NATO- und EU-Kritiker Călin Georgescu hatte wegen der Ablehnung seiner Kandidatur am 11. März erfolglos beim Verfassungsgericht geklagt. Wahlen sind für den 4. Mai angesetzt.
notizen-2025/#180325-382

17.03.25, Die Digitalisierung des Bargelds: Die Europäische Union will staatliches Geld in elektronischer Form einführen. Welche Folgen das für Bargeld hat, untersuche ich in einem etwas ausführlicheren Artikel im Multipolar-Magazin.
notizen-2025/#170325-647

12.03.25, Die vorbildliche Nationalbank: Anders als die Deutsche Bundesbank und viele andere Notenbanken widmet sich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) offensiv dem Erhalt des Bargelds. 329 Gemeinden in der Alpenrepublik besitzen keinen Geldautomaten. Die OeNB stellt nun 120 Geräte in Eigeninitiative auf. »Der Zugang zu Bargeld«, sagt Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann, »muss gesichert bleiben, damit Bargeld auch in Zukunft seine herausragenden Funktionen für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen erfüllen kann.« 2022 gründete die OeNB eine Plattform für den Austausch zwischen Gemeinden, Wirtschaft und sozialen Organisationen. Gemeinsamen sollen »attraktive Rahmenbedingungen für den Erhalt des Euro-Bargelds im Zahlungsverkehr in Österreich« geschaffen werden. Mit dabei sind der Gemeindebund, der Städtebund, eine Verbraucherschutzinstitution, die ›Kammer für Arbeiter und Angestellte‹ und andere. Auch die Schuldnerberatungen sind im Boot, denn Bargeld verleiht bessere Kontrolle über die eigenen Ausgaben. Die Bundesbank sollte sich da eine Scheibe abschneiden. In ihrem neu gegründeten Nationalen Bargeldforum dominieren die Banken und der Handel. Ein zwingendes Interesse am Bargeld besitzen in diesem Gremium lediglich die Geldautomatenbetreiber, die Verbraucherzentrale und die Vereinigung der Geldtransportunternehmen.
notizen-2025/#120325-848

11.03.25, Hinter den Kulissen: Ex-ARD-Redakteur Alexander Teske erzählt im Cicero-Interview, wie die Tagesschau von innen aussieht: Die Leute in der Redaktion, sagt Teske, halten anderen gerne moralisch »den Spiegel vor«. Alle müssten »ganz divers aufgestellt« sein. »Aber Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten auch bei der Tagesschau sehr selten, und wenn, dann dürfen sie vielleicht moderieren, damit die Leute draußen denken, dass sie eben prominent da was zu sagen haben. Aber auf den Entscheiderpositionen ist mir jetzt kein Einziger bekannt.« Und jene, die etwas »zu sagen haben, das sind keine Ostdeutschen, das sind keine Migranten, das sind keine Schwerbehinderten oder irgendwelche andere Gruppen, die in unserer Gesellschaft auch millionenfach vertreten sind«, ebenso wenig Menschen aus »armen, prekären Verhältnissen«. Ohne ein »abgeschlossenes Hochschulstudium bekommt man ja gar keinen Volontärsplatz mehr bei den ARD-Anstalten«, berichtet Teske. »Das war früher mal anders, hat sich eben gewandelt. Also, mein erster Chefredakteur beim MDR, der hatte noch nicht mal Abitur, war aber ein guter Journalist.«
notizen-2025/#110325-574

10.03.25, Vorgetäuschte Unabhängigkeit: Die marktbeherrschende Nachrichtenagentur DPA erhält Zuwendungen vom Staat in Millionenhöhe. Um solche Zuschüsse bemühte sich die Organisation bereits, als sie sich um ein Prüfsiegel für ihre Faktenchecks bewarb. Dort ist Unabhängigkeit ein Kriterium, aber die DPA gab gegenüber dem ›International Fact Checking Network‹ an, keine staatlichen Gelder zu erhalten, schreibt der Journalist Norbert Häring.
notizen-2025/#100325-333

07.03.25, Nationalrat will Bargeld schützen, aber nicht als Zahlungsmittel: Der Schweizer Nationalrat hat am Mittwoch (5. März) einem Entwurf der Regierung zum Schutz des Bargelds zugestimmt. Somit wird das Volk darüber entscheiden, ob zwei Bestimmungen nach der Formulierung der Regierung Teil der Verfassung werden: Erstens dass der Franken die nationale Währung bleibt, zweitens dass die Notenbank den Privatbanken Bargeld nach deren Bedarf auszahlt, sodass der Bürger bei seiner Bank auch in Zukunft echtes Geld erhält. 185 Abgeordnete sagten ja bei sechs Gegenstimmen. Zwei Änderungsanträge fanden aber keine Mehrheit: Eine Gruppe aus den Reihen der Schweizer Volkspartei (SVP) wollte ins höchste Gesetz aufnehmen, dass Bargeld in der Regel von Unternehmen und Privatpersonen als Zahlungsmittel anzunehmen ist. Für den Antrag stimmte im Wesentlichen nur die SVP (67 Ja-Stimmen insgesamt). Einige Politiker der Sozialdemokratischen Partei (SP) wollten ergänzen, dass »der Zugang zu Bargeld auch für Personen, die Sozialleistungen und Nothilfe empfangen, gewährleistet ist«. Dafür stimmten lediglich die ›Grünen‹ und die SP (zusammen 61 Ja-Stimmen). Wie es dazu gekommen ist, dass das Parlament über den Schutz des Bargelds berät, darüber habe ich hier geschrieben.
notizen-2025/#070325-003

06.03.25, Mischwälder wachsen besser: Jede Baumart ist ein Spezialist. Die eine schickt ihre Wurzeln in große Tiefen, die nächste geht eine Symbiose mit Pilzen ein, um bestimmte Nährstoffe zu beschaffen. In einem Mischwald ergänzen sich die Gehölzarten in ihren Fähigkeiten. Eine Studie des Forstwissenschaftlers Florian Schnabel bestätigt, dass diese Vielfalt schneller wächst als eine Monokultur. Nach 16 Jahren zeigte sich, dass der Mischwald 57 Prozent mehr Kohlenstoff (CO) speicherte. Während der CO2-Gehalt in der Luft abnimmt, verwandelt sich das Land in eine grüne Oase. Ein ausgeglichenes Klima und Regen kehren zurück. Mit einer Vielfalt von Gehölzarten beschleunigt sich dieser Prozess.
notizen-2025/#060325-113

04.03.25, Von der Bundeswehr in die Rüstungsindustrie: Zwischen Oktober 2021 und Dezember 2024 haben 406 Soldaten und fünf Beamte die Bundeswehr verlassen und eine Tätigkeit »bei einem Unternehmen oder Interessenverband der Rüstungsindustrie« angezeigt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage aus dem Bundestag hervor. Zugleich gewährt das Wirtschaftsministerium Einblick in den Terminkalender von Robert Habeck: Auf gut 20 Seiten listet die Behörde Gespräche des Ministers mit Institutionen, die der Rüstungsindustrie verbunden sind. Habeck tauschte sich unter anderem mit Thyssenkrupp, Rheinmetall und Airbus aus. Innerhalb von drei Jahren kam es 27 Mal zu einer Aussprache mit Christian Sewing, dem Vorstandschef der Deutschen Bank.
notizen-2025/#040325-597

03.03.25, Tiere als fürsorgliche Adoptiveltern: In Niederösterreich hat ein Kaiseradlerpaar einen jungen Mäusebussard großgezogen, berichtet der ORF. Die Vögel hatten den Nistplatz zuerst von den Eltern erobert, um dort selbst zu brüten. Doch im Nest saß bereits ein Jungtier. Die Kaiseradler nahmen das Küken in ihre Obhut und fütterten es, bis es flügge war und ein eigenes Leben anfing.
In der Welt der Tiere schreibt das Leben überraschende Geschichten: Eine Hauskatze brütete Hühnereier aus und kümmerte sich um die kleinen Hennen und Hähne. Pottwale nahmen einen Delfin mit verkrümmter Wirbelsäule in ihre Gruppe auf. Ein Baby-Nilpferd verliert seine Familie in einem Tsunami, schließt Freundschaft mit einem 130jährigen Aldabra-Riesenschildkröten-Männchen und beide bleiben Seite an Seite.
notizen-2025/#030325-725

28.02.25, BGH-Beschluss stellt Recht zur Kriegsdienstverweigerung infrage: Der Bundesgerichtshof hat am 16. Januar 2025 über die Auslieferung eines Ukrainers an sein Heimatland entschieden. Weil der Mann dort absehbar gegen seinen Willen zum Dienst an der Front gezwungen würde, wehrte er sich gerichtlich. Doch der BGH beschied, dass das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung im Kriegsfall ausgesetzt werden kann. Kathrin Groh, Professorin für Öffentliches Recht an der Universität der Bundeswehr München, schreibt: »Für deutsche wehrpflichtige Männer würde das bedeuten, dass sie uneingeschränkt zum Kriegsdienst mit der Waffe herangezogen werden dürften – selbst wenn ihr Gewissen es ihnen verbietet, mit Waffengewalt andere Menschen im Krieg zu töten, sobald Deutschland mit völkerrechtswidriger Waffengewalt angegriffen und der Verteidigungsfall nach Art. 115a Grundgesetz festgestellt würde.« Groh zufolge widerspricht die Auslegung des Bundesgerichtshofs der deutschen Verfassung.
notizen-2025/#280225-472

27.02.25, Ein Volk von Geldwäschern: Mit geringem Einsatz viel Geld scheffeln und Einfluss erlangen: Dieses Bestreben gibt es im Kleinen wie im Großen. Multinationale Konzerne kennen legale Steuerschlupflöcher und üben Druck auf die Politik aus, ein günstiges Geschäftsklima zu schaffen. Im Erdgeschoss der Machtpyramide wählt man vermehrt den illegalen Weg. Hier wagen Regierungen den Gegenangriff. Das viel gepriesene Mittel ist die Bekämpfung der Geldwäsche. Die Idee dahinter: Wenn unehrlich erstandenes Geld nicht mehr in den legalen Wirtschaftskreislauf gelangt, verliert die Mafia das Interesse an krimineller Betätigung. Schließlich wäre den Verbrechern kein Leben in Luxusvillen beschert, wenn der Kauf unbar zu geschehen hat.
Dieses Trugbild zerlegt der frühere Richter am Bundesgerichtshof, Thomas Fischer, in einer Kolumne für den ›Spiegel‹. Er kommt zu dem Schluss, dass ein Verbot von Banknoten und Münzen keinen nennenswerten Effekt besitzt: »Eine Abschaffung der Kriminalität oder auch nur ihre substanzielle Reduzierung durch Bestrafung jeglichen Umgangs mit illegalen Vermögenswerten ist eine illusionäre, letzten Endes totalitäre Vorstellung, die sich nur durch Abschaffung des Geldes oder durch vollständige totalitäre Kontrolle verwirklichen ließe.«
notizen-2025/#270225-372

25.02.25, Die Quantifizierung des Lebens: Der neue US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. setzte sich als Umwelt-Anwalt jahrzehntelang für den Schutz der Gewässer ein, aber auch für die Rechte Indigener. In einem Anwaltsteam hatte Kennedy 2017 ein Urteil gegen Monsanto erwirkt. 289 Millionen US-Dollar wurden dem Krebskranken Dewayne Johnson aus Kalifornien zugesprochen. Es war der erste Schuldspruch in Sachen Glyphosat, der Beginn einer Klagewelle.
In einem sehenswerten Interview spricht Kennedy mit dem US-TV-Moderator Tucker Carlson über die spirituelle Verbindung zur Natur. Ich übersetze einen Teil daraus:
»Die ›Demokraten‹ wurden von dieser Kohlenstoff-Orthodoxie aufgesogen. Und Sie und ich haben darüber gesprochen, was das bewirkte. Es hat sie zu etwas gezwungen, was man als Umweltschützer niemals tun sollte – nämlich alles zu kommerzialisieren und zu quantifizieren. Und so wird alles anhand seines CO2-Fußabdrucks gemessen, daran, wie viele Tonnen Kohlenstoff es produziert. Doch der Grund, warum wir die Umwelt schützen, ist genau das Gegenteil davon.
Wir schützen die Umwelt, weil es eine spirituelle Verbindung gibt. Wir empfinden Liebe. Es geht nicht darum, Dinge zu quantifizieren – das ist, was der Teufel tut. Er quantifiziert alles, richtig? Und genau das will er von uns: dass wir alles mit Zahlen versehen. Aber der Grund, warum wir die Natur bewahren, ist die Liebe zu unseren Kindern.
Gott spricht zu den Menschen auf viele Weisen: durch andere Menschen, durch organisierte Religionen, durch die großen Propheten, durch weise Menschen, durch die heiligen Bücher dieser Religionen. Aber nirgendwo mit so viel Detail, Tiefe, Anmut und Freude wie durch die Schöpfung selbst. Und wenn wir die Natur zerstören, verringern wir unsere Fähigkeit, das Göttliche zu spüren und zu verstehen, wer Gott ist und was unser eigenes Potenzial und unsere Aufgaben als Mensch sind.«
Am Schluss appelliert Kennedy, die landwirtschaftlichen Böden zu gesunden und fruchtbaren Humus aufzubauen: »Das Beste, was du für das Klima tun kannst, ist, die Böden wiederherzustellen. Der Boden ist die Lösung für alles. Er absorbiert den ganzen Kohlenstoff, er speichert das Wasser, verhindert Überschwemmungen und liefert uns gesunde Nahrung. Und genau darauf muss unsere nationale Politik ausgerichtet sein.« Kohlenstoff wird von den Pflanzen aus der Luft genommen, während frischer Sauerstoff freigesetzt wird. Wenn sie verrotten, wird ein Teil des Kohlenstoffs im Boden gespeichert, was seine Fruchtbarkeit steigert.
notizen-2025/#250225-344

24.02.25, Jede siebte Wählerstimme landet im Mülleimer: Grob überschlagen 87 von 630 Sitzen im Bundestag werden von CDU, AfD, SPD, Grüne, Linke und CSU besetzt, obwohl die Wähler anders entschieden haben. Jeder Siebte stimmte für BSW, FDP, Freie Wähler, Tierschutzpartei, Volt, Die PARTEI oder eine andere Gruppe. Weil keine dieser Parteien die Fünf-Prozent-Hürde überwand, bleiben ihre Stimmen gemäß Bundeswahlgesetz unberücksichtigt, landen also sprichwörtlich im Mülleimer. Fast sieben Millionen Menschen sind betroffen.
Seit 1953 müssen Parteien bundesweit fünf Prozent der Wähler überzeugen. 1949 kam noch jede Gruppe in den Bundestag, die lediglich in einem einzigen Bundesland fünf Prozent auf sich vereinte. Die Hürde soll verhindern, dass viele kleine Parteien im Parlament sitzen. Dann nämlich müssten sich die großen auf Kompromisse mit den kleinen, gegensätzlichen Kräften einigen.
In der Schweiz hat man solche Probleme nicht. Jede Stimme wird berücksichtigt. Bei den Nationalratswahlen 2023 kamen sechs Parteien auf über fünf Prozent und vereinten 92 Prozent der Stimmen aufeinander. Das ist vergleichbar mit Deutschland (86 Prozent für sechs Parteien inklusive CSU). Koalitionsverhandlungen finden in der Schweiz nicht statt. Das Parlament wählt grob gesagt aus jeder Partei, die dauerhaft mehr als zehn Prozent der Stimmen erhält, einen oder zwei Vertreter in die Regierung. Somit werden 75 Prozent der Wählerstimmen von der Landesführung abgebildet. Für die Gesetze ist das Parlament zuständig und im Zweifel das Volk. Das ist Gewaltenteilung und Demokratie.
notizen-2025/#240225-552

21.02.25, Die Halbwertszeit politischer Versprechen: Heute versprochen, morgen gebrochen: Politiker versicherten, es werde keine Corona-Impfpflicht geben und setzten sich wenige Monate später für das Gegenteil ein. Eine Zusammenstellung gibt es bei Norbert Häring und auf Video.
notizen-2025/#210225-268

20.02.25, Bargeld wird in Ungarn zum Politikum: Der Fraktionsvorsitzende der Christlich-Demokratischen Volkspartei Ungarns, István Simicskó, spricht sich dafür aus, die Verwendung von Bargeld im Grundgesetz zu verankern. Das schrieb die staatlich finanzierte Nachrichtenseite ›Hirado‹ am Montag (17. Februar). Die »Christdemokraten« sind Junior-Koalitionspartner von Viktor Orbáns Regierungspartei Fidesz. Simicskó berichtete auf einer Parteiveranstaltung in Szombathely, Rentnerorganisationen hätten ihn auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die ältere Menschen mit der zunehmenden Zahl (oft bargeldloser) Selbstbedienungskassen in multinationalen Handelsketten haben. Laut ›Budapester Zeitung‹ sagte Viktor Orbán vergangenes Jahr im Parlament, er bekomme »jede Menge« Anträge aus dem Bankensektor und von internationalen Organisationen, die Verwendung von Bargeld staatlich zu beschränken. Orbán sprach sich nicht dafür aus, Bargeld im Grundgesetz zu verankern, betonte aber, in diese Richtung zu gehen, wenn »internationaler Druck« das erforderlich mache.
Die Slowakei schrieb 2023 als erstes Land Bargeld als Zahlungsmittel in die Verfassung. In der Schweiz befürwortet die Regierung eine Volksinitiative zum Schutz des Bargelds: Die Bereitstellung von Bargeld durch die Nationalbank soll ins höchste Gesetz kommen. Ein Teil des Parlaments setzt sich dafür ein, auch den Grundsatz der Annahmepflicht von Bargeld in die Verfassung aufzunehmen. Über dieses Ansinnen beraten Nationalrat und Ständerat voraussichtlich im März 2025 (vorgesehen war ursprünglich Dezember 2024).
notizen-2025/#200225-156

19.02.25, Mit Kanonen auf Spatzen: Ein Rechtsanwalt wurde zu 3000 Euro Strafe verurteilt, der Grund: Er habe »Habeck, Scholz und Baerbock für das Heizungsgesetz als boshafte Versager tituliert«. Wie die Bild-Zeitung berichtet, könnte ihn das sogar den Kleinen Waffenschein kosten.
In den USA ist das von der Meinungsfreiheit gedeckt. Der amerikanische Sender CBS zeigte am 16. Februar eine Dokumentation über die Arbeit deutscher Staatsanwälte, die bei sogenannten Hassverbrechen im Internet ermitteln. Bei Verdacht kommt es zu Hausdurchsuchungen und elektronische Geräte werden beschlagnahmt. Für die Betroffenen sei das schlimm, sagt ein Oberstaatsanwalt und die Kollegen lachen. Kommentar: Im Zweifelsfall muss man sich für ein Grundrecht entscheiden: die Meinungsfreiheit oder die Unverletzlichkeit der Wohnung.
notizen-2025/#190225-614

18.02.25, Schweiz begrüßt Friedensbemühungen: Die Schweizer Regierung begrüßt die diplomatische Annäherung zwischen Amerika und Russland: »Die durch die USA angestoßene neue Dynamik ist grundsätzlich zu begrüßen«, teilte das Außenministerium der ›SonntagsZeitung‹ mit. Es sei positiv, dass beide Länder wieder auf höchster Ebene miteinander sprechen würden. Man hoffe, dies lege auch die Grundlage für Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland.
Die Schweiz war bereits in die Friedensgespräche im Frühjahr 2022 involviert. Der damalige Botschafter der Eidgenossen in der Türkei, Jean-Daniel Ruch, ließ im Dezember 2024 durchblicken, dass die fortgeschrittenen Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau auf Druck von Großbritannien und den USA ergebnislos abgebrochen wurden.
notizen-2025/#180225-423

17.02.25, USA und Russland nehmen diplomatische Beziehungen wieder auf: Die Außenminister von USA und Russland, Marco Rubio und Sergej Lawrow, werden voraussichtlich morgen in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad aufeinandertreffen. Mehrere Jahre lagen die Beziehungen beider Länder auf Eis. Bereits am Samstag (15. Februar) sprachen sich die Minister am Telefon. In der Medienmitteilung des US-Außenministeriums heißt es knapp, beide Seiten hätten nicht nur über den Ukraine-Konflikt gesprochen, sondern auch »die Möglichkeit einer Zusammenarbeit in einer Reihe anderer bilateraler Fragen« erörtert. Das russische Schwesterministerium lässt verlautbaren, man arbeite gemeinsam an dem Ziel, Sanktionen durch eine für beide Länder »vorteilhafte Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Investitionen zu beseitigen«. Es bestehe beidseitig Bereitschaft, auch im Palästina-Konflikt zusammenzuarbeiten.
notizen-2025/#170225-121

14.02.25, Kennedy im Amt bestätigt: Robert F. Kennedy jun. ist der 26. US-Gesundheitsminister. Der Senat hat ihn gestern mit 52 zu 48 Stimmen im Amt bestätigt. Mehr zu seiner Geschichte hier.
notizen-2025/#140225-637

13.02.25, Medien und ihre versteckten Geldgeber: Gerade erst beginnt man zu erahnen, wie viele Zeitungen und Sender Geld von der US-amerikanischen »Entwicklungshilfebehörde« USAID erhielten. Wir reden von der Presse in Ländern wie Polen, Ungarn und der Ukraine. Jetzt berichtet die italienische Tageszeitung ›Il Fatto Quotidiano‹ über verdeckte Medienfinanzierung durch die Europäische Union im Vorfeld der Europawahlen. Der Bericht steht hinter Bezahlschranke. ›Apollo News‹ hat ihn zusammengefasst. Demnach erhielt eine Agentur von der EU 133 Millionen Euro und verteilte sie an die Presse weiter. Somit bleibt intransparent, wer die Gelder erhielt. Anstatt der italienischen Zeitung die Empfänger offenzulegen, verweist die EU-Kommission die Journalisten auf eine Informationsfreiheitsanfrage nach Artikel 15 Vertrag über die Arbeitsweise der Union (AEUV). Das kann dauern.
notizen-2025/#130225-849

12.02.25, Die Kriegspläne der CDU: Das russische Satiriker-Duo »Wowan und Lexus« spielt den Berühmtheiten der Welt regelmäßig einen Streich. Politiker wähnen sich in einer Videokonferenz mit Greta Thunberg oder dem ukrainischen Präsidenten. Am Ende steht das Gespräch im Internet. Dass den Satirikern ihr Meisterstück so oft gelingt, könnte mit Unterstützung durch den russischen Staat zu erklären sein.
Jüngst hereingefallen ist der CDU-Vize-Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul. Der Dialog mit dem vermeintlichen ukrainischen Präsidialamtsleiter auf Englisch fand nach Donald Trumps Wahlsieg und vor dessen Amtsübernahme statt. Wadephul sagte, Friedrich Merz stehe bereits in engem Kontakt mit dem französischen Präsidenten und dem polnischen Regierungschef. Eine Allianz mit diesen Ländern solle bei Trump Eindruck schinden und ihn dazu bewegen, die Ukraine-Politik seines Amtsvorgängers fortzusetzen. Über Russland sagte Wadephul: »Unser Ziel ist, die Wehrpflicht in Deutschland wieder einführen, das ist notwendig, weil wie auch immer der Krieg mit Russland endet, Russland wird immer ein Feind für uns sein.«
Der CDU-Politiker erklärte, die Unterstützung der Bevölkerung zu besitzen, wenn es um Waffenlieferungen und Finanzspritzen für die Ukraine geht. Bei der Entsendung von Bodentruppen wäre dann allerdings Schluss. Niemand habe Olaf Scholz überzeugen können, der Lieferung von Taurus-Raketen zuzustimmen. CDU, Grüne und FDP seien dafür, aber solange die Grünen mit der SPD eine Koalition bilden, sei nichts zu machen. Im Mai könnte Deutschland eine neue Regierung besitzen unter Führung der CDU. Dann habe man die Macht, etwas zu tun.
Der vermeintliche Präsidialamtsleiter erkundigte sich, ob es möglich sei, Ziele in Moskau zu treffen, wenn Russland Ziele in Kiew treffe. »Natürlich, es ist möglich«, antwortete Wadephul. Bedeutet also, Merz könnte Kiew erlauben, deutsche Taurus-Raketen unter bestimmten Bedingungen auch nach Moskau zu schießen. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte im November 2024: »Wir sehen uns berechtigt, unsere Waffen gegen Militäreinrichtungen derjenigen Länder einzusetzen, die es zulassen, dass ihre Waffen gegen unsere Einrichtungen eingesetzt werden.« Kommentar: Mit Bomben werfen wird den Konflikt eskalieren. Es ist eine Bankrotterklärung an die Möglichkeiten des Menschen. Wir brauchen nicht Waffen, sondern Psychologen, Diplomaten und Menschen, die ihre Mitmenschen zu berühren vermögen.
notizen-2025/#120225-769

11.02.25, Bundestagswahl 2025: So stehen die Parteien zum Bargeld: Am 23. Februar wählt Deutschland. 29 Parteien treten an. Wie stehen sie zum Bargeld? Ich habe nachgefragt. Die etablierten Parteien messe ich auch an ihren Taten: Was geschah im Bundestag und im EU-Parlament? Wie handelt die Regierung hinter verschlossenen Türen? Die aufwendige Übersichtsarbeit können jetzt hier lesen.
notizen-2025/#110225-432

07.02.25, Der Keim zur Heilung: Die Konzernpresse begegnet Robert F. Kennedy jun. mit Unverständnis. Der Nachfahre des berühmten Kennedy-Clans wurde von Donald Trump für das Amt des US-Gesundheitsministers nominiert. Im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen Kennedys Aussagen über Impfungen. Kennedy legt eine große Skepsis gegenüber der Pharmaindustrie an den Tag. Wenn man aber verstehen möchte, welchem Ansatz er folgen würde, um die Gesundheit eines von chronischen Zivilisationskrankheiten gebeutelten Volkes wiederherzustellen (zumindest wenn man ihn ließe), dann muss man über seine Geschichte als Umwelt-Anwalt sprechen. Von mir ist dazu ein neuer Artikel erschienen.
notizen-2025/#070225-356

06.02.25, Biomilchbauern verlieren Zertifizierung: Flächenmangel: In Süddeutschland besitzen viele Bio-Milchviehhalter keine Weide für ihre Tiere. Ein Auslauf vor dem Stall erfüllt jetzt aber nicht mehr die EU-Vorgaben, schreibt der Bayerische Bauernverband. Nach Informationen von ›Agrarheute‹ wollen einige Betriebe deshalb »wieder auf konventionelle Wirtschaftsweise rückumstellen«. Vom Bund Deutscher Milchviehhalter heißt es: »Für mindestens ein Viertel der Biomilcherzeuger in Süddeutschland bedeutet diese Weideverpflichtung das Aus ihrer Biomilcherzeugung.« In Bayern sind vier Prozent aller Biobetriebe betroffen, rechnet das ›Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt‹ auf Basis einer groben Schätzungen der ›Landesvereinigung für den ökologischen Landbau‹ vor. Milchviehhalter benötigen eine Weide in Nähe zum Stall, weil die Melkanlage nicht mobil ist.
notizen-2025/#060225-820

05.02.25, Glyphosat aus der Waschmaschine: Der Pestizidwirkstoff Glyphosat ist allgegenwärtig in Deutschlands Flüssen. Bislang lautete die Erklärung: Der Stoff stammt allein von den Äckern, denn Glyphosat ist der Wirkstoff im Unkrautvernichter Roundup und wäscht sich in die Gewässer aus. So dachte auch das Team um die Tübinger Universitätsprofessorin Carolin Huhn. Doch die Forscher fanden das Pestizid in tiefen Sedimenten aus einer Zeit, als Roundup noch gar nicht zugelassen war. Am Ende stellte sich heraus: Der schlecht abbaubare Stoff Diethylentriaminpentakis(methylenphosphonsäure), eingesetzt in Waschmitteln, in der Reinigung, »aber auch in der Textil- und Papierindustrie und der Trinkwassergewinnung«, reagiert im Abwasser zu Glyphosat, fließt durch die Kläranlage und landet in den Flüssen. Die Studie der Forscher erschien im Oktober im Journal ›Water Research‹. Glyphosat stellt nach Einstufung der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) eine Gefahr für Wasserorganismen dar. Tipp: Jede Menge Rezepte für natürliche Wasch- und Reinigungsmittel hält das Buch ›Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie‹ bereit.
notizen-2025/#050225-517

04.02.25, Die Rückkehr des Bargelds: Die Nutzung von Bargeld ist in Großbritannien das zweite Jahr in Folge gestiegen. Nach Erhebung des Handelsverbands British Retail Consortium (BRC) stieg der Anteil der Barzahlungen von 15,2 Prozent (2021) auf 18,8 Prozent (2022) und schließlich auf 19,9 Prozent (2023). In den ersten beiden Corona-Jahren war die Nutzung von Bargeld stark eingebrochen: 2019 hatte der Bargeldanteil noch 36,9 Prozent betragen. Die falsche Vorstellung, Bargeld wäre ansteckend, wurde von ihren Profiteuren verbreitet. Die Finanzwirtschaft verdient an den Kartenzahlungsgebühren, und das nicht zu knapp. Wie der Handelsverband beklagt, sei die Gebührenlast innerhalb von zwölf Monaten um 25 Prozent gestiegen. Insgesamt habe die Finanzwirtschaft im Jahr 2023 rund 1,65 Milliarden Pfund abkassiert, also 2 Milliarden Euro. Grund für die Rückkehr des Bargelds könnte ein steigendes Bewusstsein über den Nutzen von Banknoten und Münzen als Instrument guter Ausgabenkontrolle sein oder ein Verblassen der geschürten Ängste.
notizen-2025/#040225-881

03.02.25, Zur Unabhängigkeit ukrainischer Medien: Nach einer Befragung von ›Lviv Media Forum‹ nehmen viele Medienunternehmen in der Ukraine Unterstützung aus dem Ausland an. Besonders häufig wurde die US-Entwicklungshilfebehörde USAID genannt, die dem US-Außenministerium untersteht. Ferner das ›National Endowment for Democracy‹, ebenfalls vom amerikanischen Staat finanziert. Hinzutritt ›European Endowment for Democracy‹, gegründet auf polnische Initiative und getragen von der Europäischen Union. Am öftesten genannt: ›Internews Ukraine‹. Diese Organisation bezieht aber ebenfalls Geld von USAID: 75 Millionen US-Dollar fließen nach eigenen Angaben über Internews in ukrainische Medien. Am 27. Januar berichtete ›Forbes‹ in seiner ukrainischen Ausgabe, dass die neue US-Regierung die Medien-Finanzierung durch USAID gestoppt habe. In einem zweiten Bericht vom 1. Februar zitiert ›Forbes‹ ein Medienunternehmen, das 60 Prozent seines Haushalts durch Zahlungen von USAID deckte. Nachtrag: Oksana Romaniuk, Direktorin des ukrainischen Institute of Mass Information (IMI) gibt an, dass 80 Prozent der Medien Gelder von USAID erhielten. Hintergrund ist der eingebrochene Anzeigenmarkt. Die US-Behörde füllte die Finanzierungslücke. (Nachtrag 11.02.25: Zu den Hintergründen von Internews und der Verbindung zu USAID schreibt WikiLeaks auf Twitter.)
notizen-2025/#030225-913

31.01.25, Eine Flut von Fehlinformationen über Robert Kennedy: Jeder zweite US-Amerikaner kämpft mit einer chronischen Krankheit. Das Problem schluckt gut achtzig Prozent der Gesundheitsausgaben. Robert F. Kennedy jun., Neffe von John F. Kennedy, ist von Donald Trump für das Amt des Gesundheitsministers vorgesehen. Vom gewählten US-Präsidenten bekam er nach eigener Aussage den Auftrag, die »Epidemie chronischer Krankheiten« innerhalb von zwei Jahren zu beenden.
Allerdings muss der US-Senat Robert Kennedy erst einmal bestätigen. Bei der Anhörung am Mittwoch und Donnerstag spielten nicht chronische Krankheiten, sondern Kennedys Verhältnis zu Impfungen die Hauptrolle. ›Tagesschau.de‹ wusste schon im Voraus, dass Kennedy ein »entschiedener Gegner von Impfungen« sei. Einen Beweis dafür erbrachte die Tagesschau nicht. Im November sagte Kennedy: »Wir werden niemandem die Impfstoffe wegnehmen. Wir werden dafür sorgen, dass die Amerikaner schon jetzt gut informiert sind. Die Wissenschaft über die Sicherheit von Impfstoffen hat große Defizite und wir werden dafür sorgen, dass diese wissenschaftlichen Studien durchgeführt werden und dass die Menschen fundierte Entscheidungen über ihre Impfungen und die Impfungen ihrer Kinder treffen können.« Dann einige Stunden später große Überraschung beim ZDF: »Robert F. Kennedy jun. plötzlich für Impfungen.« (Hervorhebung von mir.) Der Anwärter auf das Amt des Gesundheitsministers habe zuvor »Impfungen unsicher und ineffektiv genannt«, doch nun behaupte er »das Gegenteil«. Im ZDF-Beitrag fehlt allerdings eine Aussage von Kennedy, dass Impfungen generell sicher wären. Kennedy hatte sich vor dem US-Senat tatsächlich für Impfungen ausgesprochen. Er gab den Senatoren zu verstehen, dass dies auch bisher der Fall gewesen sei. Er sei aber für Sicherheit. Bedeutet also, Kennedy sieht weiterhin die Notwendigkeit, Impfstoffe besser zu prüfen, um Schäden am Patient zu vermeiden.
notizen-2025/#310125-215

28.01.25, Tschechien – ein billiges Loch für Windradschrott?: Der Handel mit Müll ist ein lukratives Geschäftsfeld der Organisierten Kriminalität. Riesige illegale Müllkippen existieren mitten in Deutschland. Jetzt ist eine kleine tschechische Gemeinde in die Schlagzeilen geraten. Alte Windturbinenflügel und Flugzeugteile wurden als Kunststoff deklariert und nach Jiříkov in Nordtschechien transportiert. Die ersten LKWs trafen laut einem Bericht von ›Euractiv‹ vor Weihnachten ein. Das belieferte Müllunternehmen Piroplastik s.r.o. habe vorgegeben, »Kunststoffmaterialien zu verarbeiten«. Bei einer Inspektion entpuppte sich die Ware dann als Glasfaserschrott. Da das »Material nahezu unmöglich zu recyceln« sei, habe »sich der Verdacht auf illegale Entsorgung erhärtet«, so ›Euractiv‹. Die Bürgermeisterin von Jiříkov, Barbora Šišková, führte eine SWR-Reporterin an den Tatort. Dort riecht es nach Lösungsmitteln. Die ersten Mülltransporter seien mitten in der Nacht gekommen, sagt Šišková. Die meisten Anwohner hätten niedrige Brunnen. Das Grundwasser droht kontaminiert zu werden. Zahlreiche Bürgermeister berichten Šišková jetzt von ähnlichen Fällen: »Von tschechischen Scheinfirmen, die Abfälle aus dem Ausland an abgelegenen Orten lagern und dann sofort wieder aufgelöst (also aus dem Handelsregister gelöscht) werden.«
notizen-2025/#280125-863

27.01.25, Ein anderer Blick auf die venezolanische Krise: Die grassierende Armut in Venezuela wird gerne mit der Wirtschaftspolitik des Präsidenten Nicolás Maduro begründet. Andere Ursachen fallen unter den Tisch, so zum Beispiel die Sanktionen der Vereinigten Staaten. Was die Krise mit den enormen Erdölvorkommen zu tun hat und was man von Venezuela lernen kann, darüber schreibt Helge Buttkereit auf ›Multipolar‹. Ergänzend möchte ich auf den Arte-Film »Staatsstreich von innen« hinweisen. Das Kamerateam hatte den von den USA unterstützten Putsch gegen Hugo Chávez 2002 hautnah miterlebt.
notizen-2025/#270125-665

25.01.25, Wer die Fragen stellt, entscheiden wir: Die etablierten Parteien lassen sich zu ihren Positionen befragen, aber nur von einer von ihnen selbst ausgewählten kleinen Gruppe von Organisationen. Das haben die Generalsekretäre von CDU, CSU, SPD, Grüne, FDP und Linken gemeinsam beschlossen, wie mir die Pressestelle von SPD und Grünen mitteilte. Um welche Organisationen es sich handelt, wollte man aber nicht sagen. Dem Portal ›Netzpolitik‹ liegt die Liste vor. Es sind genau 30 Organisationen. Wem das Parteien-Kartell Gehör schenkt, können Sie dort nachlesen. Ich habe allen 41 Parteien, die zur Bundestagswahl zugelassen sind, neun Fragen zur Zukunft des Bargelds geschickt. Im Februar werde ich berichten, wer das Thema ernst nimmt.
notizen-2025/#250125-885

24.01.25, Haftstrafen für vermeintliche Falschnachrichten: Die pakistanische Nationalversammlung hat am gestrigen Donnerstag (23. Januar) ein Gesetz gegen die Verbreitung von Falschinformationen in sozialen Netzwerken verabschiedet. Das berichtet der lokale Fernsehsender ›Geo TV‹. Laut dem Rechtsakt wird »mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe von bis zu zwei Millionen Rupien oder mit beidem bestraft«, wer »absichtlich Informationen verbreitet, öffentlich zugänglich macht oder über ein beliebiges Informationssystem übermittelt, von denen er weiß oder bei denen er Grund zur Annahme hat, dass sie falsch oder gefälscht sind, und die voraussichtlich Angst, Panik, Unordnung oder Unruhe in der Öffentlichkeit oder Gesellschaft verursachen oder hervorrufen werden«, zitiert ›Geo TV‹. Die Regierung hatte zunächst eine fünfjährige Haftstrafe vorgesehen. Die nationale Journalistengewerkschaft PFUJ kündigte an, gerichtlich gegen das Gesetz vorzugehen und Parlamentssitzungen zu boykottieren.
notizen-2025/#240125-246

22.01.25, Wissenschaftler wenden sich gegen Verdunkelung der Sonne: Dutzende Forscher haben einen Appell gegen solares Geoengineering unterschrieben. Bei dem Verfahren werden Substanzen in die Atmosphäre eingebracht zur Reflexion des Sonnenlichts zurück in den Weltraum. Im Ergebnis soll das planetare Klima abkühlen. Die Wissenschaftler fordern die internationale Staatengemeinschaft auf, keine Forschung in diesem Bereich zu finanzieren, keine Freifeldexperimente zuzulassen und keine Patente zu erteilen.
Im September vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die britische ›Behörde für fortgeschrittene Forschung und Erfindungen‹ (ARIA) 68 Millionen Euro bereitstellt für wissenschaftliche Arbeit an der künstlichen Abkühlung des Planeten. Im Februar 2024 diskutierte die UN-Umweltversammlung die Manipulation des Sonnenlichts. Die Schweiz hatte beantragt, ein Gremium einzusetzen, um Nutzen und Risiken von solarem Geoengineering zu erörtern. Kommentar: Geoengineering färbt die Atmosphäre grau. Ein blauer Himmel dagegen fördert menschliche Aktivität im Freien und steigert das Glücksgefühl. Die Verdunkelung der Sonne und des Sternenhimmels ist ein Wahnsinn.
notizen-2025/#220125-025

21.01.25, Immer länger im Käfig: Die Zahl der Kindergartenkinder mit Betreuungszeit von mehr als 35 Wochenstunden ist zwischen 2014 und 2024 um 30 Prozent gestiegen. Zwei Drittel davon besuchen den Kindergarten über 45 Stunden in der Woche. Das teilte das Statistische Bundesamt am heutigen Dienstag (21. Januar) mit. Nach Zahlen der Behörde werden 16 Prozent der Kindergartenkinder planmäßig bis zu 25 Wochenstunden betreut, 38 Prozent 25 bis 35 Stunden und 46 Prozent über 35 Stunden. Kommentar: Gerade in Städten besitzen viele Kindertagesstätten nicht einmal eine eigene Außenfläche. In Berlin besitzen nach Zahlen des Deutschen Jugendinstituts nur grob 83 Prozent der Kindergärten eine Außenanlage. Anstatt den Kontakt mit der natürlichen Welt zu fördern, geloben CDU und SPD im Landeskoalitionsvertrag, die »Digitalisierung der Berliner Kitas« voranzutreiben. Eine Gesellschaft, die keine Zeit für ihre Kinder hat, lebt selbst im Käfig.
notizen-2025/#210125-365

20.01.25, Ausverkauf: Die Gaspipeline Nord Stream 2 befindet sich im Eigentum einer gleichnamigen Tochtergesellschaft des russischen Energieunternehmens Gazprom. Eine der beiden Leitungen blieb intakt, als mehrere Sprengsätze 2022 die Ostsee aufwühlten. Weil die Nord Stream 2 AG hoch verschuldet ist, wird voraussichtlich im März das Insolvenzverfahren eröffnet. Ein amerikanischer Investor aus dem Umfeld von Donald Trump will die Röhren ersteigern. Jens Berger vermutet in einem Artikel in den ›Nachdenkseiten‹, dass dem Investor nicht daran gelegen sein wird, die Pipeline wieder in Betrieb zu nehmen. Wenn sich die deutsche Regierung die Option offenhalten wolle, russisches Gas über die Ostsee zu beziehen, müsse sie sofort handeln. Kommentar: Man muss keine große Menge Gas aus Russland importieren, aber allein die Möglichkeit dazu verschafft eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Gaslieferanten wie Norwegen, Belgien und den Niederlanden. Dafür lohnt es sich.
notizen-2025/#200125-003

18.01.25, Google sieht sich zur Zensur gedrängt: Der Suchmaschinenriese Google ist eigentlich bekannt dafür, politisch inkorrekte Inhalte in den Suchergebnissen herabzustufen. Eric Schmidt, Vorsitzender der Google-Muttergesellschaft Alphabet, sagte 2017: »Ich bin entschieden gegen Zensur. Ich bin jedoch sehr dafür, Inhalte in eine Rangfolge zu bringen. Das ist, was wir tun.«
Vor einigen Tagen gab Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bekannt, die Zusammenarbeit mit den sogenannten Faktencheckern einzustellen. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat Zuckerberg daraufhin informiert, dass sein Sanktionsrisiko nach der EU-Verordnung über digitale Dienste (EU Digital Services Act) sinke, wenn er mit Faktencheckern zusammenarbeite.
Google ist Unterzeichner des ›Verhaltenskodex für Desinformation‹ von 2022 (Code of Practice on Disinformation). Darin steht unter Maßnahme 18.2 klipp und klar, dass die Unterzeichner »Richtlinien entwickeln und durchsetzen, um die Verbreitung schädlicher, falscher oder irreführender Informationen einzuschränken«. Was Mitarbeitern von Faktencheckanbietern wie Correctiv nicht gefällt, soll also in den Suchergebnissen untergehen. Nun teilte Google aber der EU-Kommission in einem Brief mit, seinen Suchergebnissen keine Faktenchecks hinzuzufügen. Darüber berichtete das Medium Axios am 16. Januar. Der Konzern schreibt, dass die Integration von Faktenchecks »einfach nicht angemessen oder effektiv« sei. Der unterzeichnete Kodex ist eine freiwillige Selbstverpflichtung, doch laut Axios drängt die EU große Anbieter (soziale Netzwerke oder Suchmaschinen) dazu, die freiwilligen Maßnahmen in einen Verhaltenskodex gemäß der Verordnung über digitale Dienste umzuwandeln. Google will das nach eigener Aussage vermeiden. Damit vergrößert sich für Google das von Klaus Müller erwähnte Risiko, mit Sanktionen belegt zu werden.
notizen-2025/#180125-238

16.01.25, Ein Hoch auf die Musik und ein Blick in die Schulen: Singen macht glücklich, baut Ängste ab und schweißt zusammen. Gemeinsames Singen aktiviert »die Fähigkeit zur Einstimmung auf die anderen und schafft so eine emotional positiv besetzte Grundlage für den Erwerb sozialer Kompetenzen«, ergänzt der Neurobiologe Gerald Hüther. Dazu zählen Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen, Selbstdisziplin und Verantwortungsgefühl. Menschen, die ein Instrument spielen, hören nicht nur besser. Auch das visuell-räumliche Gedächtnis wird verbessert. Wer das Bildergedächtnis zum Lernen nutzt (zum Beispiel durch einen Eselsbrückenfilm oder Visualisierung eines Konzepts), kann sich Dinge sehr genau einprägen, ohne sie wieder zu vergessen. Im OECD-Lernkompass 2030 heißt es sogar: »Bis heute kennt die Forschung nichts, das die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern in vergleichbarer Weise oder Dimension fördert wie Musik- und Kunstunterricht.«
Merkwürdig, dass Musikunterricht in Deutschlands Schulen oft wie das fünfte Rad am Wagen behandelt wird. In einer repräsentativen Allensbach-Umfrage von 2015 gaben 22 Prozent der Neunt- und Zehntklässler an, gar keinen Musikunterricht zu erhalten. Bei weiteren 27 Prozent fielen die Stunden zumindest ab und an, zum Teil auch häufig aus. Der Mangel an ausgebildeten Musiklehrern nimmt zu, warnte die Bertelsmann-Stiftung 2020. Aus Thüringen und Sachsen hört man derzeit, dass immer mehr Musikstunden ausfallen.
notizen-2025/#160125-557

15.01.25, Kriegsertüchtigung im Gesundheitswesen: Vivantes beschreibt sich als größter deutscher Krankenhauskonzern in kommunalem Besitz. Die Betriebsratschefin Josephine Thyrêt ist bei Bündnis Sahra Wagenknecht aktiv. Auf dem Bundesparteitag in Bonn am 12. Januar sagte sie: »Wir haben heute eine reale Bedrohung und eine reale Vorbereitung auf den Krieg. Ich bin Betriebsratsvorsitzende eines der größten kommunalen Unternehmen im Gesundheitswesen und die Kriegsertüchtigung, die ich dort erlebe, die ist alltäglich, sie zieht in sämtliche Häuser. Deutschland, liebe Freundinnen und Freunde, ist die Drehscheibe Europas bei der Versorgung von Verletzten. Von tausend Verletzten am Tag wird gesprochen.« Kommentar: Statt den menschlichen Weg zu gehen und Frieden herzustellen, lässt sich die Politik in den Krieg hineinziehen. Das EU-Parlament und die Spitzenkandidaten von FDP, Grünen und CDU sprechen sich für die Lieferung von Taurus-Raketen aus, als ob es keine Konsequenz hätte, wenn deutsche Raketen Einrichtungen im russischen Landesinnern treffen. Übrigens: In einer aktuellen Umfrage sprechen sich 73 Prozent der Ukrainer für sofortige Friedensverhandlungen aus.
notizen-2025/#150125-463

14.01.25, Verkehrsbetriebe in NRW schaffen Bargeld ab: Wie in den letzten Tagen bekannt wurde, arbeiten die Verkehrsbetriebe von Düsseldorf, Essen und Dortmund an der Abschaffung des Bargelds. Barzahlung soll in Zukunft komplett entfallen, in Bus und Bahn. Kritik kommt unter anderem von Sozialverbänden und von den Verbraucherzentralen. In der Schweiz machen sich ähnliche Entwicklungen bemerkbar. Das Nachrichtenportal Nau berichtete am 10. Januar, dass die Schweizer Bundesbahnen ihre Bahnhofs-WCs zukünftig nur noch Kartenzahlern anbieten. In einer aktuellen Petition fordern 105.000 Menschen, Bargeld europaweit zu schützen und seine Akzeptanz im Nah- und Fernverkehr zu gewährleisten.
notizen-2025/#140125-690

13.01.25, Auch Google nimmt Einfluss auf Wahlen: In den Medien ist zu lesen, dass Elon Musk mit einer Strafe zu rechnen hätte, sollten Nutzern der Plattform X, vormals Twitter, AfD-freundliche Beiträge bevorzugt angezeigt werden.
Gemäß Artikeln 34 und 35 der EU-Verordnung über digitale Dienste müssen große Suchmaschinen und soziale Netzwerke nachteilige Auswirkungen »auf die gesellschaftliche Debatte und auf Wahlprozesse« eindämmen.
Bei der Bundestagswahl 2017 zeigte sich, dass Google seinen Nutzern zum Suchbegriff »AfD« deutlich mehr negative Inhalte ausgab als bei den Anfragen »CDU« oder »Bündnis 90/Die Grünen«. Weit größeren Einfluss hat es jedoch, wenn man als Suchmaschine die Informationsauswahl bestimmt, auf deren Basis gesellschaftliche Debatte stattfindet. Seit 2016 kann man beobachten, dass es Google immer komplizierter macht, an Informationen aus Quellen zu kommen, die im Mainstream als unseriös gelten. Nun ist es aber so, dass die Massenmedien eine Vielzahl von Ereignissen und Entwicklungen ignorieren oder relevante Aspekte vernachlässigen. Kleine, freie Medien ergänzen das Angebot. Zwar mögen einige Autoren unsauber arbeiten, doch sollte man ohnehin alles selbst prüfen und durchdenken, egal wo man mitliest.
Ich möchte mal die Bevorzugung großer Medien an einem Beispiel schildern: Es ist aussichtslos, die Plattform Bargeldverbot.info unter dem Begriff »Bargeldverbot« zu googeln (das war früher mal anders). Auch die vielen Artikel, die ich dort veröffentlicht habe, sind kaum aufzufinden. Schaut man in die Massenmedien, findet man wenig von den Hintergrundinformationen, die ich oder Journalisten wie Norbert Häring über die Jahre zum Thema Bargeld recherchiert haben. Somit bleibt es Bürgern verwehrt, diesen Schatz zu nutzen, um zu einem fundierten Urteil zu kommen und für sich selbst Konsequenzen zu ziehen. Das kann die Konsequenz sein, seine Einkäufe bar anstatt mit Karte zu bezahlen. Oder die Konsequenz, bei der Bundestagswahl für eine Partei zu stimmen, die dafür sorgen will, dass Bargeld wieder überall im Nahverkehr, in Bürgerämtern oder Cafés akzeptiert wird.
notizen-2025/#130125-930

11.01.25, Kann die EU das Votum des Volkes annullieren?: Der Milliardär Elon Musk, Eigentümer des Kurznachrichtendienstes X (vormals Twitter), wirbt offen für die AfD. Thierry Breton, bis vor kurzem EU-Kommissar, ist wenig begeistert. Mit Musk liegt Breton seit längerem im Streit. Am 9. Januar sagte er dem französischen Fernsehsender RMC, man werde beobachten, wie sich Elon Musk weiter verhalte. Wahleinmischung sei nicht zu dulden und die EU-Gesetze müssten durchgesetzt werden. »Das haben wir in Rumänien getan, und wir werden es selbstverständlich auch in Deutschland tun, falls es nötig ist«, so Breton.
Stellt sich die Frage, was die EU in Rumänien getan hat (und in Deutschland wiederholen soll). In der ersten Runde der rumänischen Präsidentschaftswahlen lag am 24. November ein NATO-Kritiker mit 22 Prozent der Stimmen vorn. Am 6. Dezember hob das Verfassungsgericht die Wahlen auf und begründete das mit ausländischer Einmischung. In dem Beschluss zitierten die Richter auch EU-Vorschriften. Haben diese mysteriösen »Wir«, mit denen sich Breton identifiziert, womöglich so viel Druck auf Rumänien ausgeübt, dass das Verfassungsgericht vollkommen überraschend und bislang beispiellos die Wahl aufhob? Breton jedenfalls ist auf EU-Ebene gut vernetzt und könnte es wissen. Jedes EU-Land stellt nur ein Mitglied der EU-Kommission und Breton nahm diese Rolle für die französische Regierung war.
In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass die Geschichte um die ausländisch finanzierte Wahlkampagne in Rumänien verkehrt ist. Und weil sich die Rumänen nicht vom Staat sagen lassen, dass sie unter Einfluss hypnotischer Kräfte das Kreuz an der falschen Stelle gemacht haben, liegt der NATO-Kritiker in einer Umfrage nun bei 40 Prozent.
notizen-2025/#110125-283

10.01.25, Nach vier Monaten Corona-Haft auf freiem Fuß: Der Oberfeldwebel Alexander Bittner ist gestern Morgen (Donnerstag) vorzeitig aus der Haft entlassen worden, berichtet der Donaukurier. Weil er als Bundeswehrangehöriger den Corona-Impfbefehl verweigert hatte, war er zu einer Geldstrafe und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Bittner bezahlte nicht und fand sich Mitte September 2024 im Gefängnis wieder. Parallel kündigte die DKB-Bank seiner Familie die Bankkonten, wie Multipolar erfuhr. Am 5. November gab die bayerische Staatsregierung bekannt, alle offenen Corona-Bußgeldverfahren im Land einzustellen. Für Bittner änderte sich deshalb zunächst nichts. Nachtrag: Es sind noch weitere Soldaten aus dem gleichen Grund zu Haftstrafen verdonnert worden. Mehr zum Thema auf ›Multipolar‹.
notizen-2025/#100125-595

09.01.25, Das Winterwunder: Wenn an bitterkalten Wintertagen der Nebel durch die Lande zieht, bilden sich wunderschöne Eisformationen. Kiefern, Tannen und Fichten bekommen ein Stachelgewand. Aus Laubsträuchern werden Nadelbüsche. Die feinen Eisgebilde (›Weiches Raueis‹ genannt) wachsen auf der windzugewandten Seite der Gehölze. Man sieht also, woher der Wind weht. Mit der Zeit erreichen die Gebilde eine solche Größe, dass ein stetiger Eiskristallregen zu Boden geht. Unter den Bäumen bildet sich eine weiße Decke, dass man meinen könnte, es habe fest geschneit. Das Phänomen zeigte sich hier am Rande des Südschwarzwalds um Neujahr.
Auch an Rotorblätter heften sich die Eiskristalle. Windräder werden dann schwergängiger. Wenn sich viel Eis angesammelt hat, beginnen die Luftmühlen mit Eis zu werfen. Ob Winterspaziergang mit Helm oder ohne: Luft, Bewegung und Inspiration sind gesund. Die Nebeltröpfchen waschen Schmutzpartikel aus der Atmosphäre. Eine Bilderstrecke mit Fotos von der Winterwunderlandschaft gibt es hier.
notizen-2025/#090125-067

08.01.25, Hunderttausend Bürger sagen nein zu Digitalzwang: Nunmehr 100.000 Menschen fordern das EU-Parlament auf, das Geldautomaten- und Bankfilialnetz zukunftsfest zu machen. Zugleich soll die Politik die Akzeptanz von Bargeld in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Behörden und in den Läden sicherstellen.
Der Bürger verliert an vielen Orten die Option, anonym mit Banknoten und Münzen zu bezahlen. Die Verkehrsbetriebe in Düsseldorf wollen Bargeld bis 2027 vollständig abschaffen, wie erstmals die Rheinische Post am 5. Januar berichtete. Die Deutsche Bahn stellte im September 2024 im Raum Dresden erste Fahrscheinautomaten auf bargeldlosen Betrieb um. Bereits seit Ende 2023 sind Sparpreisangebote bundesweit nicht mehr am Automat verfügbar. In Rostock und Leipzig ersetzen die Nahverkehrsbetriebe aktuell alle Ticketdrucker in Bus und Straßenbahn durch bargeldlose Modelle; Förderung für die Umstellung kommt nach vorliegenden Informationen vom Bundesverkehrsministerium.
Neben Schwimmbädern, Bäckereien, Hotels und Cafés lehnen auch Bürgerämter zunehmend das einzige staatliche Zahlungsmittel ab: Düsseldorf verabschiedete sich zum 1. November 2024 vom Bargeld. Nach einer Befragung der Deutschen Bundesbank sieht sich die Bevölkerung inzwischen in 50 Prozent ihrer Behördenangelegenheiten gezwungen, digital zu bezahlen. Zwei Jahre zuvor waren es 37 Prozent.
Der EU-Ministerrat und das EU-Parlament diskutieren derzeit einen Gesetzesvorschlag zur Rolle von Bargeld als Zahlungsmittel. Der Entwurf der EU-Kommission sieht keinen konsequenten Annahmezwang für Bargeld vor. Stattdessen würden die Euroländer verpflichtet, den Umfang der Ablehnung von Bargeld nach bisher unbekannten Kriterien der EU-Kommission zu beobachten. Bei zu niedriger Akzeptanz müssten die Staaten Gegenmaßnahmen ergreifen. Die Verordnung macht keine Vorgaben, ob in diesem Fall alle Unternehmen oder nur bestimmte wie Apotheken und Supermärkte bei Strafe auf die Annahme von Bargeld zu verpflichten wären. Für den geplanten digitalen Euro sieht Brüssel dagegen eine unmittelbare Akzeptanzpflicht mit Sanktionen vor.
Die Idee zur Petition kam mir vor ziemlich genau einem Jahr. Mit dem Geldexperten Hansjörg Stützle habe ich das Projekt umgesetzt. Weit über 200 Stunden flossen meinerseits hinein. Im Juli 2024 war Sammelstart, heute können wir den 100.000 Unterstützer feiern. Wichtig ist jetzt mediale Aufmerksamkeit für das Anliegen und ein hörbarer Appell von Sozial- und Wirtschaftsverbänden, überwachungskritischen Organisationen und prominenten Personen. Dank der Petition ist bereits ein Netzwerk zehntausender Menschen entstanden. Unabhängig davon, was EU-Parlament und EU-Ministerrat beschließen, wir sind eine Stimme für das Bargeld und können jederzeit neue Aktionen anstoßen. Hansjörg Stützle reist nun vier Wochen durch Deutschland und hält insgesamt 19 Vorträge zur Bedeutung von Bargeld. Chapeau!
notizen-2025/#080125-159

07.01.25, USA rüsteten Ukraine schon 2021 auf: Amerika stattete die Ukraine im Vorfeld des Krieges mit Waffen aus, bestätigt US-Außenminister Antony Blinken erstmals im New-York-Times-Interview vom 4. Januar: »Ab September und dann noch einmal im Dezember [2021] brachten wir in aller Stille eine Menge Waffen in die Ukraine, um sicherzustellen, dass sie in der Hand hatten, was sie zur Verteidigung brauchten«, so Blinken.
Die Aussage des US-Diplomaten ergänzt die Chronologie der Konflikteskalation bis zum offenen Krieg. Relevant in diesem Zusammenhang ist unter anderem die militärische Bedeutung der Krim-Halbinsel für Russland. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagte am 7. August 2024, aus militärischer Perspektive sei es viel einfacher, die Krim zurückzuerobern als den Donbass. Seit dem russischen Einmarsch 2022 nimmt die Ukraine Ziele auf der Krim ins Visier. Am 24. März 2021 hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj die Strategie »der Deokkupation [also Räumung] und Reintegration des vorübergehend besetzten Gebiets der Autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol« genehmigt. Im Vordergrund standen vor allem nichtmilitärische Maßnahmen. Am 23. August 2021 wurde das Forum ›Krim-Plattform‹ gegründet. Laut ›Al Jazeera‹ sagte Selenskyj dort, er »werde persönlich alles tun, was möglich ist, um die Krim zurückzuholen, damit sie zusammen mit der Ukraine Teil Europas wird«.
notizen-2025/#070125-008

21.12.24, Jahresrückblick: Liebe Leser, ich verabschiede mich in die Weihnachtspause und blicke an dieser Stelle auf das Jahr 2024 zurück.
Bargeld: Auch in den vergangenen zwölf Monaten hat mich das Engagement für den Erhalt des Bargelds stark ausgelastet. Bargeld verleiht Kontrolle über die eigenen Ausgaben, es flutscht nicht bequem davon mit einem Wisch über das Smartphone. Bargeld ist das einzige staatliche Zahlungsmittel für jedermann – kostenlos und nicht im Interesse der Finanzindustrie, die sich an den Gebühren für Kartennutzung bereichert. Zu guter Letzt bleiben Menschen dank Banknoten und Münzen handlungsfähig bei Pfändungen, manchmal auch bei politischer Verfolgung.
Weil immer mehr Behörden, Nahverkehrsbetriebe und andere Unternehmen Bargeld ablehnen und weil die Banken Automaten und Filialen abbauen und damit den Zugang zu Geld abschneiden, setze ich mich für ein Gesetz ein, das diese Entwicklung unterbindet. Und zwar auf Europaebene, wo ein entsprechender Verordnungsvorschlag der EU-Kommission bereits diskutiert wird.
Und so startete ich im Juli mit dem Geldexperten Hansjörg Stützle eine Petition an die Institutionen der Europäischen Union. 100.000 Menschen haben sich bislang mit ihrer Unterschrift angeschlossen. Nebenbei entstand ein Netzwerk tausender engagierter Bürger. Meinerseits flossen deutlich über 200 Stunden aktiver Arbeit in das Projekt.
Darüber hinaus bin ich aktiv, eine öffentliche Debatte über die geplante Verordnung anzustoßen, damit ihre Mängel beseitigt werden. Im kommenden Jahr sollen sich die ersten Früchte zeigen.
Neu für mich war der Auftritt vor Fachpublikum. Auf Einladung sprach ich im Juni in Prag über die Anti-Bargeld-Aktivitäten der Kreditkartenkonzerne. Im November hielt ich in Berlin einen Vortrag zum Thema »Bargeld für die Welt von morgen«.
Kontokündigungen: Bargeld hat seine Vorzüge in der direkten Begegnung. Für Transaktionen über die Ferne braucht es in der Regel ein Bankkonto. Freie Medien finanzieren sich gerne über Spenden. Leider sind viele von ihnen von Kontokündigungen betroffen. Jedes Mal gehen Überweisungsdaueraufträge von Unterstützern verloren.
Zweieinhalb Monate (April–Juni) recherchierte ich zu dem Phänomen. Ich schrieb über 150 E-Mails. Ein internes Recherchedossier mit 300 Referenzen entstand. Die Publikation im Multipolar-Magazin vom 24. Juni fand viel Beachtung. 85.000 Aufrufe erzielte der Text. Die Neue Osnabrücker Zeitung übernahm den Artikel schließlich, was wiederum von einer überregionalen Tageszeitung thematisiert wurde, die in meinem Artikel namentlich genannt war, weil sie mit einem Meinungsbeitrag ihre eigene Hausbank unter Druck setzte, das Konto eines journalistischen Mediums zu kündigen.
Schließlich erhielt ich auch noch eine Buchanfrage. Weil das Bankkonten-Thema sehr belastend für mich war, habe ich das Angebot abgelehnt. Meine Kraftquelle ist die Natur, und wenn man sich nur mit künstlichen Problemen beschäftigt, bleibt keine Zeit, an natürlichen Dingen zu arbeiten. Das Jahr endet mit einer guten Nachricht für freie Medien: Ein Oberverwaltungsgericht setzt mit seinem Beschluss sehr enge Grenzen für Kontokündigungen durch Sparkassen (siehe meine Analyse dazu).
Eigene Internetplattform: Seit dem 25. Juni veröffentliche ich hier täglich wissenswerte Informationen, die auf anderen Plattformen untergehen oder gar nicht erscheinen. Es geht um Themen aus einem weiten Spektrum: Umwelt, Landwirtschaft, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Finanzen, Freiheit, Familie. An dieser Stelle ein Dank an die unsichtbaren Helfer im Hintergrund, die mir unermüdlich Informationen übermitteln, die Anlass zur Berichterstattung geben. Nächstes Jahr wird das Format noch erweitert werden.
Lektüre für ruhige Tage: Einige meiner Beiträge aus der Vergangenheit möchte ich zum Lesen empfehlen:
Alte Pflanzensorten: Was wird aus dem genetischen Kulturerbe? (Link)
Bericht über eine Bargeld-Initiative Tübinger Unternehmer (Link)
Versöhnung im Land der Verbannung (Link)
Wie Frieden in Europa und in der Welt gelingen kann:
Wie sich die Bundesländer für Friedenserhalt einsetzen können (Link)
Was man mit 300 Milliarden tun kann, anstatt sie der Bundeswehr zu geben (Link)
Mit natürlicher Landwirtschaft Frieden herstellen (Link)
Ein Dank an alle finanziellen Unterstützer. Ich finde es gut, spartanisch zu leben und etwas Sinnvolles zu tun. Aber jeder kleine Beitrag hat auch einen Anteil daran, dass ich nicht mehr so häufig beim Allernotwendigsten sparen muss. Meinen Lesern wünsche ich nun besinnliche Tage!

Mehr Kurznotizen →

Aktuelle Beiträge

Raus aus der Bildungsfalle

Grafik zur Symbolisierung. Lizenz: Bild von Persblik / Pixabay / Bild beschnitten.

Rezension | 23.10.2024

Raus aus der Bildungsfalle

Ein Sozialwissenschaftler sucht Wege aus der Bildungsfalle und setzt dabei auf einen starken Staat. Wie denkt darüber ein junger Journalist, der das Schulsystem verließ, noch ehe es das Gesetz erlaubte? Von Hakon von Holst.

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Externe Publikationen

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Externe Publikationen

27.03.2025, Rezension, »Geburtsstunde der Gewalt«

17.03.2025, Artikel, »Der digitale Euro und die Zukunft des Bargelds«

11.02.2025, Artikel, »Bundestagswahl: So stehen die Parteien zum Bargeld«

07.02.2025, Artikel, »Der Keim zur Heilung«

14.01.2025, Artikel, »100.000 Bürger sagen nein zu Digitalzwang und ja zu Bargeld«

08.01.2025, Pressemeldung, »Verkehrsbetriebe trennen sich vom Bargeld – 100.000 Bürger sagen nein zum Digitalzwang«

17.12.2024, Artikel, »Der Gerichtsbeschluss, der freie Medien vor finanzieller Austrocknung schützt«

04.12.2024, Artikel, »Bargeld auf dem Weg in die Schweizer Verfassung«

18.11.2024, Bericht, »Warten auf den Kipppunkt«

16.11.2024, Vortrag, »Bargeld für die Welt von morgen«

03.11.2024, Artikel, »Wie die US-Regierung ihren Agrarchemie-Konzernen hilft, Europa und die Welt zu erobern«

24.10.2024, Kommentar, »Wie Landesregierungen mit mehr als Worten zum Friedenserhalt beitragen können«

22.10.2024, Artikel, »Nahverkehr hängt Senioren und Kinder ab«

22.10.2024, Rezension, »Raus aus der Bildungsfalle«

07.10.2024, Artikel, »Alles nur noch digital? Warum wir unser Bargeld schützen sollten«

06.09.2024, Artikel, »Wie die öffentliche Hand das Bargeld abschafft«

04.09.2024, Artikel, »Nahverkehr ohne Bargeld: Ein Spinnennetz der Überwachung« (auch in der BLZ vom 09.09.24 auf Seite 3)

24.06.2024, Artikel, »Der lautlose Angriff auf oppositionelle Medien« (gekürzte Fassung in der NOZ, im GA, in den ON und im neuen Format Tag 7)

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Übersicht

Beiträge nach Rubrik

31.12.2024, Winterwunderland: »Eistage am Rande des Südschwarzwalds. Kiefern und Fichten überzogen von einem Stachelteppich. Aus Laubsträuchern werden Nadelbüsche.«

16.10.2023, Kranz im Herbst: »Aus Früchten und Blütenständen entsteht ein buntes Geflecht ohne künstliche Hilfsmittel.«

25.08.2023, Versöhnung im Land der Verbannung: »Fern im Osten, am tiefsten See der Welt, spielte eine Geschichte der Versöhnung – erst vor wenigen Jahren. Was kann den Kriegen in aller Welt ein Ende setzen? Hier kommt ein Beispiel, aus dem sich schöpfen lässt.«

31.10.2022, Goldener Oktober: »Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst …«

21.03.2021, Tips für alle, die neu im Garten sind: »Gestern, der 20. März, ist das Sommerhalbjahr angebrochen. Allen angehenden Gärtnern möchte ich aus diesem Anlass einige Hinweise geben …«

02.09.2018, Fassung einer Kluftquelle im Lungau: »Im Mai haben wir am Krameterhof wieder eine Quelle gefasst und ich habe die Möglichkeit genutzt und ein paar Bilder gemacht …«

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27.12.2021, Woher Hast und Eile kommen: »Ein Blick auf den Terminkalender: keine Verpflichtungen heute, Gott sei Dank. Und trotzdem macht sich Unruhe breit. Woher kommt das? Wann stellt sich Ruhe ein?«

21.12.2021, Erinnerung an das Gute.

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06.10.2023, Geschlossene Gesellschaft: wie unbotmäßige junge Journalisten draußen gehalten werden …

25.08.2023, Versöhnung im Land der Verbannung: »Fern im Osten, am tiefsten See der Welt, spielte eine Geschichte der Versöhnung – erst vor wenigen Jahren. Was kann den Kriegen in aller Welt ein Ende setzen? Hier kommt ein Beispiel, aus dem sich schöpfen lässt.«

27.07.2023, Voll, aber nicht satt: »Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen?«

05.02.2023, Das Ammoniakproblem: »Neue Vorschriften fürs Düngen, denn Gülle soll nicht mehr stinken. Moderne Maschinen müssen her. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen …«

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Hier finden Sie ein Archiv aller meiner Texte zum Thema »Zukunft des Bargelds«

31.10.2022, Goldener Oktober: Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst …«

20.09.2021, Ein Weihnachtslied: »Kahl stehen die Lärchen am Waldesrand, am Boden zerstreut hat sich ihr goldnes Gewand; erkaltet, erstarrt ist die weite Flur …«

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Hier gibt es Leseempfehlungen für März 2025.

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Kranz im Herbst

Aus Früchten und Blütenständen entsteht ein buntes Geflecht ohne künstliche Hilfsmittel.

Vor langer Zeit fertigte ich einen Adventskranz aus Tannenreis. Ein Strohring gab die Basis und Draht diente zum Binden. Auf diese Hilfsmittel wollte ich nun verzichten und probierte aus. Meine Grundlage sollte ein Ring aus Brennnesseln werden. Ich streifte die stechenden Blätter herunter und flocht aus drei Ruten eine Litze …

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Erinnerung an das Gute

Liebe Freude Interesse Glück Glückseligkeit Freiheit Lebendigkeit Nächstenliebe Zuneigung Mitgefühl Inspiration Begeisterung Berührung Würde Erleuchtung Entfaltung Entdeckerfreude Zufriedenheit Empfindsamkeit Genügsamkeit Klarheit Schönheit Schöpfung Läuterung Widerstandskraft Kraft Frohlocken Einkehr Weitsicht Gelassenheit Ausgewogenheit Harmonie Überfluss Vielfalt Vielseitigkeit Hilfsbereitschaft Emsigkeit Vollkommenheit Fleiß Willenskraft Beseeltheit Intelligenz Verstehen Präsenz Beweglichkeit Humor Witz Durchdringung Mut Wagemut Übersicht Perspektive Zielstrebigkeit Orientiertheit Verbundenheit Verwurzelung Heimat Standfestigkeit Friedliebe Spontanität Wildheit Kultiviertheit Disziplin Selbstkontrolle Leben Lachen Entfesselung Zuversicht Beschwingtheit Neutralität Authentizität Ehrlichkeit Aufrichtigkeit Achtsamkeit Rücksicht Voraussicht Entspannung Wachstum Entwicklung Esprit Wonne Sonnigkeit Rechtschaffenheit Gewissen Feuer Erdung Überlegtheit Treue Vertrauen Eigenständigkeit Selbständigkeit Eigenverantwortung Verantwortung Strahlkraft Güte Dankbarkeit Hoffnung Charisma Bescheidenheit Demut Beständigkeit Natürlichkeit Zeitlosigkeit Sinn Besinnlichkeit Farbe Verlässlichkeit Wachheit Genauigkeit Heiterkeit Ausgeglichenheit Echtheit Wahrheit Wahrhaftigkeit Unschuld Kindlichkeit Reinheit Unbedarftheit Ordnung Fürsorge Besonnenheit Lebenskraft Großherzigkeit Herzlichkeit Weisheit Differenzierung Handlung Bewusstsein Segen Vergebung Versöhnung Brüderlichkeit Temperament Gestandenheit Wärme Gottvertrauen Dynamik Fülle Kooperation Zusammenwirken Liebevolles Schöpfen Ideenreichtum Rhythmus Fähigkeit Potenzial Strukturiertheit Synchronizität Synthese Horizont Reinigung Schutz Ausdauer Erweckung Wahlfreiheit Selbstbestimmung Unabhängigkeit Autonomie Geborgenheit Erquickung Seelenfrieden Labsal Würdigung Debatte Auseinandersetzen Freiraum Sanftheit Ermutigung Erneuerung Zukunftsorientiertheit Offenheit Standhaftigkeit Erhellung Erkennen Antrieb Rückgrat Großzügigkeit Tatendrang Menschlichkeit Beleuchtung Wahrheitssinn Wahrheitsstreben Freundschaft Väterlichkeit Barmherzigkeit Größe Intuition Verzeihung Konzentration Unendlichkeit Ewigkeit Fluss Ermunterung Respekt Wertschätzung Mütterlichkeit Licht Heilung Wunder Göttlichkeit Einsicht Menschenliebe Vernunft Freundlichkeit Erbarmen Originalität Eintracht Seligkeit Zärtlichkeit Behüten Geburt Rührung Austausch Sternstunde Maß Kreativität Zweisamkeit Aufatmen Juchzen Singen Linderung Lindheit Gabe Altehrwürdigkeit Aufbruch Eingebung Lebenslust Sonnenaufgang Sternenlicht Frieden Frohsinn Selbstlosigkeit Fürsprechen Begegnung Ausweg Trittsicherheit Anregung Lächeln Befreiung Erfrischung Wohlwollen Erlösung Warmherzigkeit Kommunikation Zuhören Gutes Sanftmut Unermüdlichkeit Beherztheit Getragensein Offenherzigkeit Leichtigkeit Klang Behutsamkeit Altruismus Herzinnigkeit Ergrünen Erblühen Fruchtbarkeit Bedacht Heilsein Klarsicht Zeithaben Tierliebe Niveau Milde Entgegenkommen Entzücken Verzicht Ernsthaftigkeit Vorsicht Überwindung Beflügeltsein Kinderliebe Herrlichkeit Seelenreichtum Echtes Sinnlichkeit Werte Tapferkeit Erinnerung Vorfreude Herz Gewissheit Gewissenhaftigkeit Teilnahme Mutterliebe Ausstrahlung Sorgfalt Fantasie Achtung Erfinderreichtum Verwirklichung Nachsicht Wahrheitsliebe Redlichkeit Freigiebigkeit Tatkraft Erfüllung Weihnachten

Ich wünsche allen Menschen auf diesem Wege einen fröhlichen Tag. Von jetzt an und auch in der Zukunft. Wer Freude daran hat, kann sich all die guten Wörter ausdrucken:

Es ist auch möglich, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um sich an weitere Wörter und Worte zu erinnern. Es gibt Kraft. Und vielleicht ist der Wunsch da, diese Freude mit anderen Menschen zu teilen. Per E-Mail zum Beispiel. Oder ganz direkt.

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Versöhnung im Land der Verbannung

Die sibirische Seele erzählt nicht nur von der Zwangsumsiedlung der Wolgadeutschen, sondern auch die Geschichte, wie Deutsche und Russen am Baikalsee wieder zueinander gefunden haben.

Bildlizenz: Foto »Lake Baikal« von Sergey Gabdurakhmanov / CC BY 2.0 / Foto beschnitten.

Vor 300 Jahren erkundeten deutsche Forscher die Weiten hinter dem Ural: Sibirien. Ein Land von unendlicher Schönheit. Doch auch ein Begriff für Kälte und Zwangsarbeit. Fern im Osten, am tiefsten See der Welt, spielte eine Geschichte der Versöhnung – erst vor wenigen Jahren. Was kann den Kriegen in aller Welt ein Ende setzen? Hier kommt ein Beispiel, aus dem sich schöpfen lässt.

Die deutsch-russischen Beziehungen reichen weit zurück. Zar Peter der Große (1672 bis 1725) suchte regelmäßig die Nemezkaja sloboda auf, ein Ausländerquartier vor Moskau. Hier lebten vor allem Deutsche – und hier fand er seine erste Geliebte: Anna Mons. Später verlegte der Herrscher die russische Hauptstadt an die Ostsee. Zehntausende Zwangsarbeiter errichteten Sankt Petersburg auf Sumpfgebiet. Vor seinem Tod gründete Peter an diesem Ort die Russische Akademie der Wissenschaften. Zu ihrem ersten Präsidenten bestimmte er seinen Leibarzt Laurentius Blumentrost. Muttersprache der meisten an die Akademie berufenen Wissenschaftler war Deutsch.

Zu ihnen zählte auch Johann Georg Gmelin, geboren in der schwäbischen Universitätsstadt Tübingen. Mit 21 Jahren wurde er zum Professor für Chemie und Naturgeschichte ernannt – an der Akademie der Wissenschaften in Russland. Zwei Jahre später, 1731, reiste er im Auftrag der Zarin und zusammen mit dem Historiker Gerhard Friedrich Müller Richtung Sibirien. In den folgenden zehn Jahren erforschte er den asiatischen Landesteil Russlands: seine Geographie, Tier- und Pflanzenwelt, Bodenschätze, die lokale Wirtschaft und die Lebensweise der Einheimischen.

Im Fernen Osten durchwanderte Gmelin die Wälder der Dahurischen Lärche. Zu seinen Ehren nennen die Botaniker diesen Baum Larix gmelinii. Das Gehölz ist bis hinauf zum Nördlichen Eismeer verbreitet, übersteht Temperaturen von minus 70 Grad Celsius. Im Süden erreicht es die Ufer des Baikalsees. Hier stand Gmelin im Jahr 1735. Die Gegend ist ein eigener Kosmos: Sie beheimatet die einzige Süßwasserrobbe der Welt. Die meisten Seebewohner trifft man nirgendwo sonst – der Baikal gehört zu den ältesten Seen auf der Erde. Im Mittel ist er 50 Kilometer breit und grob 650 Kilometer lang, also einmal Luftlinie München – Rostock. Den größten See Österreichs und Deutschlands, den Bodensee, könnte man ausleeren und 500 Mal wiederbefüllen – allein mit dem Wasser aus dem Baikal.

Bildlizenz: Foto »Nerpa (Pusa sibirica)« von Sergey Gabdurakhmanov / CC BY 2.0.

Wir sprechen vom reichsten Süßwassersee der Welt. An den Wassermassen aus allen Flüssen der Erde und allen nicht salzigen Seen hält der Baikal mehr als ein Fünftel. Mit 1642 Metern ist er der tiefste See überhaupt. Und dennoch ragen 27 Inseln aus seinen Wassern. Eine von ihnen trägt den Namen Olchon. Um die Fischproduktion auszuweiten, wurde hier 1938 die Siedlung Chuschir gegründet. Wenig später zogen über 200 Männer in den fernen Krieg. Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland kehrte weniger als die Hälfte von ihnen lebend in die junge Ortschaft zurück. Ende der 1990er, als die Sowjetunion zusammengebrochen war, bot sich folgendes Bild: Ein Dorf mit 1000 Erwachsenen und 200 Kindern. Strom aus der Steckdose – das gab es nur gelegentlich, und niemand brauchte einen Gedanken an ein Handy zu verschwenden. Fließendes Wasser aus der Leitung? Unbekannt.

Die Filmemacher Susanne Becker und Bernd Reufels wählten diesen Platz für ein Experiment aus – im Auftrag des ZDF. Zwei deutsche Familien sollten nach Chuschir umsiedeln. Auf jede wartete ein Holzhäuschen mit Gemüsegarten und Vieh. Für das Wagnis existierte kein Drehbuch. Das Leben selbst würde die Geschichte schreiben, beobachtet von der Kamera, festgehalten in dem Film »Sternflüstern«. Von flüsternden Sternen spricht man dort auf Olchon, wenn der Atem zu Eis gefriert und leise klingend zu Boden fällt. Doch so kalt empfing die Familien ihre neue Heimat nicht.

Mit wenig Gepäck erreichen die Abenteurer die Insel zu Schiff. Anfang September 2003 geht es an Land. Die Deutschen erwartet der ausklingende Sommer. Familie Möchel findet endlich ihr Zuhause. Vor der Holzhütte entfaltet sich ein herrliches Seepanorama. Die Meteorologin Ljudmila will gleich ihre deutschen Nachbarn kennenlernen – die sprechen keinen Brocken Russisch. Für die Kinder ist das nicht weiter schlimm. Die vier Töchter schließen bald Freundschaft mit Ljudmilas Sohn Aljoscha. Seine Mutter zeigt den Bayern, wie die Kuh gemolken wird. Außerdem müssen sie lernen, den Ofen zu feuern, um etwas Warmes auf den Teller zu bekommen. Die Familie begreift, was es bedeutet, wenn das Überleben vom eigenen Garten, von kreativen Einfällen und guten Freunden abhängt.

Aljoscha wirkt nachdenklich. Der Vater soll ein Trinker gewesen sein; für seinen Sohn konnte er wenig tun. Erst vor Wochen verließ er Frau und Kind, um mit einer anderen zu leben. Bei Herrn Möchel reift ein Plan: Am Ufer liegt ein kaputtes Motorboot. Er treibt im Dorf Wachstuch auf, bei Nikita fragt er nach Scharnieren, Drahtseil und Holz. Etwas Deutsch und Englisch spricht dieser blondhaarige Geschäftsmann. Nikitas unternehmerischer Verstand schaltet schnell, als er erfährt, dass Herr Möchel Schreiner von Beruf ist. Er bietet ihm an, beim Bau der orthodoxen Kirche zu helfen, um das Material abzubezahlen. Und schon steht der Familienvater aus Bayern hoch oben auf dem Dach. Unangeseilt streicht er mit Helfern die Kirchenkuppeln blau.

Es sind die letzten milden Tage des Jahres, als das Segelboot fertig wird. Aljoscha verlässt der Mut. Schon so viele Fischer wurden auf dem Baikal von Stürmen überrascht, sind gekentert und ertrunken. Doch er nimmt sich ein Herz und fährt mit dem Deutschen hinaus aufs Wasser. Aljoscha beginnt, auf dem Boot zu tanzen; der Wind bringt die beiden zu neuen Ufern.

Der russische Winter kommt unerwartet, auch für Familie Klapproth aus dem Harz. Anfang Oktober fallen über Nacht 15 Zentimeter Schnee. Tochter Jenny begutachtet die Wäsche auf der Leine: steifgefroren. Von nun an überlegt sich jeder zweimal, ob er vors Haus tritt. Daran führt kein Weg vorbei. Die Kuh brüllt, weil das Euter drückt, oder umgekehrt: Die Blase meldet, dass es Zeit wäre, das Plumpsklo aufzusuchen. Trinkwasser schöpfen die Menschen immerzu aus dem Baikal. Der Herd ist die einzige Wärmequelle im Haus. Wenn es am Holz mangelt und das Feuer nachts erlischt, muss der Frühstücksbrei aus Eisplatten gekocht werden. Der See jedenfalls ist rein: Die Sichtweite unter Wasser soll bis zu 40 Meter betragen. Friert der Baikal zu, bilden sich wunderschöne Mosaikmuster.

Bildlizenz: Foto »Baikal« von Sergey Pesterev / CC BY-SA 2.0 / Foto beschnitten.

Das Leben auf Olchon verändert die Familien wie auch die Menschen, die nicht auf der Leinwand in Erscheinung treten. Der Kameramann vom ZDF kommt auf neue Gedanken: »Es gibt keinen Fernseher, es gibt kein Telefon. Und das alles lässt einen ganz allmählich ruhig werden.« Selbst bei den Einheimischen tut sich etwas. Klapproths wohnen mitten im Dorf. Ihre Nachbarn heißen Michail und Maria. Der Kontakt war freundlich, aber anfangs von Zurückhaltung geprägt. Tochter Jenny machte sich nichts daraus. Sie lief oft zu den beiden betagten Russen. Mit der Zeit entstand ein Austausch zum gegenseitigen Nutzen.

Beim gemeinsamen Abendessen bricht bei Michail das Eis. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 ließen Abermillionen Russen ihr Leben. Im selben Jahr wurde die Wolgadeutsche Republik in Sowjetrussland aufgelöst. Hunderttausende Russlanddeutsche wurden zwangsumgesiedelt, viele davon nach Sibirien. Michail war sechs Jahre alt, als sein Vater im Krieg gegen die Deutschen starb. Das hatte ihn geprägt. Klapproths verstehen kein Russisch, doch nun sagt Michail: »Uns ist es schlecht gegangen und euch ist es schlecht gegangen; lassen wir das Vergangene Geschichte sein.«

Beim Abschied im Januar 2004 fließen viele Tränen. Michail hätte seine junge Nachbarin gern für immer behalten. Vater René sei für ihn wie ein Sohn gewesen, Mutter Kerstin wie eine Tochter und Jenny wie eine Enkelin. Der Film »Sternflüstern« wurde in den folgenden Wochen in Etappen im Zweiten Deutschen Fernsehen gezeigt, erreichte ein Millionenpublikum. Heute würde er neue Aufmerksamkeit verdienen.

Das Verbindende entzieht den Konflikten den Boden. Am fernen Baikal in Sibirien zeigt sich: Auch zwei verfeindete Völker können die Gräben zwischen einander überwinden, gemeinsam Herausforderungen angehen und sich eine Hilfe sein. Und vielleicht, vielleicht könnten sie auch miteinander über eine gute Zukunft nachdenken und beginnen, sie zu erschaffen. Zumindest könnten sie darüber Lieder schreiben oder einfach zusammen musizieren, wie es die Menschen am Baikalsee im Winter mit gefrorenen Eisplatten tun.

Dieser Text von Hakon von Holst erschien in der Serie »Russlands Schätze« auf Manova. Weiterführendes zum Thema:

(1) DVD »Sternflüstern – Das Sibirien-Abenteuer«. Laufzeit 174 Minuten, Erstausstrahlung 2004. EAN 4028032065206.

(2) Susanne Dieterich: Württemberg und Russland. Geschichte einer Beziehung. Leinfelden-Echterdingen: DRW-Verlag 1994. ISBN 978-3-87181-243-9.

(3) Johann Georg Gmelin: Reise durch Sibirien. Göttingen: Abraham Vandenhoeck 1751/1752. Insgesamt vier Bände. In digitaler Form hier: https://vital.lib.tsu.ru/vital/access/manager/Repository?f0=sm_creator%3A%22Gmelin%2C+Johann+Georg%22

(4) Gerhard Friedrich Müller (Reisegefährte Gmelins): Sammlung Rußischer Geschichte. Erster Theil. Offenbach am Main: Ulrich Weiß 1777. Insgesamt neun Bände. In digitaler Form hier: https://www.digitale-sammlungen.de/de/search?query=%28%22Sammlung+Ru%C3%9Fischer+Geschichte%22%29

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Voll, aber nicht satt

Ob in Deutschland, Italien oder anderswo: Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen? Diese Frage hat mich zu einem Interview mit einer Expertin für Nahrungsqualität inspiriert. Weiterlesen bei Medien plus

Neue Regeln beim Düngen: Landwirte in Nöten

Ein Bericht von mir in der Zeitung zu einem landwirtschaftlichen Thema: Gülle soll weniger stinken. Moderne Maschinen müssen her – um die Düngeverordnung zu erfüllen. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen. Ein Besuch bei den Wurzeln unserer Nahrungsmittel. Und ein Hinweis auf Alternativen im Umgang mit dem Ammoniakproblem. Weiterlesen in der Berliner Zeitung →

Goldener Oktober

Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst. Das Ohr vernimmt ein tiefes Brummen von links: Hummelköniginnen tauchen ihren Rüssel in den süßen Nektar der Braunelle. Mit seinem kräftigen Lila zieht der Lippenblütler auch Wanderers Auge in seinen Bann. Vor allem jetzt, wo die Vegetation in einem Strohfeuer verschmilzt, um dem weißen Winter Platz zu schaffen.

Wer sich etwas Zeit nimmt, der spürt dieses verbindende Element allen Seins. Dem ewigen Ruf der Schönheit folgend geht die Natur in den Schlaf über. In den tiefsten Nächten träumt sie dann unter dem Sternenhimmel von … »Tiitütüü!«, unterbricht ein Vogel. Der Geist kehrt in die Gegenwart zurück.

Die Flugfauna äußert sich zaghafter im fortgeschrittenen Jahr. Die fröhlichen Lieder sind ausgeklungen. Dafür schenkt die Sonne Wärme. Und Marienkäfer landen auf Arm und Bein. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn … So viele Punkte auf dem Panzer – man kann sie gar nicht zählen, eh das Insekt seine roten Flügel wieder ausgebreitet hat.

Erneut fährt der Wind durchs Haar. Ein Konfettiregen löst sich aus dem Dach der Buche. Im Lichtstrahl Helios’ segeln die Blätter zu Tausenden hernieder. Schützend legt sich das Laub auf die Erde. Der Mantel unter den Füßen knistert beim Durchwaten.

Vor dem tiefblauen Himmel richten die Bäume ihre rot-goldenen Kronen in die Lüfte. Espe und Salweide bleiben länger grün. Es ist eine Szene wie aus dem Bilderbuch … Plötzlich fallen Regentropfen. Hoch oben zieht eine dunkle Wolke vorüber. Die Sonne scheint weiter. Ein Waldbad im Oktober ist immer eine Erfrischung.

Woher Hast und Eile kommen

Ein Blick auf den Terminkalender: keine Verpflichtungen heute, Gott sei Dank. Und trotzdem macht sich Unruhe breit. Woher kommt das? Wann stellt sich Ruhe ein?

Der zweite Weihnachtsfeiertag wollte zügig zu Ende gehen. Ich blickte konzentriert auf die Flammen im Ofen. Sie hatten das Scheit Holz fest im Griff. Mich hatte etwas anderes im Griff: das, was morgen sein wird. Was das sein möge, wusste ich selbst noch nicht. »Ich muss vorwärtskommen«, das diktierte der Kopf.

Die Welt da draußen dreht sich immer schneller; die Erde nicht: Die Sonne geht weiterhin jeden Morgen auf, stoisch, unbeirrt. Gütig blickt sie auf ihre Kinder, streichelt sie mit ihren Strahlen. Was sie wohl denkt, wenn sie all die Menschen betrachtet? Die Leute eilen und fliehen – doch vor was?

Ich merkte: Die Rastlosigkeit verengt wie ein Schmerz meinen Brustraum. Was sagte dieses Gefühl? Ich ging ihm nach und konnte es für meinen Verstand übersetzen:

Es muss schnell gehen. Du verlierst Zeit. Du vergeudest Zeit. Tue mehr Dinge, wo du in deinem Schaffen mit der Seele aufgehst.

Ein wenig Stille und Ruhe machte sich in mir breit. Ja, mein Kopf diktiert mir unablässig Notwendigkeiten, Aufgaben – angeblich wichtig, um Ziele zu erreichen. Ich bin immer am Werden. Ich bin der Erfüllungsgehilfe für große Pläne. Wann lebe ich?

Das Recht des Stärkeren

Was ist Freiheit, was bedeutet Gemeinwohl? Die in unserer Gesellschaft verbreiteten Vorstellungen scheinen Gegensätze darzustellen. Wir überprüfen sie, indem wir größere Zeiträume der menschlichen Existenz anschauen und in einen anderen Teil der Welt reisen: in einen finsteren Wald, den Lebensraum zweier Völker. Möge das Licht ins Dunkel bringen! Weiterlesen