Letzten Herbst habe ich von einer Quellfassung in Niederösterreich berichtet. Einige Leser sagten, ihnen hätten da die Bilder gefehlt. Sie könnten sich nicht so gut vorstellen, was da eigentlich passiert. Im Mai haben wir am Krameterhof wieder eine Quelle gefasst und ich habe die Möglichkeit genutzt und ein paar Bilder gemacht.
Die Quelle wird nicht zur Trinkwasserversorgung benötigt. Wir haben sie gefasst, um das Wasser durch ein Rohr in den anliegenden Teich plätschern zu lassen. So bleibt im kalten Lungauer Winter ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei. Und die Bewegung reichert das Wasser mit Sauerstoff an.
Die Quelle tritt aus kluftigem Fels aus (Gneisgestein). Man muss sehr darauf achten, ihr nur oberhalb des austretenden Wassers nachzugraben: Wenn man einen darunterliegenden Felsbrocken lockert, kann die Quelle in der Tiefe verschwinden. Der Grund ist sandig, weil das Wasser über einen langen Zeitraum alle Feinteile fortgespült hat. Eindringender Sauerstoff hat das Gestein rostrot gefärbt. Die Höhle (Quelldom) ist jetzt 1m tief. Man sollte so tief gehen, dass der Eintritt von versickerndem Regenwasser ausgeschlossen werden kann. Es sollten keine Wurzeln mehr an der Decke zu sehen sein. Wenn man aber den Eindruck hat, dass sich die Situation nicht mehr verbessert, kann mit der Fassung begonnen werden. Alle lockeren Gesteinsbrocken in der Höhle müssen entfernt werden. Mit dem Aufbau vom Lehmdamm wird 30cm im Innern begonnen. Das Rohr ist 60mm stark. Bei den Kunststoffen ist Polyethylen PVC vorzuziehen. Die ersten 70cm werden auf der Oberseite gesiebt mit einem 6mm-Bohrer. Die Unterseite vom Rohr bleibt unangetastet. Das Rohrende wird verschlossen, damit kein Kies hineingerät. Das Rohr ist in den Damm eingebaut worden. Die gesiebten 70cm liegen fest angedrückt in der Höhle, die Löcher nach oben. Der Grund hat ein Gefälle nach außen. Wo das Rohr wieder an das Tageslicht kommt, muss es abgestützt werden. Es sollte nicht am Lehmdamm ziehen, sonst wird er undicht. Hinten unten entspringt die Quelle aus einer Felsspalte, staut sich vor dem Lehmdamm auf und läuft durch die Löcher ins Rohr und ab. Die Quelle dankt es, wenn sie an ihrem Ursprung nicht überstaut wird: Dem leichtesten Weg folgend nimmt die Wassermenge über die Jahre noch zu. Damit die Höhle nicht einstürzt, wird sie mit gewaschenem Kies ausgefüllt. Man sollte ihn wirklich gut verdichten. Der Damm wird mit geknetetem Lehm erhöht. Ein paar Kieselsteine mit eingeschlossen erhöhen seine Stabilität. Der 30cm dicke Damm hat die Höhle verschlossen. Regenwasser von oben läuft außenseitig ab. Die Quellfassung ist fertig. Die Schüttung liegt bei 3 Litern pro Minute – ganze 4000 Liter am Tag. Diese Dokumentation mit anderen Menschen teilen