Voll, aber nicht satt

Ob in Deutschland, Italien oder anderswo: Äcker verlieren fruchtbaren Humus. Genau der aber macht den Boden lebendig, speichert Wasser und bringt unsere Lebensmittel hervor. Können ausgelaugte Felder noch gesunde Früchte hervorbringen? Diese Frage hat mich zu einem Interview mit einer Expertin für Nahrungsqualität inspiriert. Weiterlesen bei Medien plus

Neue Regeln beim Düngen: Landwirte in Nöten

Ein Bericht von mir in der Zeitung zu einem landwirtschaftlichen Thema: Gülle soll weniger stinken. Moderne Maschinen müssen her – um die Düngeverordnung zu erfüllen. Die Folge: Exkremente im Futtertrog und Geldsorgen. Ein Besuch bei den Wurzeln unserer Nahrungsmittel. Und ein Hinweis auf Alternativen im Umgang mit dem Ammoniakproblem. Weiterlesen in der Berliner Zeitung →

Tips für alle, die neu im Garten sind

Gestern, der 20. März, ist das Sommerhalbjahr angebrochen. Allen angehenden Gärtnern möchte ich aus diesem Anlass einige Hinweise geben:

An morgen denken

Denken wir nur an die Ernte im Herbst, könnten uns die eigenen Erwartungen bald enttäuschen. Am leichtesten gärtnert es sich, wenn wir die Zukunft im Blick halten. Was wir heute tun, tun wir für morgen.

Humus aufbauen

Auch wer vom Gärtnern träumt, aber noch keine Zeit dazu findet, kann heute die Saat für morgen legen:

Unser Planet Erde ist nur dank einer dünnen Haut ein blühendes Eden: Humus ist die Quelle dieser Fruchtbarkeit. Ist der Boden daran reich, färbt er sich dunkelbraun bis schwarz. Dann hat die Erde eine krümelige Struktur und bindet Wasser wunderbar.

Wenn die Fläche, auf der man eines Tages anbauen will, schon feststeht, kann man die Beete per Flächenkompostierung vorbereiten. Grüne, nährstoffreiche Dinge werden gemischt mit gehäckseltem faserigem und holzigem Material laufend dem Boden gefüttert. Die Schichthöhe sollte zu keinem Zeitpunkt eine Stärke überschreiten, bei der es aufgrund von Luftmangel zu Wärmebildung käme; 10cm könnten ein guter Richtwert sein. Es werden viele Würmer herbeieilen und mit ihren Helfern gemeinsam besten Kompost bereiten. Für größere Gärten würde sich Gehäckseltes von der Grünschnittannahmestelle anbieten sowie Gras. (Wenn es sich um feinen Rasenschnitt handelt, gut mischen mit anderem Material, damit sich nicht Hitze und Fäulnis darin entwickeln.)

Samen ziehen

Saatgut in Tütchen ist teuer. Solche geringen Portionen sind geschickt, wenn man Pflanzen vorzieht, nicht aber dann, wenn man direkt aussät:

Oft keimt der einzelne Same an der gewünschten Stelle nicht oder eine Schnecke grast ihn ab und es bleibt eine Lücke. Wenn der Boden nicht feinkrümelig ist, sondern eine grobe Struktur aufweist, weil ihm Humus fehlt, dann liegt der gesäte Samen mal zu tief, mal zu nah an der Oberfläche und ist damit unter Umständen verloren. Weiterlesen

Fassung einer Kluftquelle im Lungau

Letzten Herbst habe ich von einer Quellfassung in Niederösterreich berichtet. Einige Leser sagten, ihnen hätten da die Bilder gefehlt. Sie könnten sich nicht so gut vorstellen, was da eigentlich passiert. Im Mai haben wir am Krameterhof wieder eine Quelle gefasst und ich habe die Möglichkeit genutzt und ein paar Bilder gemacht.

So sieht die Kluftquelle aus.
Die Quelle wird nicht zur Trinkwasserversorgung benötigt. Wir haben sie gefasst, um das Wasser durch ein Rohr in den anliegenden Teich plätschern zu lassen. So bleibt im kalten Lungauer Winter ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei. Und die Bewegung reichert das Wasser mit Sauerstoff an.

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Am Wasser kann man alles messen

  • Diesen Aufsatz habe ich anlässlich dem Abschluss meines Lehrgangs zum Holzer’schen Permakulturpraktiker verfasst. Was ist das Verhältnis der Menschheit zu ihren Lebensgrundlagen Humus, Wasser und (Boden)fruchtbarkeit? Und wie könnte es in Zukunft aussehen? In diesem Artikel erwarten Sie unkonventionelle Gedanken.

Friedensreich Hundertwasser hat sich einmal gefragt, warum wir zwar Gott danken für unser täglich Brot, aber nicht beten, auf dass sich das, was durch den Magen ging, wieder in Erde umwandle. Was vor den Zeiten von Wassertoilette und Schwemmkanal war, ist gar nicht so einfach herauszufinden. Aufzeichnungen gibt es aus den Städten, aber dort lebte einmal nur ein Bruchteil der Bevölkerung. In den ländlichen Stadtteilen und auf dem Land hat es aber auf jeden Fall das Plumpsklo, mit oder ohne Abdichtung zum Boden hin, gegeben. Konnte die Flüssigkeit versickern, bot sich das Zweigrubensystem an: Ein Jahr lang hockte man über der linken Grube, im nächsten über der rechten. In dieser Zeit konnte der Grubeninhalt vom Vorjahr kompostieren, bevor er ausgeräumt wurde und alles von vorne begann. Wurde die Flüssigkeit aber daran gehindert, ihren Weg Richtung Grundwasser zu suchen, musste man regelmäßig Hand anlegen und das Unaussprechliche ausheben. Auch noch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts rückten auf dem Land Dienstleister an – man nannte sie liebevoll Scheißefahrer –, pumpten die Gruben leer und brachten alles auf die Felder. Außerdem soll es auch Abtritte über dem Saustall gegeben haben, wobei die Feststoffe von den Sauen gefressen wurden. Wo man aber den Bezug zur Natur gänzlich verloren hatte, hielten entsprechende Zustände Einzug:

»Das wunderschöne, romantische Bild von Wall und Wehrgang, von hohen Giebeln und gotischen Türmen ergänzte sich durch einen beispiellosen Schmutz. Die antiken Stadtwesen schwemmten wenigstens ihren Unrat weg, den mittelalterlichen fiel das aber nicht im entferntesten ein. Es gab zwar Gossen als eingetiefte Längsrinne in der Straßenmitte. Aber die mündeten nicht in unterirdische Ablaufkanäle, höchstens daß die eine oder andere einmal in die faulenden Gewässer des Stadtgrabens überfloß. Soweit Stadtbäche vorhanden waren, benützte man sie zum Trinken, Bleichen und Waschen, und die Gerber und Färber nahmen sie für sich in Anspruch. […] In dasselbe Wasser, das ein paar Gossen weiter für die Küche geschöpft wurde, warf man oft genug tote Hunde, Katzen und Schweine und Abhub aller Art hinein. Auch Nachttöpfe und Leibstühle wurden dorthin ausgegossen.«

Annie Francé-Harrar¹

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Quellfassung in Niederösterreich

Anfang Oktober war ich mit dem Lehrgang bei einer Familie in Niederösterreich zu Gast. Wir haben dort eine Quelle gefunden und gefasst. Im Folgenden eine Beschreibung, wie es uns gelang.

Wir standen auf der Hügelkuppe, schauten nach links, nach rechts – hier fällt der Regen, sickert ein, trennt sich und geht verschiedene Wege; das ist die Wasserscheide. Wir folgten dem Wasser talabwärts Richtung Süden, weil diese Seite des Hangs zum Hof gehört. Schwarzerlen, Eschen oder die Waldrebe verrieten uns, dass wir auf dem richtigen Pfad waren; sie zeigen Feuchtigkeit an. Wir hatten die Waldgrenze erreicht und stiegen in die Wälder ab. Bald schon stießen wir auf einen kleinen, wasserführenden Graben. War das Regenwasser? Wo kam das Rinnsal her? Und siehe da, es floss aus der Böschung heraus.

Am nächsten Tag wollten wir unsere Vermutung überprüfen, dem Wasser nachgraben. Ein kleiner Bagger hätte es auch getan, aber der 16 Tonnen schwere war eben schon vorhanden; er gehört zum Fuhrpark. Josef stand mit einer Schaufel im Graben, ein Lehrgangsteilnehmer lenkte den Bagger und die anderen blieben in sicherer Entfernung. Der Bagger wurde so positioniert, dass er einen sicheren Stand hatte, aber gleichzeitig so arbeitete, dass er nicht quer zum Hang Erdreich abtrug, sondern möglichst in den Hang grub. Dadurch wird die bergseitige Wand der Baugrube weniger belastet. Jetzt stach der Böschungslöffel in den Boden ein, reiste Jahrhunderte in die Vergangenheit, erhob sich wieder und türmte die Erdmassen an einem anderen Ort auf.

Josef suchte nach jeder Grabung mit der Schaufel nach dem Verbleib des Rinnsals und achtete mit peinlicher Genauigkeit darauf, dass die Erde immer auf der Höhe des Wassers abgegraben wurde und nicht tiefer. Immer wieder musste der Bagger das Bachbett nachziehen, damit Josef nicht im Sumpf verschwand.

Allmählich kamen wir tiefer in die Böschung hinein und entdeckten eine bläuliche Bodenschicht. Weiterlesen

Warum veredelt man Äpfel und woher stammt das Wort Permakultur?

Liebe Leser,

im Mai habe ich meinen Lehrgang am Krameterhof begonnen. Wir sind etwa 20 Leute aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Einmal im Monat kommen wir für vier Tage zusammen. Zu Beginn erzählte uns Josef Andreas – er ist der Sohn von Sepp Holzer und Leiter des Lehrgangs – über die Philosophie der Permakultur. Wir lernten etwas über Wälder, alte und moderne Waldnutzungsformen. Josef machte einen kleinen Rundgang mit uns und zeigte Teiche, Erdkeller und seine vielen Tiere. Danach beschäftigten wir uns zwei Tage mit Obst und lernten das Veredeln. Im Juni haben wir dann Pilze vermehrt, erfuhren über den Körperbau der Pflanzen (Pflanzenphysiologie), ihre Erkennungsmerkmale und welche Rückschlüsse sie auf die Bodenbeschaffenheit zulassen (Zeigerpflanzen). Außerdem besprachen wir die Bodenschichten (Geologie), wann Quellen austreten und wie man das Wasser auf dem eigenen Land sammelt und hält (Wasserretention). Am letzten Tag bauten wir auf großen Tischen ein maßstabsgetreues Modell aus sandiger Erde. Nach der Fertigstellung hatte jede Gruppe ein Abbild des Grundstücks vor sich und überlegte, wie man es gestalten und nutzen könnte.

Das Wort Permakultur

Woher kommt das Wort Permakultur? David Holmgren und der Australier Bill Mollison haben es in den 70er Jahren aus ›permanent agriculture‹ (dauerhafte Landwirtschaft) zusammengesetzt. Schon 1910 schrieb Cyril George Hopkins ein Buch mit dem Titel ›Soil Fertility and Permanent Agriculture‹ (Bodenfruchtbarkeit und dauerhafte Landwirtschaft). Franklin Hiram King veröffentlichte 1911 ›Farmers of Forty Centuries (or) Permanent Agriculture in China, Korea and Japan‹ (Bauern von 40 Jahrhunderten (oder) dauerhafte Landwirtschaft in China, Korea und Japan).

Für mich ist Kultur das, was daraus entsteht, wenn der Mensch eine Beziehung mit der Natur eingeht. Ob eine Kultur von Bestand sein kann, messe ich an den Honigbienen: sterben die Bienen, stirbt die Kultur. Was ich also hoffe am Krameterhof mitnehmen zu können, sind Impulse, wie man die Samen für eine neue, dauerhafte Kultur sät.

Die unbekannte Geschichte des Veredelns

Im Mai hat jeder von uns zwei Apfelbäume veredelt. Aber was ist Veredeln? Das ist, wenn man zwei Pflanzen oder Pflanzenteile miteinander verbindet und zum Verwachsen bringt. Aus zwei Bäumen wird einer, denn von nun an teilen sich beide den Saftstrom.

Nur warum veredelt man einen Apfel? Weiterlesen

Lebende Häuser und eine Führung über den Krameterhof

Liebe Leser,

in meinem zweiten Rundbrief berichte ich kurz vom Seminar am Krameterhof letzten Mai und einer Exkursion nach Nordhessen, wo ich Konstantin Kirsch traf, einen Entwickler lebender Häuser.

Auf dem Weg ins Salzburger Lungau hatte ich das Glück, ab München mit einem Kursteilnehmer fahren zu können. Bei guter Verkehrslage dauert die Fahrt dann noch grob 3,5 Stunden. Mitte Mai (nach den Eisheiligen) stagnierten die Temperaturen auf dem 1300m hoch gelegenen Hof einige Grade über null.

Bei der Ankunft herrschte bereits Hochbetrieb, denn die Teilnehmer des diesjährigen Lehrgangs hatten ihre Ausbildung gerade erst begonnen.

Josef Holzer führte uns über seinen 45 Hektar umfassenden Hof und ließ uns an seinem Verständnis der Permakultur, also der dauerhaften, beständigen, permanenten und nachhaltigen Kultur, teilhaben; sie basiere auf drei Säulen, erklärte er: die erste bestehe darin, die Natur zu beobachten und in eine landwirtschaftliche Kultur zu übersetzen; die zweite, darauf aufbauende besage, man müsse damit auskommen, was einem das Land gibt (Stoff- und Energiekreisläufe müssen folglich funktionieren) und die dritte stehe für die Verantwortung seinen Handlungen gegenüber. Hier heiße es, sich zu hinterfragen, Entwicklungen zu beobachten, Fehler zu erkennen und sich einzugestehen als auch dann etwas zu ändern. Weiterlesen