Kurz notiert
Kurz notiert
25.04.25, Warum unter der neuen Regierung noch mehr unabhängige Medien ihr Bankkonto verlieren könnten: Sowohl die Parteien der alten als auch der kommenden Bundesregierung vereinbarten im Koalitionsvertrag, den Launen einer internationalen Schattenmacht im Bereich der Geldwäsche-Bekämpfung entgegenzukommen. Warum spendenfinanzierte Medien und Journalisten darunter leiden werden, analysiere ich in einem Artikel auf der Internetseite des Wirtschaftsjournalisten Dr. Norbert Häring.
notizen-2025/#250425-254
24.04.25, Kritik an der Verdrängung des Bargelds zur besten Sendezeit: In der ARD-Sendung Plusminus wurde gestern Abend deutlich, dass das einzige freie, staatliche Zahlungsmittel in Gefahr ist. Großunternehmen wollen mit digitalen Zahlungsprozessen Kunden an sich binden und gewähren dafür Preisvorteile. Kapital schlagen sie nachher aus den Daten. Immer mehr Geschäfte lehnen Bargeld ab, während die Banken Geldautomaten abbauen. Auf dieser Basis hat Bargeld keine Überlebenschance, warnte mein Mitstreiter, der Geldumgangstrainer Hansjörg Stützle (Minute 6:00). Sogar die Better Than Cash Alliance (BTCA) wurde thematisiert, ein Zusammenschluss von Regierungen und Konzernen, der in Entwicklungsländern Barzahlungen zurückdrängen will. Die ARD-Sendung steht frei im Internet und wird nochmal am heutigen Donnerstag, 21:45 Uhr, ausgestrahlt sowie am Samstag, 15:30 Uhr. Hier behandele ich den Fernsehbeitrag ausführlicher.
notizen-2025/#240425-065
21.04.25, Frühling: Mag auch das Leben unter der menschlichen Kälte verwelkt sein, und doch: Unter dem Stein wächst eine Blume hervor und es wird Frühling. Mit ihren zarten Blüten versucht die Natur, den Menschen zu schönen Taten zu inspirieren. Hier geht es zur Fotostrecke.
notizen-2025/#210425-293
12.04.25, Warum der Kampf gegen Geldwäsche freien Medien schadet: In den vergangenen Jahren kündigten Banken immer mehr Journalisten und Medienunternehmen das Spendenkonto. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen der verengte Diskursraum nicht nur in Deutschland. Banken können Geschäftsbeziehungen wegen persönlicher Vorbehalte beenden oder aber aus Angst vor Reputationsproblemen. Zum anderen sind die Vorgaben in der Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung eine erhebliche Belastung. Bestimmte Kontonutzungsmuster verpflichten Banken, die Vorgänge aufzuklären. Dieser Aufwand ist bei 10 Euro Kontoführungsgebühren im Monat einfach nicht drin. Was das bedeutet, lesen Sie jetzt auf ›Multipolar‹.
notizen-2025/#120425-403
11.04.25, Recherche? Fehlanzeige!: Wenn die Medien ihre Kontrollfunktion nicht wahrnehmen, gehen die Dinge ihren Gang: Ab dem 26. März standen die internen Koalitionssondierungspapiere frei im Internet. Hat die Presse die Zeit genutzt, die Pläne der Parteien zu analysieren und ihre Auswirkung auf das Leben in Interviews und Berichten zu erörtern? Diese Frage beantworte ich in einer Kolumne anhand von drei Beispielen.
notizen-2025/#110425-941
10.04.25, Keine Gentechnik im Koalitionsvertrag: Nachtrag zu gestern: FragdenStaat hat den finalen Koalitionsvertrag veröffentlicht. Union und SPD haben demnach keine Vereinbarung in Sachen Gentechnik geschlossen.
notizen-2025/#100425-978
09.04.25, Gentechnik im Koalitionsgespräch: Eine zwingende Kennzeichnung aller Lebensmittel, die unter Beteiligung neuer Gentechnik-Verfahren erzeugt wurden: Das begehren 94 Prozent der Bevölkerung laut einer Umfrage des Bundesamtes für Naturschutz. Die Parteien richten sich da nicht unbedingt nach dem Bürgerwillen. 11 Landesregierungen forderten Ende März die Bundesregierung auf, von einer verpflichtenden Kennzeichnung Abstand zu nehmen. Darunter 9 Regierungen unter Beteiligung der SPD, 3 Regierungen unter Beteiligung der Grünen, 2 Regierungen mit dem BSW an Bord und eine mit den Linken. Auf Bundesebene dealen SPD und Union derzeit ihren Koalitionsvertrag aus. Einige Sondierungspapiere kamen am 26. und 27. März an die Öffentlichkeit. Einigkeit zwischen den Koalitionären bestand bis dato keine: Die SPD will am »Vorsorgeprinzip und der Kennzeichnungspflicht« festhalten. Die Union dagegen ist mit dem Passus nicht einverstanden, betrachtet Transparenz im Supermarkt also offensichtlich skeptisch.
notizen-2025/#090425-006
07.04.25, Die neue Digitalkampagne: Union und SPD wollen, dass Gewerbetreibende grundsätzlich mindestens einen digitalen Bezahlungsweg anbieten. Das Koalitionspapier der Arbeitsgruppe Finanzen tauchte am 26. März im Internet auf. Dort steht: »Wir setzen uns für echte Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr ein und wollen, dass grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden muss.«
Hintergrund ist laut einem Tagesschau-Bericht der Kampf gegen Steuerbetrug. Schon im Wahlprogramm der SPD hieß es, man wolle Umsatzsteuerbetrug in bargeldintensiven Branchen zurückdrängen. Die Partei setzt also darauf, dass der Bürger freiwillig mit seinen Daten bezahlt und auf ein Zahlungsmittel verzichtet, das ihm bessere Kontrolle über seine Ausgaben verleiht.
Für kleine Unternehmen, die nur Banknoten und Münzen annehmen, bedeutet der Digitalzwang Mehraufwand und Extrakosten. Wer möchte 50 Euro Miete im Monat für ein Kartenterminal zahlen? Daneben summieren sich Buchungsgebühren abhängig vom Umsatz. Ich zitiere aus einem meiner Artikel aus dem Jahr 2024:
»Bruno Gebhart hat das Kartenlesegerät abgeschafft. Schon vor fünf Jahren. In der Tübinger Altstadt verkauft er fair gehandelte Lebensmittel, Kerzen oder Postkarten. Dass Konzerne wie Mastercard und Visa ›Milliarden Reingewinne machen‹, ärgert Gebhart. Kreditkarten hatte er noch nie akzeptiert. Das Geschäft der beiden US-Unternehmen ist tatsächlich eines der profitabelsten der Welt: Der Gewinn entspricht rund 50 Prozent des Umsatzes. Bruno Gebhart arbeitet dagegen mit einer winzigen Handelsspanne: zwischen 5 und 15 Prozent bei fair gehandelten Waren. Was 1 Euro im Großhandel kostet, steht theoretisch für 1,10 Euro im Regal. Umso geringer war Gebharts Bereitschaft, ›50 oder 60 Euro‹ Monatsmiete für ein Kartenbezahlterminal aufzubringen und jedes Mal, wenn ein Kunde bargeldlos bezahlt, ›10 oder 15 Cent‹ an die Finanzbranche abzugeben.«
Auch deshalb schloss sich Gebhart der Initiative ›Tübingen zahlt bar‹ an. In immer mehr Städten gründen sich Unternehmergruppen für den Erhalt des Bargelds. Thomas Jörder arbeitet an dem Projekt ›Deutschland zahlt bar‹. Mit wenig Kreativität kam nun die Antwort von Visa, Mastercard, der Deutschen Bank und weiteren Finanzunternehmen: Am 25. März stellten sie die Kampagne ›Deutschland zahlt digital‹ vor. Als Botschafter fungiert der Aufsichtsratchef der Onlinebank N26, Marcus Mosen, ein erklärter Unterstützer der CDU unter Friedrich Merz. Er bemüht sich offen darum, das Ziel seiner Initiative in die Koalitionsarbeitsgruppen zu bringen. ›Deutschland zahlt digital‹ ist ein Angebot an kleine Einzelhändler. Wer das Kartenterminal aufstellt, bleibt ein Jahr lang von Kartengebühren befreit. Danach aber ist der Händler in der Abhängigkeit, weil der Kunde die Akzeptanz von Karten voraussetzt. Je mehr Händler abhängig sind, desto leichter kann die Finanzbranche ihre Gebühren erhöhen.
In der Koalitionsarbeitsgruppe arbeiten drei deutsche Finanzminister mit: Marcus Optendrenk (CDU, Nordrhein-Westfalen) und Doris Ahnen (SPD, Rheinland-Pfalz). Außerdem Jakob von Weizsäcker (SPD, Saarland). Dieser Politiker war 2019 bis 2022 Chefvolkswirt im Bundesfinanzministerium und anschließend kurzzeitig Geschäftsführer der Arbeitsgruppe Sicherheit und Finanzen für Pandemieprävention der G20-Nationen. Die G20 gründeten 2009 die Arbeitsgruppe ›Global Partnership for Financial Inclusion‹. Dort arbeiteten später Institutionen zusammen, die sich für die Ablösung des Bargelds durch digitale Zahlungen einsetzen: Dazu gehören die von der Bundesregierung finanzierte ›Better Than Cash Alliance‹, die ebenfalls von Berlin gesponserten Organisationen ›Alliance for Financial Inclusion‹ und ›Consultative Group to Assist the Poor‹ sowie die Weltbank.
notizen-2025/#070425-240
02.04.25, Verbraucherzentrale will sich für Recht auf Barzahlung einsetzen: Wer in den letzten zwölf Monaten vergeblich »in einem Geschäft, einem Restaurant oder in einer Behörde mit Bargeld zahlen« wollte, kann das jetzt der Verbraucherzentrale melden. Sie möchte, dass »Bargeld überall angenommen und als Zahlungsmittel akzeptiert wird«.
notizen-2025/#020425-797
28.03.25, Ungarische Regierung will Bargeldversorgung sicherstellen: In jeder Gemeinde ein Geldautomat: Die ungarische Regierung möchte den Zugang zu Bargeld auch auf dem Land sicherstellen. Das Finanzministerium erhält den Auftrag, bis zum 30. April einen Plan für die Umsetzung zu erarbeiten. Der Beschluss wurde am 19. März im Regierungsanzeiger veröffentlicht. Wie Bankmonitor.hu berichtet, verteilt sich ein großer Teil der 5140 Geldautomaten Ungarns auf die Regierungsmetropole und die Städte mit Rechten eines Verwaltungsbezirks. Die restlichen 2995 Bankomaten stehen in grob 3130 Gemeinden, wobei die größeren Orte sicherlich über mehrere Geräte verfügen, die kleineren über keinen einzigen. Das Nachrichtenportal 24.hu schreibt, die Banken seien außerdem verpflichtet worden, alle bestehenden Geldautomaten weiterhin zu bewirtschaften. Auch die Bargeldausgabe am Schalter müsse erhalten bleiben. Erst im Februar sprach sich der Fraktionsvorsitzende der regierenden Christlich-Demokratischen Volkspartei Ungarns, István Simicskó, dafür aus, die Verwendung von Bargeld im Grundgesetz zu verankern.
Die Oesterreichische Nationalbank stellt aktuell in Eigeninitiative 120 Bankomaten in unterversorgten Gemeinden auf (ich berichtete). 329 der 2100 Kommunen in der Alpenrepublik besitzen kein Gerät. In Deutschland verfügen 4781 von 11.000 Gemeinden über keinerlei Bargeldquelle.
Eine von mir mit initiierte Petition mit 127.000 Unterzeichnern fordert EU-Parlament und EU-Ministerrat auf, im ganzen Euro-Raum sicherzustellen, dass in jeder Kommune ab 1000 Einwohnern mindestens ein Geldautomat steht.
notizen-2025/#280325-908
Aktuelle Beiträge
Geburtsstunde der Gewalt

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Rezension | 28.03.2025
Geburtsstunde der Gewalt
Übergriffe im Kreißsaal sind Alltag. Die Hebamme Eva Placzek wurde unfreiwillig Mittäterin. In ihrem Buch tritt sie für eine menschenwürdige Geburtshilfe ein. Von Hakon von Holst.
Raus aus der Bildungsfalle

Grafik zur Symbolisierung. Lizenz: Bild von Persblik / Pixabay / Bild beschnitten.
Rezension | 23.10.2024
Raus aus der Bildungsfalle
Ein Sozialwissenschaftler sucht Wege aus der Bildungsfalle und setzt dabei auf einen starken Staat. Wie denkt darüber ein junger Journalist, der das Schulsystem verließ, noch ehe es das Gesetz erlaubte? Von Hakon von Holst.
Externe Publikationen
Externe Publikationen
25.04.2024, Artikel, »Warum unter der neuen Regierung noch mehr unabhängige Medien ihr Bankkonto verlieren könnten«
24.04.2024, Artikel, »Kritik an der Verdrängung des Bargelds zur besten Sendezeit«
11.04.2025, Artikel, »Recherche? Fehlanzeige?«
27.03.2025, Rezension, »Geburtsstunde der Gewalt«
17.03.2025, Artikel, »Der digitale Euro und die Zukunft des Bargelds«
11.02.2025, Artikel, »Bundestagswahl: So stehen die Parteien zum Bargeld«
07.02.2025, Artikel, »Der Keim zur Heilung«
14.01.2025, Artikel, »100.000 Bürger sagen nein zu Digitalzwang und ja zu Bargeld«
08.01.2025, Pressemeldung, »Verkehrsbetriebe trennen sich vom Bargeld – 100.000 Bürger sagen nein zum Digitalzwang«
17.12.2024, Artikel, »Der Gerichtsbeschluss, der freie Medien vor finanzieller Austrocknung schützt«
04.12.2024, Artikel, »Bargeld auf dem Weg in die Schweizer Verfassung«
18.11.2024, Bericht, »Warten auf den Kipppunkt«
16.11.2024, Vortrag, »Bargeld für die Welt von morgen«
03.11.2024, Artikel, »Wie die US-Regierung ihren Agrarchemie-Konzernen hilft, Europa und die Welt zu erobern«
24.10.2024, Kommentar, »Wie Landesregierungen mit mehr als Worten zum Friedenserhalt beitragen können«
22.10.2024, Artikel, »Nahverkehr hängt Senioren und Kinder ab«
22.10.2024, Rezension, »Raus aus der Bildungsfalle«
07.10.2024, Artikel, »Alles nur noch digital? Warum wir unser Bargeld schützen sollten«
06.09.2024, Artikel, »Wie die öffentliche Hand das Bargeld abschafft«
04.09.2024, Artikel, »Nahverkehr ohne Bargeld: Ein Spinnennetz der Überwachung« (auch in der BLZ vom 09.09.24 auf Seite 3)
24.06.2024, Artikel, »Der lautlose Angriff auf oppositionelle Medien« (gekürzte Fassung in der NOZ, im GA, in den ON und im neuen Format Tag 7)
Frühling
Übersicht
Beiträge nach Rubrik
Hier gibt es Leseempfehlungen für April 2025.
Informationen aus meiner Feder, die der Seele guttun und das Denken befreien, können Sie sich auch regelmäßig per E-Mail zusenden lassen. Abonnieren Sie den Rundbrief!
Winterwunderland
Vortrag in Prag
Was wird aus dem genetischen Kulturerbe?
Viele alte Sorten sind von den Feldern verschwunden. Mit einer Rechtsreform soll die Vielfalt zurückkehren, doch das erklärte Ziel könnte die EU-Kommission deutlich verfehlen. Wie steht es um Menschen, die sich dem Erhalt alter Sorten widmen? Weiterlesen auf Multipolar →
Erinnerung an das Gute
Liebe Freude Interesse Glück Glückseligkeit Freiheit Lebendigkeit Nächstenliebe Zuneigung Mitgefühl Inspiration Begeisterung Berührung Würde Erleuchtung Entfaltung Entdeckerfreude Zufriedenheit Empfindsamkeit Genügsamkeit Klarheit Schönheit Schöpfung Läuterung Widerstandskraft Kraft Frohlocken Einkehr Weitsicht Gelassenheit Ausgewogenheit Harmonie Überfluss Vielfalt Vielseitigkeit Hilfsbereitschaft Emsigkeit Vollkommenheit Fleiß Willenskraft Beseeltheit Intelligenz Verstehen Präsenz Beweglichkeit Humor Witz Durchdringung Mut Wagemut Übersicht Perspektive Zielstrebigkeit Orientiertheit Verbundenheit Verwurzelung Heimat Standfestigkeit Friedliebe Spontanität Wildheit Kultiviertheit Disziplin Selbstkontrolle Leben Lachen Entfesselung Zuversicht Beschwingtheit Neutralität Authentizität Ehrlichkeit Aufrichtigkeit Achtsamkeit Rücksicht Voraussicht Entspannung Wachstum Entwicklung Esprit Wonne Sonnigkeit Rechtschaffenheit Gewissen Feuer Erdung Überlegtheit Treue Vertrauen Eigenständigkeit Selbständigkeit Eigenverantwortung Verantwortung Strahlkraft Güte Dankbarkeit Hoffnung Charisma Bescheidenheit Demut Beständigkeit Natürlichkeit Zeitlosigkeit Sinn Besinnlichkeit Farbe Verlässlichkeit Wachheit Genauigkeit Heiterkeit Ausgeglichenheit Echtheit Wahrheit Wahrhaftigkeit Unschuld Kindlichkeit Reinheit Unbedarftheit Ordnung Fürsorge Besonnenheit Lebenskraft Großherzigkeit Herzlichkeit Weisheit Differenzierung Handlung Bewusstsein Segen Vergebung Versöhnung Brüderlichkeit Temperament Gestandenheit Wärme Gottvertrauen Dynamik Fülle Kooperation Zusammenwirken Liebevolles Schöpfen Ideenreichtum Rhythmus Fähigkeit Potenzial Strukturiertheit Synchronizität Synthese Horizont Reinigung Schutz Ausdauer Erweckung Wahlfreiheit Selbstbestimmung Unabhängigkeit Autonomie Geborgenheit Erquickung Seelenfrieden Labsal Würdigung Debatte Auseinandersetzen Freiraum Sanftheit Ermutigung Erneuerung Zukunftsorientiertheit Offenheit Standhaftigkeit Erhellung Erkennen Antrieb Rückgrat Großzügigkeit Tatendrang Menschlichkeit Beleuchtung Wahrheitssinn Wahrheitsstreben Freundschaft Väterlichkeit Barmherzigkeit Größe Intuition Verzeihung Konzentration Unendlichkeit Ewigkeit Fluss Ermunterung Respekt Wertschätzung Mütterlichkeit Licht Heilung Wunder Göttlichkeit Einsicht Menschenliebe Vernunft Freundlichkeit Erbarmen Originalität Eintracht Seligkeit Zärtlichkeit Behüten Geburt Rührung Austausch Sternstunde Maß Kreativität Zweisamkeit Aufatmen Juchzen Singen Linderung Lindheit Gabe Altehrwürdigkeit Aufbruch Eingebung Lebenslust Sonnenaufgang Sternenlicht Frieden Frohsinn Selbstlosigkeit Fürsprechen Begegnung Ausweg Trittsicherheit Anregung Lächeln Befreiung Erfrischung Wohlwollen Erlösung Warmherzigkeit Kommunikation Zuhören Gutes Sanftmut Unermüdlichkeit Beherztheit Getragensein Offenherzigkeit Leichtigkeit Klang Behutsamkeit Altruismus Herzinnigkeit Ergrünen Erblühen Fruchtbarkeit Bedacht Heilsein Klarsicht Zeithaben Tierliebe Niveau Milde Entgegenkommen Entzücken Verzicht Ernsthaftigkeit Vorsicht Überwindung Beflügeltsein Kinderliebe Herrlichkeit Seelenreichtum Echtes Sinnlichkeit Werte Tapferkeit Erinnerung Vorfreude Herz Gewissheit Gewissenhaftigkeit Teilnahme Mutterliebe Ausstrahlung Sorgfalt Fantasie Achtung Erfinderreichtum Verwirklichung Nachsicht Wahrheitsliebe Redlichkeit Freigiebigkeit Tatkraft Erfüllung Weihnachten
Ich wünsche allen Menschen auf diesem Wege einen fröhlichen Tag. Von jetzt an und auch in der Zukunft. Wer Freude daran hat, kann sich all die guten Wörter ausdrucken:
Es ist auch möglich, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um sich an weitere Wörter und Worte zu erinnern. Es gibt Kraft. Und vielleicht ist der Wunsch da, diese Freude mit anderen Menschen zu teilen. Per E-Mail zum Beispiel. Oder ganz direkt.
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Kranz im Herbst

Vor langer Zeit fertigte ich einen Adventskranz aus Tannenreis. Ein Strohring gab die Basis und Draht diente zum Binden. Auf diese Hilfsmittel wollte ich nun verzichten und probierte aus. Meine Grundlage sollte ein Ring aus Brennnesseln werden. Ich streifte die stechenden Blätter herunter und flocht aus drei Ruten eine Litze …
Versöhnung im Land der Verbannung
Die deutsch-russischen Beziehungen reichen weit zurück. Zar Peter der Große (1672 bis 1725) suchte regelmäßig die Nemezkaja sloboda auf, ein Ausländerquartier vor Moskau. Hier lebten vor allem Deutsche – und hier fand er seine erste Geliebte: Anna Mons. Später verlegte der Herrscher die russische Hauptstadt an die Ostsee. Zehntausende Zwangsarbeiter errichteten Sankt Petersburg auf Sumpfgebiet. Vor seinem Tod gründete Peter an diesem Ort die Russische Akademie der Wissenschaften. Zu ihrem ersten Präsidenten bestimmte er seinen Leibarzt Laurentius Blumentrost. Muttersprache der meisten an die Akademie berufenen Wissenschaftler war Deutsch.
Zu ihnen zählte auch Johann Georg Gmelin, geboren in der schwäbischen Universitätsstadt Tübingen. Mit 21 Jahren wurde er zum Professor für Chemie und Naturgeschichte ernannt – an der Akademie der Wissenschaften in Russland. Zwei Jahre später, 1731, reiste er im Auftrag der Zarin und zusammen mit dem Historiker Gerhard Friedrich Müller Richtung Sibirien. In den folgenden zehn Jahren erforschte er den asiatischen Landesteil Russlands: seine Geographie, Tier- und Pflanzenwelt, Bodenschätze, die lokale Wirtschaft und die Lebensweise der Einheimischen.
Im Fernen Osten durchwanderte Gmelin die Wälder der Dahurischen Lärche. Zu seinen Ehren nennen die Botaniker diesen Baum Larix gmelinii. Das Gehölz ist bis hinauf zum Nördlichen Eismeer verbreitet, übersteht Temperaturen von minus 70 Grad Celsius. Im Süden erreicht es die Ufer des Baikalsees. Hier stand Gmelin im Jahr 1735. Die Gegend ist ein eigener Kosmos: Sie beheimatet die einzige Süßwasserrobbe der Welt. Die meisten Seebewohner trifft man nirgendwo sonst – der Baikal gehört zu den ältesten Seen auf der Erde. Im Mittel ist er 50 Kilometer breit und grob 650 Kilometer lang, also einmal Luftlinie München – Rostock. Den größten See Österreichs und Deutschlands, den Bodensee, könnte man ausleeren und 500 Mal wiederbefüllen – allein mit dem Wasser aus dem Baikal.

Bildlizenz: Foto »Nerpa (Pusa sibirica)« von Sergey Gabdurakhmanov / CC BY 2.0.
Wir sprechen vom reichsten Süßwassersee der Welt. An den Wassermassen aus allen Flüssen der Erde und allen nicht salzigen Seen hält der Baikal mehr als ein Fünftel. Mit 1642 Metern ist er der tiefste See überhaupt. Und dennoch ragen 27 Inseln aus seinen Wassern. Eine von ihnen trägt den Namen Olchon. Um die Fischproduktion auszuweiten, wurde hier 1938 die Siedlung Chuschir gegründet. Wenig später zogen über 200 Männer in den fernen Krieg. Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland kehrte weniger als die Hälfte von ihnen lebend in die junge Ortschaft zurück. Ende der 1990er, als die Sowjetunion zusammengebrochen war, bot sich folgendes Bild: Ein Dorf mit 1000 Erwachsenen und 200 Kindern. Strom aus der Steckdose – das gab es nur gelegentlich, und niemand brauchte einen Gedanken an ein Handy zu verschwenden. Fließendes Wasser aus der Leitung? Unbekannt.
Die Filmemacher Susanne Becker und Bernd Reufels wählten diesen Platz für ein Experiment aus – im Auftrag des ZDF. Zwei deutsche Familien sollten nach Chuschir umsiedeln. Auf jede wartete ein Holzhäuschen mit Gemüsegarten und Vieh. Für das Wagnis existierte kein Drehbuch. Das Leben selbst würde die Geschichte schreiben, beobachtet von der Kamera, festgehalten in dem Film »Sternflüstern«. Von flüsternden Sternen spricht man dort auf Olchon, wenn der Atem zu Eis gefriert und leise klingend zu Boden fällt. Doch so kalt empfing die Familien ihre neue Heimat nicht.
Mit wenig Gepäck erreichen die Abenteurer die Insel zu Schiff. Anfang September 2003 geht es an Land. Die Deutschen erwartet der ausklingende Sommer. Familie Möchel findet endlich ihr Zuhause. Vor der Holzhütte entfaltet sich ein herrliches Seepanorama. Die Meteorologin Ljudmila will gleich ihre deutschen Nachbarn kennenlernen – die sprechen keinen Brocken Russisch. Für die Kinder ist das nicht weiter schlimm. Die vier Töchter schließen bald Freundschaft mit Ljudmilas Sohn Aljoscha. Seine Mutter zeigt den Bayern, wie die Kuh gemolken wird. Außerdem müssen sie lernen, den Ofen zu feuern, um etwas Warmes auf den Teller zu bekommen. Die Familie begreift, was es bedeutet, wenn das Überleben vom eigenen Garten, von kreativen Einfällen und guten Freunden abhängt.
Aljoscha wirkt nachdenklich. Der Vater soll ein Trinker gewesen sein; für seinen Sohn konnte er wenig tun. Erst vor Wochen verließ er Frau und Kind, um mit einer anderen zu leben. Bei Herrn Möchel reift ein Plan: Am Ufer liegt ein kaputtes Motorboot. Er treibt im Dorf Wachstuch auf, bei Nikita fragt er nach Scharnieren, Drahtseil und Holz. Etwas Deutsch und Englisch spricht dieser blondhaarige Geschäftsmann. Nikitas unternehmerischer Verstand schaltet schnell, als er erfährt, dass Herr Möchel Schreiner von Beruf ist. Er bietet ihm an, beim Bau der orthodoxen Kirche zu helfen, um das Material abzubezahlen. Und schon steht der Familienvater aus Bayern hoch oben auf dem Dach. Unangeseilt streicht er mit Helfern die Kirchenkuppeln blau.
Es sind die letzten milden Tage des Jahres, als das Segelboot fertig wird. Aljoscha verlässt der Mut. Schon so viele Fischer wurden auf dem Baikal von Stürmen überrascht, sind gekentert und ertrunken. Doch er nimmt sich ein Herz und fährt mit dem Deutschen hinaus aufs Wasser. Aljoscha beginnt, auf dem Boot zu tanzen; der Wind bringt die beiden zu neuen Ufern.
Der russische Winter kommt unerwartet, auch für Familie Klapproth aus dem Harz. Anfang Oktober fallen über Nacht 15 Zentimeter Schnee. Tochter Jenny begutachtet die Wäsche auf der Leine: steifgefroren. Von nun an überlegt sich jeder zweimal, ob er vors Haus tritt. Daran führt kein Weg vorbei. Die Kuh brüllt, weil das Euter drückt, oder umgekehrt: Die Blase meldet, dass es Zeit wäre, das Plumpsklo aufzusuchen. Trinkwasser schöpfen die Menschen immerzu aus dem Baikal. Der Herd ist die einzige Wärmequelle im Haus. Wenn es am Holz mangelt und das Feuer nachts erlischt, muss der Frühstücksbrei aus Eisplatten gekocht werden. Der See jedenfalls ist rein: Die Sichtweite unter Wasser soll bis zu 40 Meter betragen. Friert der Baikal zu, bilden sich wunderschöne Mosaikmuster.

Bildlizenz: Foto »Baikal« von Sergey Pesterev / CC BY-SA 2.0 / Foto beschnitten.
Das Leben auf Olchon verändert die Familien wie auch die Menschen, die nicht auf der Leinwand in Erscheinung treten. Der Kameramann vom ZDF kommt auf neue Gedanken: »Es gibt keinen Fernseher, es gibt kein Telefon. Und das alles lässt einen ganz allmählich ruhig werden.« Selbst bei den Einheimischen tut sich etwas. Klapproths wohnen mitten im Dorf. Ihre Nachbarn heißen Michail und Maria. Der Kontakt war freundlich, aber anfangs von Zurückhaltung geprägt. Tochter Jenny machte sich nichts daraus. Sie lief oft zu den beiden betagten Russen. Mit der Zeit entstand ein Austausch zum gegenseitigen Nutzen.
Beim gemeinsamen Abendessen bricht bei Michail das Eis. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 ließen Abermillionen Russen ihr Leben. Im selben Jahr wurde die Wolgadeutsche Republik in Sowjetrussland aufgelöst. Hunderttausende Russlanddeutsche wurden zwangsumgesiedelt, viele davon nach Sibirien. Michail war sechs Jahre alt, als sein Vater im Krieg gegen die Deutschen starb. Das hatte ihn geprägt. Klapproths verstehen kein Russisch, doch nun sagt Michail: »Uns ist es schlecht gegangen und euch ist es schlecht gegangen; lassen wir das Vergangene Geschichte sein.«
Beim Abschied im Januar 2004 fließen viele Tränen. Michail hätte seine junge Nachbarin gern für immer behalten. Vater René sei für ihn wie ein Sohn gewesen, Mutter Kerstin wie eine Tochter und Jenny wie eine Enkelin. Der Film »Sternflüstern« wurde in den folgenden Wochen in Etappen im Zweiten Deutschen Fernsehen gezeigt, erreichte ein Millionenpublikum. Heute würde er neue Aufmerksamkeit verdienen.
Das Verbindende entzieht den Konflikten den Boden. Am fernen Baikal in Sibirien zeigt sich: Auch zwei verfeindete Völker können die Gräben zwischen einander überwinden, gemeinsam Herausforderungen angehen und sich eine Hilfe sein. Und vielleicht, vielleicht könnten sie auch miteinander über eine gute Zukunft nachdenken und beginnen, sie zu erschaffen. Zumindest könnten sie darüber Lieder schreiben oder einfach zusammen musizieren, wie es die Menschen am Baikalsee im Winter mit gefrorenen Eisplatten tun.
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Voll, aber nicht satt
Ob in Deutschland, Italien oder anderswo: Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen? Diese Frage hat mich zu einem Interview mit einer Expertin für Nahrungsqualität inspiriert. Weiterlesen bei Medien plus →
Neue Regeln beim Düngen: Landwirte in Nöten
Ein Bericht von mir in der Zeitung zu einem landwirtschaftlichen Thema: Gülle soll weniger stinken. Moderne Maschinen müssen her – um die Düngeverordnung zu erfüllen. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen. Ein Besuch bei den Wurzeln unserer Nahrungsmittel. Und ein Hinweis auf Alternativen im Umgang mit dem Ammoniakproblem. Weiterlesen in der Berliner Zeitung →
Goldener Oktober
Die Schatten sind länger geworden. Im flachen Winkel fällt das Licht durch die Baumwipfel – ein Mittag im späten Herbst. Das Ohr vernimmt ein tiefes Brummen von links: Hummelköniginnen tauchen ihren Rüssel in den süßen Nektar der Braunelle. Mit seinem kräftigen Lila zieht der Lippenblütler auch Wanderers Auge in seinen Bann. Vor allem jetzt, wo die Vegetation in einem Strohfeuer verschmilzt, um dem weißen Winter Platz zu schaffen.
Wer sich etwas Zeit nimmt, der spürt dieses verbindende Element allen Seins. Dem ewigen Ruf der Schönheit folgend geht die Natur in den Schlaf über. In den tiefsten Nächten träumt sie dann unter dem Sternenhimmel von … »Tiitütüü!«, unterbricht ein Vogel. Der Geist kehrt in die Gegenwart zurück.
Die Flugfauna äußert sich zaghafter im fortgeschrittenen Jahr. Die fröhlichen Lieder sind ausgeklungen. Dafür schenkt die Sonne Wärme. Und Marienkäfer landen auf Arm und Bein. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn … So viele Punkte auf dem Panzer – man kann sie gar nicht zählen, eh das Insekt seine roten Flügel wieder ausgebreitet hat.
Erneut fährt der Wind durchs Haar. Ein Konfettiregen löst sich aus dem Dach der Buche. Im Lichtstrahl Helios’ segeln die Blätter zu Tausenden hernieder. Schützend legt sich das Laub auf die Erde. Der Mantel unter den Füßen knistert beim Durchwaten.
Vor dem tiefblauen Himmel richten die Bäume ihre rot-goldenen Kronen in die Lüfte. Espe und Salweide bleiben länger grün. Es ist eine Szene wie aus dem Bilderbuch … Plötzlich fallen Regentropfen. Hoch oben zieht eine dunkle Wolke vorüber. Die Sonne scheint weiter. Ein Waldbad im Oktober ist immer eine Erfrischung.
Woher Hast und Eile kommen
Ein Blick auf den Terminkalender: keine Verpflichtungen heute, Gott sei Dank. Und trotzdem macht sich Unruhe breit. Woher kommt das? Wann stellt sich Ruhe ein?
Der zweite Weihnachtsfeiertag wollte zügig zu Ende gehen. Ich blickte konzentriert auf die Flammen im Ofen. Sie hatten das Scheit Holz fest im Griff. Mich hatte etwas anderes im Griff: das, was morgen sein wird. Was das sein möge, wusste ich selbst noch nicht. »Ich muss vorwärtskommen«, das diktierte der Kopf.
Die Welt da draußen dreht sich immer schneller; die Erde nicht: Die Sonne geht weiterhin jeden Morgen auf, stoisch, unbeirrt. Gütig blickt sie auf ihre Kinder, streichelt sie mit ihren Strahlen. Was sie wohl denkt, wenn sie all die Menschen betrachtet? Die Leute eilen und fliehen – doch vor was?
Ich merkte: Die Rastlosigkeit verengt wie ein Schmerz meinen Brustraum. Was sagte dieses Gefühl? Ich ging ihm nach und konnte es für meinen Verstand übersetzen:
Es muss schnell gehen. Du verlierst Zeit. Du vergeudest Zeit. Tue mehr Dinge, wo du in deinem Schaffen mit der Seele aufgehst.
Ein wenig Stille und Ruhe machte sich in mir breit. Ja, mein Kopf diktiert mir unablässig Notwendigkeiten, Aufgaben – angeblich wichtig, um Ziele zu erreichen. Ich bin immer am Werden. Ich bin der Erfüllungsgehilfe für große Pläne. Wann lebe ich?